AGOW: Offshore-Windenergie vor dem Durchbruch, Deutschland verschenkt Möglichkeiten!
Wenn auch nicht voll übertragbar, zeigt das in den Niederlanden erzielte Ausschreibungsergebnis mit 7,27 €ct/kWh für 15 Jahre eindrucksvoll, dass die von der Branche seit Jahren betonten Kostensenkungspotenziale real und erreichbar sind – wenn die Bedingungen stimmen.
- In den Niederlanden können durch hohe Ausschreibungsvolumina, aber z. B. auch durch die Möglichkeit, Angebote über unmittelbar benachbarte Projekte abzugeben, erhebliche Skaleneffekte genutzt werden.
- Dort sind in diesem Jahr mehr als 1.400 MW ausgeschrieben, angesichts des neuesten Ergebnisses wird bereits darüber nachgedacht, weitere, zusätzliche Mengen zur Ausschreibung zu bringen.
- Weiterhin kommen in den Niederlanden die international anerkannten Offshore-Standards zum Einsatz. Rein nationale Standards in Deutschland verringern hingegen grenzüberschreitende Synergien.
Nicht nur im Vergleich zu den Niederlanden ist die EEG-Einigung der Koalitionsfraktionen ein Rückschritt für die Offshore-Windenergie. Die vorgesehenen niedrigen Jahresmengen sowie das vorgesehene Ausschreibungsdesign für die Jahre bis 2025 begrenzen die Windparkgrößen signifikant – angesichts stetig wachsender Turbinen- und Windparkgrößen ist dies schlichtweg absurd und teuer.
Koalition bremst Ausbau der Offshore-Windenergie weiter ab.
„Die Reduzierung des Ausbaus ist hochgradig enttäuschend und in weiten Bereichen nicht nachvollziehbar“, so bezeichnet der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Offshore-Windenergie e.V. (AGOW) Uwe Knickrehm die EEG-Einigung der Koalitionsfraktionen.
Mit der EEG-Einigung wird der Offshore-Wind Ausbau für die Jahre 2021 bis 2025 auf durchschnittlich 620 MW im Jahr begrenzt, in den Jahren 2021 und 2022 sogar auf nur noch jeweils 500 MW. Im Vorschlag des Wirtschaftsministeriums waren noch durchschnittlich 730 MW vorgesehen, auch dies schon deutlich unter den jährlichen 900 MW, welche die Branche für erforderlich hält. Jetzt wird dieses sinnvolle und prinzipiell machbare Ziel für eine kontinuierliche Kostensenkung und zur Sicherung heimischer Arbeitsplätze fast halbiert.
Vage Versprechungen für die Zukunft
Um dennoch das Ziel von 15 Gigawatt für das Jahr 2030 einhalten zu können kündigt die Koalition jetzt einen Ausbau von jährlich 840 MW ab dem Jahr 2026 an – ein vages Versprechen angesichts eines Zeitraums, in dem noch zwei Bundestagswahlen liegen.
Schleppender Netzausbau darf nicht die Klimaziele konterkarieren!
Als Grund für den verschleppten Ausbau der Offshore-Windenergie insbesondere in der Nordsee sieht die Koalition offensichtlich bestehende Netzengpässe. Allerdings hat selbst der zuständige Netzbetreiber TenneT mehrfach erklärt, der nächste große Offshore-Netzanschluss von 900 MW könne im Jahr 2021 fertiggestellt und nachfolgende Netzengpässe bis dahin weitgehend beseitigt werden.
Die Offshore-Windindustrie nimmt die Netzproblematik ernst, aber Synchronisation mit dem Zubau Erneuerbarer Energien darf nicht verminderten Druck beim Netzausbau bedeuten. Genau das wird aber mit der jetzigen Koalitionseinigung zum EEG bewirkt – trotz bestehender anderer Möglichkeiten.
Würde das bisher unzureichende Tempo des Netzausbaus das Tempo der Energiewende bestimmen, wären die Koalitionsziele für Erneuerbare Energien ebenso wenig zu erreichen wie die klimapolitischen Ziele von Koalition und Kanzlerin.
Ein Beschluss der verschenkten Möglichkeiten
„Die Einigung der Koalitionsfraktionen zur Reduzierung des Ausbaus der Offshore-Windenergie ist schädlich und gefährdet Arbeitsplätze in der heimischen Industrie; sie verschenkt mögliche Kostensenkungen und verschlechtert die internationalen Wettbewerbsbedingungen einer Zukunftsbranche“, so Knickrehm abschließend.
- Quelle:
- AGOW
- Link:
- www.agow.eu/...
- Windenergie Wiki:
- Windpark, Turbine, Offshore, MW, Energiewende