2024-12-22
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Kostenexplosion der Offshore-Windkraft sorgt weltweit für Probleme

In den vergangenen Monaten zog die Preisspirale bei Offshore-Windprojekten kräftig an. Immer mehr Hersteller ziehen daher die Notbremse, wodurch die Energiewende weltweit ins Straucheln gerät.

Im deutschen Bundeswirtschaftsministerium knallten kürzlich noch die Sektkorken: Die jüngste Versteigerung von Lizenzen für den Betrieb von Offshore-Windparks endete mit einem dicken Plus von insgesamt 12,6 Milliarden Euro. Anderswo sorgte diese Meldung jedoch für lange Gesichter, denn der Zuschlag ging mit BP und Total an zwei Mineralölkonzerne, die ihr Geld bislang hauptsächlich mit der Nutzung von fossilen Energiequellen gemacht hatten. Nach Informationen des Handelsblatts hatten auch etablierte Offshore-Projektierer wie RWE, Ørsted sowie Konsortien von EnBW und Equinor sowie BayWa und EDF mitgeboten. Sie konnten sich allerdings nicht gegen die zahlungskräftigen Mineralöl-Multis durchsetzen.

Das Nachsehen haben in diesem Fall vor allem die potentiellen Abnehmer*innen des Offshore-Windstroms, denn die jetzt schon beträchtlichen Ausgaben, bevor auch nur eine Baugenehmigung erteilt wurde, werden die Betreiber später an sie zurückgeben – was im Widerspruch mit der eigentlichen Idee der Bundesregierung steht, den Ausbau der Offshore-Windkraft möglichst günstig zu gestalten.

Doch nicht nur spezielle Gebotsverfahren sorgen für die massive Preissteigerung der Offshore-Windenergie in den letzten Monaten. In den USA sieht die Situation derzeit nicht viel besser aus: Steigende Projektkosten, Verzögerungen bei Genehmigungen und Hürden bei der Netzanbindung führen zu niedrigen Renditen. Inflation und Probleme in der Lieferkette haben die Investitionsausgaben in die Höhe getrieben, während die Finanzierungskosten aufgrund steigender Zinssätze in die Höhe geschossen sind, wie BloombergNEF berichtet. Das führt dazu, dass die Projektentwickler ihre schon vor Monaten abgeschlossenen Stromabnahmeverträge, die mittlerweile nicht mehr rentabel sind, neu verhandeln, während einige ihre Verträge sogar ganz kündigen.

So ist Avangrid, die US-Tochter des spanischen Stromkonzerns Iberdrola, kürzlich komplett aus dem sich schon im Bau befindlichen Offshore-Windpark Commonwealth Wind ausgestiegen – trotz einer fälligen Strafe in Höhe von 48,9 Millionen Dollar, die an den Bundesstaat Massachusetts zu zahlen war. Damit befindet sich das Unternehmen in guter Gesellschaft.

„Wir sind gerade dabei, unsere PPA-Verträge (Power Purchase Agreement) an der Ostküste mit unserem Partner Equinor neu zu verhandeln", erklärte BP-CEO Bernard Looney erst am Dienstag laut Reuters vor Analysten. Dabei geht es um die geplanten US-Offshore-Windparks Empire und Beacon mit einer Gesamtkapazität von 3.300 Megawatt. Und auch dem dänischen Offshore-Spezialisten Ørsted erging es letzten Monat nicht viel besser, denn der größte Stromversorger aus Rhode Island, Rhode Island Energy, zog sich aufgrund steigender Kosten aus dem Offshore-Projekt Revolution Wind 2 zurück.

In den USA sind die Preise für Offshore-Wind massiv angestiegen, seit die Auktionen stattgefunden haben. Das führt nun zu Verwerfungen auf dem Markt (Grafik: BloombergNEF)

So sind nach Berechnungen von BloombergNEF die Stromkosten eines subventionierten US-Offshore-Windprojekts bis 2023 auf 114,20 US-Dollar pro Megawattstunde gestiegen, was einem Anstieg von fast 50 % gegenüber dem Niveau von 2021 entspricht. Schuld daran ist auch ein Anstieg der Material-, Arbeits- und Logistikkosten. Kein Wunder, dass viele Unternehmen nun kalte Füße bekommen.

Diese Entwicklung ist jedoch nicht auf den amerikanischen Markt beschränkt. Auch in Europa – wo die Wiege der Offshore-Windkraft steht – sorgen die Kosten derzeit vielerorts für Probleme. So vermeldete Polenergia, immerhin größtes privates Energieerzeugungsunternehmen in Polen, letzte Woche seinen Ausstieg aus der geplanten Versteigerung von Offshore-Windflächen in der Ostsee vor Litauen.

„Die oben genannte Entscheidung wurde nach einer Analyse der wirtschaftlichen Tragfähigkeit des Projekts im Lichte der veröffentlichten Parameter der geplanten Auktion (einschließlich des von der Nationalen Energieregulierungsbehörde (NERC) am 13. Juli 2023 angekündigten maximalen Transaktionspreises) und nach Konsultationen und im Einvernehmen mit dem litauischen Unternehmen Modus Energy AB (das unter der Marke Green Genius operiert) getroffen, das als lokaler Partner in dem Projekt auftreten sollte. Die Parteien kamen daher überein, die Zusammenarbeit in diesem Bereich zu beenden“, so die Mitteilung des Unternehmens. Zwar wolle man weiterhin auf dem litauischen Markt aktiv sein, allerdings müssten dafür die Rahmenbedingungen passen.

Diese Entwicklung kommt für die Branche zu einer Unzeit, denn eigentlich hatten die in den letzten Jahren kontinuierlich fallenden Kosten endlich dafür gesorgt, dass immer mehr Länder Interesse am Aufbau eines Offshore-Windmarkts angemeldet hatten. Es bleibt abzuwarten, wie diese Märkte nun mit den aktuellen Entwicklungen umgehen.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Offshore, Windpark, Kapazität, USA, Deutschland, Kosten, Explosion, Material, Logistik, Betreiber, Versteigerung, Energiewende, Ausstieg
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