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Österreich: Mogelpackung „atomstromfrei“
Der gestern von der E-Control veröffentlichte Stromkennzeichnungsbericht zeigt deutlich, dass Österreich seinen Stromverbrauch noch immer mit bis zu 11 % Atomstrom deckt. „Die von der E-Control verkündete Atomstromfreiheit Österreichs ist ein Märchen“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft und ergänzt: „Solange es keine Änderungen auf europäischer Ebene gibt, sind die Herkunftsnachweise eine Mogelpackung“.
Atomstrom unter dem Deckmantel der Wasserkraft
Die E-Control präsentierte heute den Stromkennzeichnungsbericht. Zwar gibt es seit heuer die vollständige Kennzeichnungspflicht des in Österreich verbrauchten Stromes. „Was beim schnellen Hinschauen sehr fortschrittlich erscheint, ist bei genauerer Betrachtung eine richtige Mogelpackung“, bemerkt Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft. Gemäß dem heute veröffentlichten Stromkennzeichnungsbericht der E-Control stammten im Jahr 2014 30,9 % der Stromkennzeichnungszertifikate aus dem Ausland. Laut E-Control handelt es sich hierbei zum Großteil um schwedische und norwegische Wasserkraftzertifikate. Die Stromzertifikate sind in der Europäischen Union getrennt vom Stromverkauf handelbar. Dadurch ist es auch möglich, saubere Wasserkraftzertifikate zu kaufen und auf dreckigen Atomstrom zu kleben und somit den Strom „grün zu waschen“. „Es steht zwar Wasserkraft drauf, drinnen kann aber Kohle- und Atomstrom stecken“, so Moidl und ergänzt: „So ist unser Nachbarland Tschechien im Bericht gar nicht zu finden, obwohl es jenes Land ist, aus dem wir am meisten Strom importieren.“
Bis zu 11 % Atomstrom in österreichischen Stromnetzen
Geht man davon aus, dass bei 30,9 % der ausländischen Wasserkraftzertifikate nur Kohle- und Atomstrom versteckt wurde, und rechnet man mit einem durchschnittlichen Atomstromanteil in Europa (ohne erneuerbare Energien) von 37,5 %, enthielt der österreichische Stromverbrauch bis zu 11 % Atomstromanteil. „Solange die Pflicht zur vollständigen Kennzeichnung für Strom nicht in ganz Europa eingeführt ist, führt die österreichische Stromkennzeichnung leider zu einer Mogelpackung“, bemerkt Moidl und ergänzt: „Wo sind die Initiativen der E-Control, diese Kennzeichnung auch in anderen europäischen Ländern umzusetzen? Es wäre ein Leichtes, dies in höchsten europäischen Gremien zu vertreten und offensiv einzufordern.“
CO2-Emissionen real gestiegen
Die E-Control rechnet mit den Herkunftsnachweisen geringere CO2-Emissionen aus. „Dies hat aber mit den tatsächlichen CO2-Emissionen nicht viel zu tun“, bemerkt Moidl und setzt fort: „Wenn in der Realität mehr Strom aus Tschechien und Deutschland, also Ländern mit einem sehr hohen Kohle- und Atomstromanteil, nach Österreich importiert wird, glaubt wohl niemand, dass sich dann die Umweltbilanz verbessert.“
Ausbau der erneuerbaren Energien Gebot der Stunde
Um den Atomstrom aus Österreich wirklich zu verdrängen, muss daher der Ausbau der erneuerbaren Energien mit erhöhtem Tempo fortgesetzt werden. „Leider haben sich die Rahmenbedingungen für Ökostromanlagen extrem verschlechtert, wodurch wir derzeit eher auf einen Stillstand des Ausbaus erneuerbarer Energien zusteuern“, erklärt Moidl und ergänzt abschließend: „Hier hat die Politik einen klaren Auftrag, sichere und stabile Rahmenbedingungen wieder herzustellen.“
- Quelle:
- IG Windkraft
- Link:
- www.igwindkraft.at/...