Meldung von Energy Watch Group (EWG)
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Jetzt braucht es starke bürgerliche Aktivitäten, da auch COP 28 keinen Klimaschutz auf den Weg brachte
Die Erdaufheizung wird mit den Beschlüssen von Dubai weiter beschleunigt. Die Nutzung fossiler Rohstoffe (Erdöl, Erdgas, Kohle) verursacht zu über 60 Prozent die globalen Klimagas-Emissionen. Vielfach gefeiert wurde daher der Beschluss auf der UN-Klimakonferenz in Dubai einen weltweiten Übergang weg von fossilen Energieträgern zu fordern.
Doch was bedeutet dieser Beschluss wirklich? Das beschlossene Dokument ist viel zu vage, als dass es Wirkung erzielen könnte: Ein Übergang weg von fossilen Energien soll in einer gerechten, geordneten und ausgewogenen Weise erfolgen. Dieser Übergang soll in dieser Dekade beschleunigt werden, bis 2050 sollen netto null Emissionen erreicht werden.
Im Klartext bedeutet dies nichts anderes als die Fortführung der Nutzung der fossilen Energieträger, welche die Hauptverschmutzer des Klimas sind. Jedes Jahr mindestens bis 2050 werden damit weitere riesige Mengen CO2 und Methan in die Atmosphäre geschickt. Angesichts der unbestechlichen physikalischen Naturgesetze wird sich damit die Antriebskraft der Temperaturaufheizung von Jahr zu Jahr weiter beschleunigen.
Die UN-Klimakonferenz in Dubai wird daher in die Annalen der Erdgeschichte genauso als Versager eingehen, wie alle anderen Klimakonferenzen vor ihr. Insbesondere hat die viel umjubelte Klimakonferenz in Paris 2015 kein zufriedenstellendes Ergebnis gebracht. Es wurde beschlossen, die Erdtemperaturerhöhung möglichst bei 1,5 Grad Celcius zu stoppen. Doch im Jahr 2023, nur acht Jahre später und gemessen bis Ende November, liegt die Erdtemperatur bereits bei einer Erhöhung von 1,46 Grad Celsius, fast dem Ziel von 1,5 Grad Celsius. Der Beschluss in Paris hat somit nichts gebracht.
Nationale Regierungen mit viel zu schwachen Zielen und kontraproduktivem Handeln
Dabei haben sich einige Nationen – wie auch die deutsche Regierung in Dubai – vehement für einen wesentlich stärkeren Klimaschutz eingesetzt.
Zwei deutsche Vorschläge wurden auch beschlossen. Zum einen eine Verdopplung der Energieeffizienz und zum anderen eine Verdreifachung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien jeweils bis 2030.
Beides hält aber auch die deutsche Regierung mit der aktuellen Politik nicht ein. So wird in der kommenden Energiestrategie ein starker Fokus auf den Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur gesetzt. Doch damit wird die Energieeffizienz drastisch verschlechtert, statt verdoppelt, da Wasserstoff eben höchst ineffizient ist.
Auch die Ziele der Bundesregierung liegen weit unter einer Verdopplung der Erneuerbaren Energien bis 2030.
Der Ausstieg Deutschlands aus der Nutzung fossiler Energien ist ebenfalls nicht ersichtlich, da die Bundesregierung langfristige Verträge für die Lieferung von Erdöl, Erdgas, insbesondere LNG, mit vielen Ländern der Erde abschließt, wie etwa Nigeria, Katar, Saudi-Arabien, den USA und vielen anderen.
Auch wenn die beschlossene Zielvorstellung einer Verdopplung des Ausbaus der Erneuerbaren Energien bis 2030 gut klingt, liegt sie dennoch weit unter den Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Aktuell ist wie seit vielen Jahren die Photovoltaik – die als entscheidende kommende Energiequelle gilt - dank China auf einem globalen Wachstumspfad von einer Verdopplung alle zwei Jahre.
Bleibt diese exponentielle Wachstumskurve erhalten, würde sich bis 2030 eine Verachtfachung ergeben, sofern auch andere Erneuerbare Energien ähnlich stark wachsen wie die Photovoltaik (PV). Die in Dubai beschlossenen Ausbaupfade sind also wesentlich niedriger als die derzeit vorhandenen Möglichkeiten und bedeuten letztlich eine Ausbremsung des Potenzials dieser Energiequellen.
Grund für das Versagen der Klimakonferenzen: Der massive Einfluss der fossilen Wirtschaft
Seit Jahrzehnten hat insbesondere Saudi-Arabien es geschafft, die Beschlüsse der UN-Konferenzen sowie die des Weltklimarates (IPCC) im Interesse ihrer Erdöl-Industrie zu diktieren. Das globale Forschungsnetzwerk Climate Social Science Network (CSSN) hat in akribischer Forschungsarbeit nachgewiesen, dass die saudischen Regierungen seit Jahrzehnten systematisch die Beschlüsse des Weltklimarates zu ihren Gunsten beeinflussen.
