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Windmesse-Interview mit Greenpeace Energy
Beim Namen Greenpeace Energy ist die Herkunft offensichtlich. Wie genau ist die Relation zwischen der Umweltorganisation Greenpeace e.V. und dem Stromanbieter Greenpeace Energy?
Wir sind 1999 im Zuge der Strommarktliberalisierung auf Initiative von Greenpeace Deutschland gegründet worden. Damals gab es bei der Umweltorganisation Greenpeace e.V. eine Kampagne, die „Aktion Stromwechsel“ hieß, wo Unterschriften von Verbrauchern gesammelt wurden, die Interesse an einem Ökostromanbieter haben. 60.000 Unterschriften sind dabei zusammen gekommen, allerdings wurde anschließend kein Versorger gefunden, der Strom nach den Maßstäben liefern konnte, die Greenpeace an sauberen Ökostrom gestellt hatte. Stattdessen hat Greenpeace die Sache selbst in die Hand genommen und die Gründung von Greenpeace Energy als Genossenschaft vorangetrieben.
Greenpeace Energy wurde daraufhin im Oktober 1999 gegründet und ist seitdem rechtlich und finanziell unabhängig von Greenpeace e.V., obwohl der Verein noch fünf Genossenschaftsanteile hält und Teil des Namens geblieben ist.
Warum wurde die Unternehmensform der Genossenschaft gewählt?
Das hat verschiedene Gründe: Zum einen soll es zeigen, dass ein anderes Energiewirtschaften möglich ist. Das Genossenschaftsmodell sorgt dafür, dass bei uns die Interessen der Versorger und der Kunden gleichgestellt sind, weil beide das gleiche Ziel haben. Ein Großteil unserer Kunden ist auch gleichzeitig Eigentümer. Der andere Punkt ist die Unabhängigkeit von Banken oder Kreditgebern, die uns die Einlagen der Genossenschaftsmitglieder gewährt. Das heißt, wir bekommen Kapital von unseren GenossInnen zur Verfügung gestellt, was unsere finanzielle Basis bildet. Es ist aber nicht Bedingung, bei uns Genossenschaftsmitglied zu werden – wir haben ca. 23.000 Genossenschaftsmitglieder und 111.000 Stromkunden, davon rund 9.000 Geschäftskunden.
60.000 Unterschriften bedeuten zur Unternehmensgründung nicht unbedingt 60.000 Ökostromkunden. Wie haben sich die Mitgliedszahlen in den letzten Jahren entwickelt?
Gestartet sind wir am 1. Januar 2000 tatsächlich mit 186 Kunden. Seitdem geht es stetig bergauf. Nach Fukushima gab es noch einen größeren Schub, weil die Wechselbereitschaft der Menschen stark zugenommen hat. In den letzten zwei Jahren merkt man, dass es eher eine Seitwärtsbewegung ist, also das Kundenwachstum selbst ist nur noch leicht.
Wird der Markt härter, wo jetzt auch die konventionellen Energieunternehmen gezwungen sind, im Ökostrommarkt tätig werden?
Es gibt mittlerweile allein hunderte von Ökostromanbietern bzw. Ökostromtarifen. Dadurch ist für uns die Kommunikationsaufgabe größer, erklären zu müssen, was die Unterschiede im Angebot ausmachen. Die Konkurrenz auf dem Markt ist vorhanden, aber dieser Aufgabe muss man sich stellen und erklären, warum es auch heute im Energiewendeland Deutschland noch Sinn macht, zu einem reinem Ökostromanbieter zu wechseln. Und man muss den Kunden klarmachen, dass es nötig ist, dass man nicht bei einem Anbieter bleibt, der auch noch mit Kohle- oder Atomstromproduzenten verflochten ist oder den Ökostrom nur durchreicht, sondern sich darüber hinaus auch für die Energiewende einsetzt. Dieses Gesamtpaket hat sicher seinen Preis, aber wer bereit ist, den zu zahlen, der wechselt dann zu einem Anbieter wie Greenpeace Energy.
Besitzt Greenpeace Energy eigene Anlagen zur Stromerzeugung?
Wir haben seit 2001 eine Tochterfirma, die 'Planet energy' heißt, und mit der wir saubere Kraftwerke bauen. Mittlerweile sind elf Windparks und drei Photovoltaikanlagen in Betrieb, weitere Projekte sind bereits in Planung. Insgesamt haben unsere Anlagen eine Leistung von ca. 65MW.
Planet energy bietet Vermögensanlagen an und finanziert sich durch ungefähr 5000 Anleger, die in diese Kraftwerke investieren. Auf diese Art sind bislang ca. 120 Millionen Euro in saubere Kraftwerke investiert worden.
Stammt der Strom von Greenpeace Energy nur aus den eigenen Anlagen?
