2024-04-27
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Internationale Energieagentur will 1,5°C-Ziel noch nicht abschreiben

Falscher Optimismus, Augenwischerei oder Fehleinschätzung? Die Internationale Energieagentur (IEA) hat einen neuen Bericht veröffentlicht, laut dem das 1,5°C-Ziel zur Verhinderung der Klimakatastrophe noch zu schaffen ist. Begründet wird dies mit dem Rekordwachstum der wichtigsten sauberen Energietechnologien.

Lässt sich die Klimakatastrophe noch verhindern? (Bild: Pixabay)Lässt sich die Klimakatastrophe noch verhindern? (Bild: Pixabay)

Der neue Fahrplan der IEA zeigt einen globalen Weg auf, um das 1,5°C-Ziel noch in Reichweite zu halten. In der aktualisierten Auflage eines Berichts von 2021 werden die bedeutenden Veränderungen der Energielandschaft in den letzten zwei Jahren berücksichtigt, darunter die wirtschaftliche Erholung nach der Pandemie und das außergewöhnliche Wachstum einiger sauberer Energietechnologien. Aber auch negative Faktoren wie erneut gestiegene Investitionen in fossile Brennstoffe und die hartnäckig hohen Emissionen werden nach Angaben der IEA berücksichtigt.

„Um das Ziel, die globale Erwärmung auf 1,5 °C zu begrenzen, zu erreichen, muss die Welt schnell zusammenkommen. Die gute Nachricht ist, dass wir wissen, was wir tun müssen – und wie wir es tun können. Unser Netto-Null-Fahrplan 2023, der auf den neuesten Daten und Analysen basiert, zeigt einen Weg nach vorn", verbreitet IEA-Exekutivdirektor Fatih Birol Zuversicht. „Aber wir haben auch eine sehr klare Botschaft: Eine starke internationale Zusammenarbeit ist entscheidend für den Erfolg. Die Regierungen müssen angesichts des Ausmaßes der anstehenden Herausforderung das Klima von der Geopolitik trennen.“

Dass sich die IEA immer noch so optimistisch zeigt, liegt u.a. im Rekordwachstum der Solarkapazitäten und der Verkäufe von Elektroautos seit 2021. Beide Technologien sorgen im Rahmen des IEA-Konzepts allein für ein Drittel der Emissionssenkungen zwischen heute und 2030. Der Rekordausbau sorgt gleichzeitig für ein Absinken der Kosten und das Voranbringen von neuen, effizienteren Technologien, während im ursprünglichen Fahrplan von 2021 vor allem Technologien eine Rolle spielten, die zu dem Zeitpunkt noch gar nicht auf dem Markt waren.

Der Bericht unterstreicht vor allem auch die Bedeutung einer stärkeren internationalen Zusammenarbeit und warnt davor, dass eine unzureichende Steigerung des Ehrgeizes und der Umsetzung bis 2030 zusätzliche Klimarisiken schaffen. "Der Weg zu 1,5 °C hat sich in den letzten zwei Jahren verengt, aber saubere Energietechnologien halten ihn offen. Angesichts der internationalen Dynamik, die sich hinter wichtigen globalen Zielen wie der Verdreifachung der Kapazität an erneuerbaren Energien und der Verdopplung der Energieeffizienz bis 2030 verbirgt, die zusammen zu einem stärkeren Rückgang der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen in diesem Jahrzehnt führen würden, ist der Klimagipfel der COP28 in Dubai eine wichtige Gelegenheit, sich in den verbleibenden Jahren dieses kritischen Jahrzehnts zu mehr Ehrgeiz und Umsetzung zu verpflichten“, so Fatih Birol.

Die letzten Signale aus Downing Street No 10, dem Amts- und Wohnsitz des britischen Premierministers, stimmen nicht gerade zuversichtlich (Bild: Pixabay)

Angesichts der Entwicklungen der letzten Wochen und Monate muss sich die IEA aber die Frage gefallen lassen, wie realistisch diese Einordnung überhaupt noch ist. So hat unter anderem der britische Premierminitser Rishi Sunak eine Kehrtwende in Bezug auf die Klimaverpflichtungen der Regierung angekündigt. Großbritannien wird demnach das Verkaufsverbot von Diesel- und Benzinfahrzeugen sowie die Ziele für das Ende der Installation von Gasheizkesseln von 2030 auf 2035 verschieben. Sunak betonte laut Guardian zwar, dass er „absolut unmissverständlich“ in Bezug auf die Verpflichtung, bis 2050 netto null Kohlenstoffemissionen zu erreichen, sei, wolle aber einen „pragmatischeren, angemesseneren und realistischeren Ansatz“ verfolgen.