So ist es kein Wunder, dass selbst der Weltklimarat, wohl wissend, dass die Erdtemperatur bereits die Marke von 1,5 Grad Celsius Aufheizung überschreitet, in Dubai die Botschaft setzte, man könne eine Überschreitung von 1,5 Grad Celsius verhindern, wenn die Weltgemeinschaft bis 2050 immer noch riesige Mengen an fossilen Rohstoffen nutzt. In einem kürzlich veröffentlichten Papier unter der Leitung des Atmosphärenforschers Ploy Achakulwisut wurden die bestehenden Szenarien zur Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad Celsius eingehend untersucht. Bei Pfaden, die mit 1,5 Grad Celsius vereinbar sind, müsste die Versorgung mit Kohle um 95 Prozent, mit Öl um 62 Prozent und mit Gas um 42 Prozent zwischen 2020 und 2050 zurückgehen.
Eine vollkommen fehlerhafte Analyse, die ausschließlich auf den massiven Einfluss der fossilen Wirtschaft auf die Klimawissenschaft des IPCC zurückzuführen ist. Hintergrund ist vor allem, dass durch Carbon Capture Storage (CCS) - also das Abscheiden von CO2 aus den Rauchgasen fossiler Verbrennung - Emissionsreduktionen möglich wären. Trotz massiver öffentlicher Subventionen ist CCS seit über 20 Jahren bis heute nicht nennenswert verbreitet und wird es aufgrund der viel zu hohen Kosten auch in den nächsten 50 Jahren nicht sein. Dennoch spielte CCS in Dubai eine entscheidende Rolle als Begründung für die weitere Nutzung fossiler Energien.
Das jahrzehntelange Versagen der Weltklimakonferenzen kann und muss durch gesteigerte Aktivitäten der Zivilgesellschaften ausgeglichen werden
Entscheidend wird nun sein, dass Zivilgesellschaften zusammen mit Unternehmen zügig bis etwa 2030 den Ausbau der Erneuerbaren Energien vorantreiben und aus fossilen Energien aussteigen. Einige haben bereits gezeigt, wie es geht.
Zwei Wege einer erfolgreichen Zivilgesellschaft sind neben anderen, wie beispielsweise die Gründung von Energiegemeinschaften, zielführend für einen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen: Divestment und das gesellschaftliche Engagement.
Divestment bedeutet den Finanzentzug für Investitionen in fossile Geschäfte. In den letzten Jahren hat die globale Divestmentbewegung enormen Zulauf erhalten. Mehr als 1.600 Institutionen, darunter Universitäten, Pensionsfonds und Regierungen mit einem Vermögen von rund 41 Billionen Dollar, haben sich mittlerweile von fossilen Brennstoffen zurückgezogen, wie die Global Fossil Fuel Divestment Movement am letzten Freitag bekannt gab.
Dies sollte Ansporn sein für uns alle, in unseren Institutionen darauf zu drängen und bei der eigenen privaten Geldanlage jegliche Finanzierung von fossilen Geschäften zu vermeiden. Je mehr Menschen dies tun, desto schneller werden den Konzernen die finanziellen Mittel entzogen, um neue Erdöl- und Erdgasbohrungen oder Kohlekraftwerke zu errichten.
Zwei erfolgreiche Beispiele für starkes kommunales KlimabürgerInnen-Engagement
Sie kommen aus meiner fränkischen Heimat und können Vorbild dafür sein, wie Klimaschutz von unten mit Empfehlungen für die Regionalpolitik gelingen kann. Für die beiden Auftaktveranstaltungen hatte ich auch Mut machend motiviert.
Die regionale Klimakonferenz (RegioCOP) für Oberfranken
Mit über 300 TeilnehmerInnen und in 16 Teilkonferenzen wurden in Bayreuth 200 Seiten Status und Forderungen erarbeitet, die den örtlichen Entscheidungsträgern übergeben wurden. Ein starkes Signal an die Kommunal- und Regionalpolitik endlich wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu ergreifen.
In Schweinfurt wurde das Konzept der ‚FutureLabs‘ vorgestellt
Lehrer Oliver Kunkel hat es mit vielen UnterstützerInnen, Klimaforschungsinstituten, dem Bayerischen Elternverband und der Universität Würzburg entwickelt. SchülerInnen und Schüler lernen anhand konkreter Aktionen Klimaschutzaktivitäten kennen. Mit Partnern in Ghana wird das Konzept sogar international erfolgreich vorangetrieben. Selbst die Tagesthemen berichteten über diese besonders erfolgreiche und mutmachende Initiative.
Es gib in Deutschland und auch in vielen anderen Ländern sehr viele andere bürgerliche Aktivitäten in bunter Vielfalt für den Klimaschutz. Es lohnt sich, dass wir uns alle uns viel stärker in diesem Sinne engagieren, jeder und jede entsprechend seiner oder ihrer Neigung und Fähigkeiten, und auch Neues anstoßen. Diese Bewegungen von der Basis aus können regional und lokal umsetzen, was von oben auf den Weltklimakonferenzen seit Jahrzehnten nicht gelungen ist: wirksamer Klimaschutz.
- Quelle:
- Energy Watch Group
- Autor:
- Hans-Josef Fell
- Email:
- info@hans-josef-fell.de
- Keywords:
- cop, cop 28, dubai, klima, fossil