Unser Strommix setzt sich aus Wasser und Wind zusammen. Der Strom aus Wasserkraft stammt aus Österreich und Deutschland, unser Windstrom stammt von deutschen Anlagen – sowohl von Planet energy als auch anderen Anlagen. Die Herausforderung, der wir uns in Zukunft stellen werden, liegt darin, diesen Windanteil Schritt für Schritt auszubauen.
Gibt es bei Greenpeace Energy regionale Unterschiede bei den Preisen?
Nein, wir haben für unsere Privatkunden deutschlandweit den gleichen Preis – allein aus dem genossenschaftlichen Gedanken heraus: Ein Preis für alle.
Der Preis für Ökostrom sinkt seit Jahren kontinuierlich, liegt aber immer noch etwas höher als bei Anbietern fossiler Energie. Wo liegt der Preis mittlerweile?
Wir sind oftmals sogar billiger als die Grundversorger und auch in der Reihe der Ökostromanbieter sind wir nicht der teuerste. Momentan liegt der Preis noch bei 27,65 Cent/KWh, aber wir haben ihn jetzt gerade um einen Cent zum 1. Januar 2015 gesenkt auf 26,65 Cent/KWh.
Der Markt der erneuerbaren Energien hatte in den letzten Monaten unter der Diskussion um die Reform des EEG zu leiden. Haben Sie das als Stromanbieter auch zu spüren bekommen?
Nein, die Diskussion hat sich zumindest nicht direkt auf die Kundenzuwächse niedergeschlagen. Aber das Thema beschäftigt uns natürlich sehr stark, denn wir sind auch ein Anbieter, der sich politisch positioniert.
Wir haben die EEG-Reform begleitet und kommentiert und sehen viele Bestandteile der Reform kritisch, z.B. die Deckelung des Ausbaus, denn die Ausbaukorridore werden den Zuwachs letztlich eher begrenzen. Auch das Ausschreibungsmodell steht in der Kritik, da wir glauben, dass es die großen, finanzstarken Firmen begünstigen wird, die leichter an diesem Verfahren teilnehmen können als kleine Unternehmen oder Bürgerenergieprojekte. Da muss aus unserer Sicht nachgebessert werden.
Auch das sogenannte 'Grünstrom-Markt-Modell' ist ein wichtiges Thema. Dabei handelt es sich im Prinzip um einen Vorschlag, der dazu führen soll, dass Anlagenbetreiber ihren Strom direkt an Unternehmen wie uns verkaufen können, der Strom dabei aber trotzdem seine grüne Eigenschaft behält. Das versuchen wir per Verordnungsermächtigung noch im EEG unterzubringen.
Ohne Lobbyarbeit kommt man also auch als Ökostromanbieter nicht aus?
Wir sind ein Anbieter, der etwas verändern will, weshalb wir viel in Berlin unterwegs sind und wo wir die Gespräche mit Politikern suchen. Wir setzen uns aber auch mit anderen Ökostromanbietern zusammen, um gemeinsam etwas auf die Beine zu stellen.
Natürlich hat auch Greenpeace als Umweltorganisation großes Interesse am Thema Energie, man macht sich zum Beispiel für den Kohleausstieg stark macht. Auch das Thema Atomausstieg ist ein großes Kampagnenthema von Greenpeace Deutschland. Da stimmen wir uns als Greenpeace Energy dann mit Greenpeace ab.
Auf dem Dach des Bürogebäudes in der Zentrale in Hamburg stehen weithin sichtbar drei Windenergieanlagen. Wurde vor dem Bezug des Büros in der HafenCity speziell auf das Thema Nachhaltigkeit geachtet?
Das ganze Gebäude wurde nach einem komplexen Konzept gebaut: Greenpeace e.V. und Greenpeace Energy haben vorher in unterschiedlichen gemieteten Gebäuden in Hamburg verteilt gesessen. Vor Jahren kam die Idee auf, zusammenzuziehen, weshalb wir uns einen Projektentwickler gesucht haben, der mit uns als Mietern ein Gebäude realisieren möchte, das eine Vorbildfunktion hat und zeigt, wie energieeffizientes Bauen eines Bürogebäudes funktionieren kann. Das hat sich dann mehrere Jahre hingezogen, aber wir waren von Anfang an bei der Entwicklung des Energiekonzepts dabei.
