Der 8. Windenergie- und Entwicklungsdialog unter dem Titel "Perspectives on creating local content in the wind sector in developing and emerging economies" widmete sich der Frage, wie Windenergieprojekte in neuen Märkten Beschäftigung und wirtschaftliche Entwicklung fördern können, ohne dabei Projektkosten zu steigern.
Gemeinsam wurde ein Papier zum Umgang mit sogenannten Local-Content-Anforderungen (LCR) in nationalen EE-Gesetzgebungen diskutiert, das den Dialog mit der Windindustrie und Regierungen in Entwicklungs- und Schwellenländern anregen soll. Das Papier verdeutlicht die rechtlichen und wirtschaftlichen Probleme, die die Einführung solcher Maßnahmen mit sich bringt, und benennt Kriterien, die bei der Ausgestaltung von LCRs mindestens berücksichtigt werden sollten, falls sie dennoch in einzelnen Ländern verwendet werden.
Die Windenergiepotenziale in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern sind immens. Jedoch verfügen nur wenige dieser Länder über wettbewerbsfähige Industrien, die Windenergieprojekte mit höheren lokalen Wertschöpfungsanteilen umsetzen können. In der Hoffnung, heimische Produktionskapazitäten zu entwickeln und Arbeitsplätze zu schaffen, haben viele Länder Local-Content-Anforderungen in ihren Gesetzen und Ausschreibungen zur Förderung der Windenergie verankert.
Für internationale Investoren und Lieferanten können LCRs zu Kostenerhöhungen führen, den Wettbewerb verzerren sowie zu suboptimalen Investitionsentscheidungen und Ineffizienzen führen. Auf dem Windenergie- und Entwicklungsdialog wurden Potentiale und Grenzen lokaler Wertschöpfung von der Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung (GWS) aufgezeigt. Während der europäische Windenergieverband EWEA und das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) die Grundsätze und Vorzüge des freien Handels betonten, setzten sich Vertreter des türkischen und südafrikanischen Windenergieverbandes in ihren Vorträgen mit den konkreten Anforderungen an lokale Fertigung in ihrem Land auseinander. Die Hersteller von Windenergieanlagen Vestas und Nordex sowie der Projektierer Mainstream machten bei aller Kritik an bestehenden Regeln auch pragmatische Vorschläge. Dabei geht es ihnen darum, den Umgang mit LCRs für internationale Investoren und Lieferanten aber gleichermaßen für die Entscheidungsträger vor Ort zu erleichtern, sollten solche Maßnahmen in Zielmärkten trotz aller Vorbehalte zum Einsatz kommen.
Neben LCRs wurden vom Deutschen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) weitere Instrumente zur Förderung von lokaler Wertschöpfung vorgestellt und mit Vertretern aus Nordafrika, dem Nahen Osten, Lateinamerika und Asien diskutiert. Angesprochen wurden z.B. das Potenzial von „Supplier Development Programs“, speziellen Anreizen zur Förderung von Innovation, sowie alternative politische und wirtschaftliche Maßnahmen um Investoren anzulocken. Die Ergebnisse des Dialogs werden in das Papier zum Umgang mit LCRs einfließen und anschließend in die Exportinitiative Erneuerbare Energien des BMWi, in die Diskussionen der europäischen und globalen Windindustrie sowie in die Entwicklungszusammenarbeit eingespeist.
Programm des Windenergie- und Entwicklungsdialogs
Die Vorträge der Veranstaltung finden Sie hier