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Dänische Metropole setzt auf Windenergie
Um dieses Ziel zu erreichen, wurden im letzten Jahr erstmals Windturbinen im Stadtgebiet errichtet.
Der 22. Januar 2014 ist als ein besonderer Tag in die Annalen der Stadt Kopenhagen eingegangen: An jenem Mittwoch haben die drei 3,6 MW-Turbinen auf der kleinen Halbinsel Provestenen das erste Mal Strom produziert. Dabei sind die drei Turbinen erst der Anfang, denn in den kommenden zehn Jahren will Kopenhagen insgesamt 100 Turbinen mit einer Gesamtleistung von 360 MW errichten.
Ende des Jahres 2014 wurde das erste Mal Bilanz gezogen – und die fiel durchweg positiv aus: In nur zehn Monaten haben die Anlagen bereits 13.600 MWh produziert, genug Strom, um damit 3400 Haushalte für ein Jahr mit sauberer Energie zu versorgen.
Dabei liegt die Schwierigkeit darin, zunächst überhaupt in einer Stadt Akzeptanz für die Aufstellung von Windturbinen zu finden. „Windturbinen in einer Stadt zu errichten, ist eine echte Herausforderung. Viele Faktoren müssen berücksichtigt werden, weshalb wir zunächst intensive Recherchen angestellt haben, bevor wir mit dem Bau beginnen konnten“, beschreibt Jesper Pedersen, CEO des stadteigenen Energieversorgers HOFOR, die Arbeiten.
So wurden intensive Untersuchungen und Umfragen durchgeführt und Gutachten erstellt, um die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Letztlich erfolgte die Aufstellung der Turbinen in einem Gebiet, das hauptsächlich industriell geprägt ist – trotzdem aber nur fünf Kilometer Luftlinie von der Innenstadt entfernt liegt. Nun begrüßen die drei Turbinen die Schiffe, die in den Kopenhagener Hafen einfahren. Die Turbinen sind nichtsdestotrotz weithin zu sehen und mit 107 Metern höher als das Rathaus in der Innenstadt.
Die drei Turbinen auf Provestenen (by HOFOR)
Um die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen, hat die Stadt im Vorfeld Firmen, Bürgern und Organisationen aus der Umgebung das Angebot gemacht, bis zu 33% der Anteile zu erwerben, um auch auf die finanziellen Vorteile von Bürgerwindenergie hinzuweisen. In einer Umfrage von HOFOR unter 1051 Bürgern sprach sich eine Mehrheit von 89% für den Bau von weiteren Windkraftanlagen in der Stadt aus.
„Natürlich haben wir auf ein positives Ergebnis der Umfrage gehofft, aber es war überwältigend, dass so viele Einheimische auf erneuerbare Energien setzen. Das ist gut, denn die Stadt hat den Ehrgeiz, die erste CO2-neutrale Hauptstadt der Welt zu werden. Wenn wir die öffentliche Unterstützung für die Errichtung von Windparks haben, ist es viel einfacher“, freut sich Bo Asmus Kjeldgaard, zuständiger Stadtrat für Technologie und Umwelt.
Der positive Output sowie die alle Erwartungen übertreffende Stromproduktion hat nun dafür gesorgt, dass die Stadt tatsächlich den Bau von weiteren sieben Turbinen im Hafengebiet bis zum Jahr 2018 plant. „Wir sind sehr darauf bedacht, Orte zu finden, an denen Nachbarn und Natur so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Vor diesem Hintergrund freue ich mich über die Unterstützung der Kopenhagener“, sagt Lars Therkildsen von HOFOR.
Skyline Kopenhagen (by Kontraframe)
In der öffentlichen Diskussion über Windenergieanlagen stehen häufig die Sorgen der Bürger bezüglich des Lärms und der Sichtbelästigung durch die Turbinen im Mittelpunkt. Aber Umfragen haben in Kopenhagen gezeigt, dass nur 6% der Anwohner glauben, die Turbinen stören das Landschaftsbild, während sich nur 8% der Befragten besorgt über den möglichen Lärm zeigten. Søren Laursen Thorpstrup, Gutachter bei HOFOR, sagte dazu: „Natürlich ist es gut, dass die Menschen nicht aufgrund der Größe oder des Lärms gegen die Windkraftanlagen sind. Aber es war uns auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Turbinen nicht eher gebaut werden, bis wir uns wirklich absolut sicher sind, alle nötigen Anforderungen zu erfüllen.“
Zusätzlich zu den Turbinen auf Stadtgebiet investiert Kopenhagen auch in Windparks in anderen Teilen Dänemarks: So betreibt HOFOR einen Onshore-Park auf der Insel Lolland und einen weiteren in der Nähe der Stadt Billund auf Jütland. Außerdem arbeitet man momentan intensiv an Plänen, um sich an einem Offshore-Windpark zu beteiligen. 3,5 Kilometer vor der Stadt liegt bereits der Offshore-Windpark Middelgrunden, dessen 20 Turbinen 4% der Energie für Kopenhagen liefert.
Offshore-Windpark Middelgrund (by State of Green)
Neben dem Ausbau der Windkraft hat Kopenhagen weitere umfassende Pläne zum Klimaschutz in Gang gesetzt. Vor allem extreme Wetterbedingungen bedingt durch den Klimawandel machen der Stadt schon heute zu schaffen. Im letzten Sommer sorgten Überschwemmungen nach heftigen Regenfällen für Schäden in Millionenhöhe, ähnliche Vorfälle hatten bereits 2011 katastrophale Folgen. Mehr als 300 Projekte für eine Verbesserung des Klimas wurden daher schon angestoßen, allerdings kann es bis zu 20 Jahre dauern, bis diese effektiv greifen.