Die drei Windkraftanlagen auf dem Dach sind das sichtbarste Merkmal. Sie produzieren zusammen mit einer Photovoltaikanlage, die sich ebenfalls dort oben befindet, Strom – ca. 89 MWh pro Jahr. Dieser Strom wird genutzt, um zwei Wärmepumpen im Keller anzutreiben, die das Gebäude im Winter beheizen bzw. im Sommer kühlen. Es gibt aber noch weitere Maßnahmen, wie die Holzpelletheizung im Keller, um die Spitzenlast an besonders kalten Tagen zu decken. Zusätzlich wird Regenwasser in einem Tank im Keller gesammelt und für die Toilettenspülung zur Verfügung gestellt. Das Gebäude verfügt auch über spezielle Vakuum-WCs, die nur sehr wenig Wasser verbrauchen. Der Sonnenschutz außen ist besonders eng anliegend und fährt automatisch herunter, sobald die Sonne scheint, damit sich das Gebäude nicht zu sehr aufheizt. Auch intelligente Beleuchtungssysteme, die sehr energiesparend arbeiten, gehören zum Konzept. Auch bei der Inneneinrichtung haben wir auf recycelbare Materialien geachtet
In den einzelnen Büros nutzen wie den Strom von Greenpeace Energy. Die Energie der Wärmepumpe in Überschusszeiten wird für die Fahrstühle oder die Treppenhausbeleuchtung genutzt, geht also in den Hausstrom. Wenn dann immer noch Energie übrig ist, geht diese ins öffentliche Netz. An Tagen, wo kein Wind weht oder keine Sonne scheint, beziehen wir Strom aus dem Netz, sodass am Ende des Jahres eine ausgeglichene Bilanz vorherrscht.
Ein noch relativ neues Angebot von Greenpeace Energy ist das Windgas. Was hat es damit auf sich?
Wir haben uns vor ein paar Jahren überlegt, dass wir unser Angebot von Strom auch auf Gas ausweiten möchten. Dabei sollte das Gas aber auch einen zusätzlichen Nutzen für die Energiewende haben, weshalb wir uns gegen Biogas entschieden haben. Nach unserer Ansicht dürften im Biogas nur bestimmte Substrate verwendet werden, also nicht aus Massentierhaltung und nicht aus industrieller Landwirtschaft, wodurch viele Anbieter bereits weggefallen sind. Von dem Biogas, was unseren Kriterien entspricht, gibt es nur eine bestimmte Menge, die aber nicht ausreicht, um unsere Kunden durchgehend zu versorgen.
Außerdem wollten wir ein Gasprodukt anbieten, das noch einen zusätzlichen Effekt hat, weshalb wir auf Windgas gekommen sind. Windgas ist im Prinzip überschüssiger Windstrom: Mit Hilfe von Elektrolyse wird der Ökostrom in seine Bestandteile Sauerstoff und Wasserstoff aufgespalten. Der Wasserstoff wird anschließend mit Erdgas vermischt und ins Netz eingespeist. 2011 haben wir daher 'proWindgas' gestartet. Das ist ein Fördertarif für die Windgastechnologie, d..h. die Kunden erhalten zunächst 100% Erdgas und zahlen einen kleinen Aufschlag von 0,4 Cent/KWh. Das so eingenommene Geld wird in Forschung und Entwicklung investiert, z.B. wissenschaftliche Studien, politische Lobbyarbeit, usw..
Demnächst wird dann das sogenannte 'Hybridkraftwerk' der Firma ENERTRAG in Brandenburg ans Gasnetz angeschlossen. Dabei handelt es sich um eine Windgasanlage, wo schon heute Windgas produziert wird. Bislang wurde das Windgas aber mit LKW abgeholt und zu Wasserstofftankstellen nach Berlin gebracht. Die Bauarbeiten stehen kurz vor Abschluss, sodass ab Ende des Jahres Wasserstoff für unsere Kunden eingespeist werden kann. Sie bekommen dann nicht mehr 100% Erdgas, sondern einen kleinen Anteil Windgas, den wir sukzessive erhöhen werden, indem wir zum Beispiel andere Anlagen finden, die auch für uns Wasserstoff einspeisen.
Auch über den Bau einer eigenen Anlage denken wir nach, aber wir sind klein gestartet und möchten unsere Kunden von Anfang an bei dieser Idee mitnehmen. Aktuell haben wir 9.000 Kunden, die uns dabei unterstützen.
Kommen von Ihren Kunden Anregungen in Form von Vorschlägen oder Hinweisen auf neue Technologien oder Projekte?
Wir stehen in einem regen Austausch mit unseren Kunden, deshalb haben wir auch einen großen Kundenservice, der oft lange Gespräche mit unseren Kunden führt. Alle zwei Jahre halten wir einen Energiekongress ab, auf dem viele Kunden und Genossenschaftsmitlieder vorbeikommen, sich austauschen und eigene Ideen einbringen. Ein Großteil unserer Kunden ist deutlich stärker am Thema interessiert als andere Stromkunden.
Copyright: Alle Bilder stammen von Greenpeace Energy
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Windenergie Wiki:
- Windpark, MW, Hamburg, Energiewende