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Envision Energy will die Welt vernetzen: Datensammlung für den guten Zweck
Das passt zur Geschäftsstrategie des 2007 in Shanghai gegründeten Unternehmens, das kürzlich in Hamburg sein europäisches Hauptquartier aufschlug. Im Interview mit Reuters kündigte CEO Lei Zhang für die kommenden drei bis fünf Jahre Investitionen von 1 Milliarde Euro in Nordeuropa an. Bislang betreibt das Unternehmen ein Innovationszentrum in Dänemark sowie nun das Büro in Hamburg, von wo aus das europäische Energiemanagement koordiniert werden soll. „Wir glauben, dass wir bessere Produkte bieten können, bessere Hard- und Software“, zeigt sich Zhang ganz unbescheiden. „Deutschland soll unser Experimentierlabor werden.“
Bislang konnte das Unternehmen, weltweit achtgrößter Turbinenhersteller, vor allem in der Heimat punkten. Von den Anlagen mit einer Leistung von 7,5 Gigawatt sind die meisten in China zu finden, wo man auch im Offshore-Bereich tätig ist. Eine spezielle Anlage mit zwei in sich verstellbaren Rotorblättern soll besonders standfest gegenüber den Taifunen im Chinesischen Meer sein und wird seit drei Jahren in Dänemark getestet. Aber auch in den USA verfügt man bereits an mehreren Standorten über Innovationszentren.
Zu den Windkraftanlagen kommen 50 Gigawatt an erneuerbaren Energien, die das Management-System von Envision nutzen. Kein Wunder, dass es den Chinesen die deutsche Energiewende besonders angetan hat, denn hier bieten sich aktuell die größten Möglichkeiten in der Energieindustrie. Dabei setzt man nicht nur auf die Produktion von Windkraftanlagen, sondern liefert auch gleich die passende Software mit, um für eine umfassende Vernetzung zu sorgen. Auf der WindEnergy wurden diese Produkte nun erstmals außerhalb von China vorgestellt.
Das Energieanlagen-Betriebsmanagement EnOS ist eine Open-Source-Plattform, mit der die Erzeugung und Speicherung von erneuerbarer Energie, Smart Grids und Elektrofahrzeuge vernetzt werden können. Dank Echtzeit-Computing und Datenanalyse kann EnOS durch Nutzung sämtlicher Energieinfrastrukturen intelligent steuern wie, wo und wann Geräte Energie produzieren, speichern und nutzen.
Die Idee dahinter: Eine allumfassende Lösung für eine zukünftige, vernetzte Energiewelt. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass die Betreiber und Hersteller ihre Daten zur Verfügung stellen, denn das ganze ist Cloud-basiert. Dabei betont Envision zwar, dass das System sicher ist, aber die Angst vor Datenlecks dürfte gerade bei den für diese Themen sensibilisierten Europäern groß sein.
Auch das zweite Produkt EnSight setzt auf Datensammlung: EnSight nutzt Physik-basierte Modelle, die mit Hilfe von Big Data statistisch-signifikante unterdurchschnittliche Leistungen eindeutig entdecken und entsprechende Abhilfemaßnahmen empfehlen. Diese praktisch umsetzbaren Erkenntnisse optimieren die Leistung von Windparks und führen zu maximalen wirtschaftlichen Erträgen. Auch hierfür ist eine umfassende Datenbank nötig, die ständig mit aktuellen Daten aus dem Windpark und den Einflüssen von außen – wie z.B. den Wetterbedingungen – gefüttert werden muss.
Windkraftanlage von Envision Energy (Foto: Envision)
Dann, so verspricht der Hersteller, soll es möglich sein, genauere Analysen der Standorte schon vor dem Bau des Parks abzugeben und die Turbinen noch besser zu platzieren, um die maximale Leistung herauszuholen. Dazu gehören natürlich auch die ‚Smart Turbines‘ der Chinesen, die ebenfalls mit bestimmten Algorithmen Daten sammeln und verwerten. „Wir wollen aber die gesamte Wertschöpfungskette bedienen, nicht nur die Turbinenherstellung“, erklärt Peter Thorsted, Leiter des dänischen Innovationszentrums, auf der Messe in Hamburg.
In den vergangenen Monaten hat sich Envision dazu bereits in verschiedene Unternehmen eingekauft, um auf deren Informationen zugreifen zu können, unter anderem BazeField, Europas zweitgrößten Softwareanbieter für das Management von erneuerbaren Energieanlagen, oder ChargePoint, den weltgrößten Hersteller von Ladesäulen-Netzwerken. Ein weiterer Teil der anvisierten Milliardeninvestition dürfte ebenfalls in Partnerschaften fließen. Dabei ist es egal, ob es sich um Start-Ups oder große Versorger handelt – Hauptsache die Datenbanken stimmen.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- kr@windmesse.de
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