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USA: Erster Offshore-Windpark nimmt Gestalt an
Windenergie in den USA boomt: Das Land hat sich in den letzten Jahren einen Ruf als Installationsweltmeister erarbeitet. Nirgendwo anders werden so viele Turbinen installiert und speisen Energie ins Netz ein wie in den Vereinigten Staaten – insgesamt wurden schon mehr als 67 Gigawatt installiert.
Während in Europa allerdings mittlerweile auch die Offshore-Windenergie floriert, hinken die USA auf diesem Gebiet bisher hinterher. Dabei gab es bereits um die Jahrtausendwende Ambitionen für einen Offshore-Windpark, als ein Konsortium erstmals konkrete Planungen anstellte, um vor der Küste von Massachussetts einen Windpark zu errichten. Es folgten ein jahrelanger, erbitterter Kampf mit den prominenten Anwohnern der ansässigen Ferienregion Nantucket / Martha's Vineyard, unzählige Gerichtsurteile und politische Dimensionen, die ihre Kreise bis in den US-Präsidentschaftswahlkampf zogen. Ende letzten Jahres musste das 'Cape Wind'-Projekt dann vorerst die Segel streichen: Die bereits abgeschlossenen Stromabnahmeverträge liefen aus, ohne dass das Konsortium in der Lage war, die Finanzierung des Parks komplett zu stemmen.
Damit war der Weg für ein weiteres Offshore-Projekt frei. Vor der Küste von Rhode Island soll ein Testpark mit fünf Turbinen entstehen. Das 'Block Island'-Projekt konnte in den vergangenen Monaten im Windschatten von Cape Wind im Rennen um den Titel des „ersten Offshore-Windparks der USA“ Investoren anlocken und Rhode Island als neues potentielles US-Offshore-Mekka vorstellen.
Letzte Woche sollte es dann eigentlich bereits „steel in the water“ heißen, aber die Installation des ersten Fundaments verzögerte sich aufgrund des schlechten Wetters um einige Tage. Am Sonntagnachmittag war es dann aber so weit: Das erste von fünf jeweils 1.500 Tonnen schweren Jacket-Fundamenten wurde ca. fünf Kilometer vor der Küste ins Wasser gelassen. Deepwater Wind-CEO Jeff Grybowski, der mit seiner Firma den Park geplant hat, hielt auf Twitter jeden Schritt der Arbeiten im Foto fest.
Das Jacket hängt am Kran...
Die USA erhoffen sich von der Offshore-Windenergie den Aufbau eines neuen Industriezweigs mit vielen Arbeitsplätzen, vor allem auch in der kriselnden Schwerindustrie und beim Aufbau von eigenen Zuliefererketten.
So stammen die Komponenten des Block Island Parks bereits komplett aus den USA: Die Gründungsstrukturen der Jackets wurden von Gulf Island Fabrication in Louisiana gefertigt und vom lokalen Unternehmen Speciality Diving Services aus Rhode Island mit weiteren Teilen versehen.
...und wird langsam ins Waser gelassen. (Fotos: Jeff Grybowski, CEO Deepwater Wind, @JGrybowski)
In den kommenden Wochen werden nun zunächst die restlichen vier Jackets installiert, bevor später im Sommer die 6MW-Haliade-Turbinen der Firma Alstom errichtet werden. Der Park soll nächstes Jahr ans Netz gehen und Energie für 17.000 Haushalte liefern. Darunter sind auch alle Anwohner von Block Island, einer kleinen Insel, die momentan noch auf Dieselgeneratoren angewiesen ist und vor deren Küste die Turbinen installiert werden.
Gegenüber dem Providence Journal sagte Grybowski: „Es war ein sehr großer Moment.“ Am Montag fand die offizielle Eröffnung statt, an der auch Gouverneurin Gina Raimondo teilnahm. „Block Island ist sehr wichtig, um die Offshore-Windindustrie in den USA in Schwung zu bringen“, führte Grybowski gegenüber Bloomberg aus.
Gouverneurin Gina Raimondo zerschneidet traditionell das Band. (Foto: Clint Plummer, Vizepräsident von Deepwater Wind, @clint_plummer)
Bisher fehlt der Offshore-Industrie noch der Rückhalt der Bevölkerung, da die Stromgenerierungskosten sehr hoch sind. Die Bewohner von Block Island haben dagegen die Pläne für den Park von Anfang an begrüßt: „Rhode Island war sehr zukunftsorientiert und hat eine spezielle Region für die Entwicklung des Parks ausgewiesen“, erklärt Alexander Krolick von der französischen Bank Societe Generale, die das Projekt neben der Key Bank aus Ohio finanziert, gegenüber Reuters.
Block Island wurde vom Bundesstaat bereits 2007 als Testregion ausgewählt, um die Energieprobleme der Insel in den Griff zu bekommen. Die 1000 Bewohner waren jahrelang auf teure Dieselgeneratoren angewiesen. Sobald der Windpark Strom produziert, werden die Strompreise vor Ort um 40 Prozent sinken – was für den entsprechenden Rückhalt der Bevölkerung gesorgt hat. „Wir hatten hier die höchsten Strompreise des Landes“, erklärt Anwohner David Kane gegenüber der Presse. „Das wird uns also enorm weiterbringen.“
Unterstützung könnte dabei demnächst von ganz oben kommen: Hillary Clinton, die für die Demokraten in den nächsten Präsidentschaftswahlkampf geht, hat Sonntag ihre Pläne zum Kampf gegen den Klimawandel veröffentlicht. Demnach will sie dafür sorgen, dass die USA innerhalb von zehn Jahren genug Energie aus Erneuerbaren produzieren, um damit theoretisch jeden Anwohner versorgen zu können. Bis zum Ende ihrer ersten Amtszeit sollen dazu im Land unter anderem mehr als eine halbe Milliarde Sonnenkollektoren installiert werden.
Verlängerung und Ausweitung von speziellen Steuergesetzen wie dem PTC stehen ebenfalls auf der Agenda – eine Maßnahme, die auch dem Offshore-Wind in den USA zugute kommen könnte. „Jeder teilt die Ansicht, dass wir den Fortschritt brauchen, um die Kosten zu senken“, betont Jerome Deflesselles von der Societe Generale. Er glaubt, dass es möglich ist, innerhalb von fünf Jahren den Preis für Offshore-Wind in den USA auf das Niveau des Strompreises aus fossilen Quellen zu senken. Ab dem 8. November 2016 könnte er dabei Unterstützung von Hillary Clinton bekommen.