2024-12-22
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Windenergie als vielfältige Chance für fossile Energieerzeuger

Eigentlich sind sie Konkurrenten, zumindest wenn es um die Erzeugung von Strom geht: Die Branche der erneuerbaren Energien hat in den letzten Jahren einen Aufschwung erlebt, während die fossilen Energieerzeuger mehr und mehr ins Hintertreffen geraten. Doch nun entdecken diese ihr Heil ausgerechnet bei der Konkurrenz. Eine Win-Win-Situation.

British Columbia in Kanada: Mehr als ein Jahrhundert lang wurde auf dem Gelände der Sullivan-Mine Blei und Zink abgebaut. Diese Zeiten sind nun allerdings vorbei. Zurückgelassen wurde ein verseuchtes Gelände, das selbst nach aufwendigen Aufräumarbeiten nicht mehr bewohnbar ist. Doch statt das Land einfach brach liegen zu lassen, hatte der Energieerzeuger Teck die Idee, auf dem Grasland Solarpanels aufzustellen, wie CBC berichtet. Nun wird dort erneuerbare Energie erzeugt – und Landbesitzer und Stadt verdienen gut daran.

Neue Hoffnung für viele Gebiete

Vielerorts bieten erneuerbare Energien die Chance, solche verseuchten Gebiete zukünftig sinnvoll zu nutzen, denn auf den renaturierten Flächen lassen sich – theoretisch zumindest – fast überall Windkraftanlagen oder Solarpanels aufstellen. Die sorgen wiederum dafür, dass die Säuberung der Gebiete refinanziert werden und man zukünftig sogar wieder Gewinn machen kann.

Dieses Geschäftsmodell ist bislang noch recht neu, aber gerade in Kanada, das seine Energie bislang vor allem aus fossilen Ressourcen bezogen hat, gibt es viele Regionen, für die so neue Hoffnung besteht.

Da oben geht es rauf: Schwindelfrei müssen Windenergie-Techniker sein (Foto: Goldwind)

Chinesen wollen einheimsche Arbeitskraft nutzen

Ein paar Tausend Kilometer weiter südlich geht die Umstrukturierung sogar noch weiter: Der chinesische Windkraftanlagehersteller Goldwind will im amerikanischen Bundesstaat Wyoming Arbeiter für die Windbranche rekrutieren. Dabei hat er vor allem ehemalige Beschäftigte aus der Öl- und Gasbranche im Blick, für die er nun kostenlose Ausbildungen anbietet.

„Wir glauben, dass Leute, die aus bestimmten Industrien, wie aus der fossilen Energiebranche, sprich Öl, Gas und Kohle, kommen, Fähigkeiten besitzen, die auf die Windindustrie übertragbar sind“, erklärt David Halligan, CEO von Goldwind America, gegenüber dem Casper Star-Tribune. „Deshalb bieten wir das Training an und das ist auch der Grund, warum wir es speziell in Wyoming anbieten."

Dabei geht es vor allem um besondere Fähigkeiten, wie das Arbeiten angesichts potenzieller Gefahr durch große Höhe oder die Handhabung von elektrischen Geräten. Fähigkeiten, die bald verschwunden sein könnten, wenn der Abschwung der Öl- und Gasbranche weiterhin anhält. Deshalb muss schnell gehandelt werden, um sich die Arbeiter zu sichern, davon ist man bei Goldwind überzeugt, denn fähige Arbeiter werden in der Windbranche händeringend gesucht.

Heiß begehrt: Der Windenergie-Techniker

Keine andere Beschäftigung wird in den USA derzeit so stark nachgefragt, wie auch Zahlen des Büros für Arbeitsmarktstatistiken belegen. Innerhalb der nächsten zehn Jahre wird eine Steigerung der Jobs im Bereich des Windtechnikers von 108 Prozent erwartet.

„Wir brauchen aber nicht nur Menschen, die direkt auf den Anlagen arbeiten und die die Fehlerbehebung vornehmen, wenn ein Teil ersetzt werden muss oder die Anlagen routinemäßig gewartet werden müssen. Man hat ja auch noch ein ganzes Logistik-Center“, sagt Halligan. „Man muss alle Teile zur Hand haben. Man braucht Menschen in der Verwaltung, Sicherheitsleute, Ausbilder. Es ergibt eine komplette Infrastruktur von Vollzeitbeschäftigten, gut bezahlte Arbeitsplätze mit allen Vorteilen.“

Die große Konzerne orientieren sich um

Um Arbeitsplätze geht es unterdessen auch in Europa, wo die meisten fossilen Energieerzeuger mittlerweile auch auf die Erneuerbaren schauen. Vor allem der Offshore-Wind steht dabei im Fokus, denn aufgrund der massiven Größe ähneln die Projekte denen von Erdgas- oder Erdölgewinnung in Nord- und Ostsee. Die meisten großen Ölerzeuger investieren daher auch in diesem Bereich.

Vielfältigkeit ist das Stichwort. „Das Momentum hinter den Erneuerbaren ist nicht mehr aufzuhalten“, erklärt Valetina Kretzschmar, die kürzlich eine Studie bei Wood Mackenzie zu diesem Thema leitete, dem Guardian. Angesichts der Tatsache, dass die Aktionäre auch in diesem Bereich wissen wollen, wie der grüne Fußabdruck ausschaut und eine Reduzierung von Emissionen fordern.

Innovation im Offshore-Bereich: Statoil baut Hywind, den ersten schwimmenden Offshore-Park (Bild: Statoil)

Groß, größer, offshore

So arbeitet der norwegische Konzern Statoil am ersten schwimmenden Windpark der Welt, während Shell angekündigt hat, in den Niederlanden massiv in die Offshore-Branche investieren zu wollen. Die Aussichten in diesen Bereichen geben ihnen Recht: So erwarten Analysten ein Wachstum von 6 Prozent für die Windbranche und 11 Prozent in der Solarbranche, während dem Öl nur noch ein Wachstum von 0,5 Prozent vorausgesagt wird.

Eine ähnliche Entwicklung haben die Energieversorger schon vor ein paar Jahren angestoßen – mit dem Resultat, dass sie mittlerweile zu den größten Planern von Offshore-Windparks gehören, wie die Beispiele von Vattenfall oder EnBW zeigen. “Sie erkennen, dass es ein Megatrend ist. Es ist keine Modeerscheinung, es geht nicht weg“, macht Kretzschmar deutlich.

Also bleibt letztlich nur die Chance, diesen Trend mitzumachen – was wiederum eine Win-Win-Situation für alle ist.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
kr@windmesse.de
Keywords:
Windenergie, Arbeitsplätze, Solarenergie, Kanada, USA, Europa, Statoil
Windenergie Wiki:
Windpark, Offshore



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