Klimawissenschaftler*innen und Umweltexpert*innen reagierten entsetzt auf diesen Schritt. So erklärte der CEO des Branchenverbands RenewableUK, Dan McGrail: „Wenn es Herrn Sunak wirklich ernst damit ist, mutige Maßnahmen zu ergreifen, um Geld für die Verbraucher zu sparen, sollte er unsere Abhängigkeit von teurem Gas so schnell wie möglich beenden, da die Volatilität der internationalen Gasmärkte die Krise der Lebenshaltungskosten verursacht hat. Tatsache ist, dass die Beschleunigung des Übergangs zu einer grünen Wirtschaft die einzige Möglichkeit ist, die Verbraucher vor Preisschocks zu schützen“.

Aber auch der Blick in die Forschung bietet keinen Anlass zu übermäßigem Optimismus. So hat kürzlich ein internationales Forschungsteam alle neun planetaren Belastungsgrenzen quantifiziert, die zusammen einen sicheren Handlungsraum für die Menschheit definieren. Und die Widerstandsfähigkeit unseres Planeten schwindet. Globale Erwärmung, Biosphäre, Entwaldung, Schadstoffe / Plastik, Stickstoffkreisläufe und Süßwasser: Sechs von neun der planetaren Grenzen sind bereits heute überschritten, während gleichzeitig der Druck globaler Prozesse auf diese Grenzen weiter steigt.

Sechs von neun planetaren Grenzen sind aktuell überschritten. Die Länge der Wedges symbolisiert, wie der aktuelle Zustand des entsprechenden Prozesses ist, und zwar in Bezug auf den Abstand zur Planetaren Grenze (Ende des grünen Bereiches) und dem holozänartigen Basiswert (Ursprung des Diagramms). Die Farbe symbolisiert, mit welchen Risiken das jeweils verbunden ist. So kann zum Besipiel ein Wedge sehr lang sein, weil sich der gegenwärtige Zustand schon sehr weit von Planetarer Grenze und Holozän entfernt hat. Aber er ist vielleicht trotzdem noch nicht lila, weil das in diesem speziellen Fall noch nicht mit sehr großen Risiken verbunden ist. In anderen Fällen ergibt sich bereits bei einer "kleinen" Überschreitung (kurzes Wedge) ein großes Risiko: Dann wechselt die Farbe weiter innen bereits zu Lila. (Grafik: Richardson et al., Science Advances, 2023 (CC BY-NC 4.0) via PIK)

„Dieses Generalupdate der Planetaren Grenzen zeigt deutlich: die Erde ist ein Patient, dem es nicht gut geht. Der Druck auf den Planeten nimmt weiter zu, dabei werden lebenswichtige Belastungsgrenzen überschritten. Wir wissen nicht, wie lange wir entscheidende Grenzen derart überschreiten können, bevor die Auswirkungen zu unumkehrbaren Veränderungen und Schäden führen”, sagt etwa Johan Rockström, Mit-Autor der Studie und Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). „Wissenschaft und Gesellschaft sind äußerst besorgt über die zunehmenden Anzeichen, dass die Widerstandsfähigkeit des Planeten schwindet, wie sich in der Überschreitung der planetaren Grenzen zeigt. Dies bringt mögliche Kipppunkte näher und verringert die Chance, die wir noch haben, die planetare Klimagrenze von 1,5°C einzuhalten.“

Trotz allem Optimismus der IEA bleibt es also ein Wettlauf gegen die Zeit.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
IEA, PIK, Grad, Ziel, Klimaschutz, Großbritannien, CO2, Temperatur, erneuerbare Energie, Politik, global, Technologie, Kosten, Innovation, Kipppunkt



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