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Konferenz des KlimAK: Raus aus der Krise, rein ins Klima
Doch der Weg dorthin folgt keinen ausgetreten Pfaden, sondern bedeutet Neuland. Auch wenn die akuten Themen von der derzeitigen Energiekrise vorgegeben werden, Klimawende und Energiekrise sind ineinander verschränkte Themen, betonte BBH-Partner Prof. Dr. Christian Theobald, der zusammen mit Prof. Dr. Ines Zenke und Andreas Große die Konferenz moderierte. „Die Versorger müssen die Krise in ihren Klimamaßnahmen berücksichtigen“, sagte Prof. Dr. Ines Zenke. Die Rolle von Kohle- und Atomkraft in der Energieerzeugung, die Frage nach Erdgas als Brückentechnologie, das sind entscheidende Themen in der Krise, aber gleichzeitig auch Faktoren der Klimawende.
Einen Überblick über die energie- und klimapolitischen Initiativen der Bundesregierung gab BBH-Partner Dr. Olaf Däuper. Durch das Osterpaket hat die Bundesregierung einiges auf den Weg gebracht. Die Genehmigungsverfahren haben einen Schub bekommen, auch wenn noch längst nicht alles Potenzial ausgeschöpft ist, sagte Prof. Dr. Ines Zenke. Anderes musste aufgrund des konstanten Krisen-Modus durch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges verschoben werden. „Die To-dos, die bisher nicht geregelt worden sind, bleiben To-dos“, betonte Däuper. Dazu gehört z.B. ein Gesetz für die kommunale Wärmeplanung als wesentliche Grundlage für die Wärmewende. Schließlich wird die Hälfte der Wärme in Deutschland derzeit noch mit Erdgas produziert. „Der Wärmemarkt ist ein schlafender Riese“, fasste Dr. Olaf Däuper zusammen. Ein Riese, der dringend geweckt werden muss für die Klimawende.
Einen verlässlichen Blick auf die Fakten bot der Zahlenmensch Dr. Felix Matthes, Forschungskoordinator im Ökoinstitut und Mitglied der Kommission Erdgas und Wärme, den interessierten Teilnehmer*innen aus den Unternehmen. Und siehe da: Klimaneutralität ist ein weltweiter Trend – 135 Staaten haben sich dieses Ziel bereits gesetzt. Die Ziele seien zwar nicht einklagbar, der pädagogische Wert sei aber nicht zu unterschätzen. In allen Sektoren seien strukturelle Änderungen unausweichlich. Der Ausbau der Erneuerbaren Energien allein habe es nicht geschafft, die Dekarbonisierung zu erreichen. Eine aktive Marktaustrittspolitik sei daher gefordert. Dazu gehört die zentrale, aber noch völlig offene Frage, welche Gasinfrastruktur in Zukunft als Wasserstoffinfrastruktur gebraucht werden wird und wieviel Netz zurückgebaut werden kann und muss. „Es gibt keine Universallösung für die Verteilnetze“ sagte Matthes mit Blick auf die individuellen Gegebenheiten vor Ort und die Rolle der kommunalen Wärmeleitplanung. Und: „Klimaneutralität scheitert nicht wegen der Kosten oder der Technologie; sie kann scheitern an der Infrastruktur.“ Wenn Elektrifizierung ein Weg in die Dekarbonisierung ist, dann müssten die Strompreise sinken, so Matthes. Er plädiert außerdem für eine Resilienz-Struktur auch im Strom-Bereich, z.B. was die PV-Produktion anbelangt.
Aber wie beschreitet man nun den Weg in die Klimaneutralität? Die verschiedenen Maßnahmen liegen auf der Hand, erläutert Arne Dorando, BBHC-Experte für grüne Stadtwerke. „Aber welche konkreten Maßnahmen sinnvoll und machbar sind, ist immer komplett individuell und abhängig von der Versorgungssituation vor Ort“, so Dorando. Hier soll der KlimAK Compliance Check, den Dorando und Kolleg*innen bis November dieses Jahres entwickeln, Unterstützung bieten. Auch als Teil der ganzheitlichen Unternehmens-Compliance, wie Prof. Dr. Ines Zenke betonte.
„Geschäftsmodelle in der Wärme sind nur noch tragfähig, wenn sie sich an der Förderlandschaft ausrichten“, gab Roland Monjau (BBHC) anschließend einen Ausblick auf die Zukunft und schlug damit einen Bogen zur Wärmewende als wesentlichem Faktor auf dem Weg in die Klimaneutralität. Dass die Realisierung der Wärmewende zwar eine Notwendigkeit darstellt und auch bereits aufs Gleis gesetzt ist, aber dennoch vor einigen Hürden steht, skizzierte auch Ulf Jacobshagen, Rechtsanwalt und BBH-Partner, im gemeinschaftlichen Vortrag. Mit dem Gebäude-Energie-Gesetz (GEG), das beim Einbau neuer Heizanlagen eine Pflicht zur Nutzung von 65 Prozent erneuerbarer Energien vorschreibt, sei ein ordnungspolitischer Rahmen gegeben. Oft scheitere es aber noch an der Akzeptanz und der Komplexität des Themas, die auch Kommunikation und handwerkliche Umsetzung vor Herausforderungen stelle. Nichtsdestotrotz sei 2022/23 der ideale Zeitpunkt für Unternehmen an der eigenen Wärmestrategie zu arbeiten und sich von der konventionellen Wärmeversorgung zu verabschieden.
Wie die Wärmewende mittels Geothermie gelingen kann, stellte anschließend Prof. Dr. Rolf Bracke, Institutsleiter des Fraunhofer IEG, vor. „Angebot und Nachfrage decken sich, Gott sei Dank, in Deutschland“, so die erfreuliche Bilanz des Experten. Und auch Gebäude – wie das momentan von BBH bespielte in der Magazinstraße in Berlin – könnten mittels mitteltiefer Wärmebohrung versorgt werden. Oft sei die Datenlage allerdings unzureichend und der Untergrund nicht ausreichend erkundet. Potenziale und Technologien seien da, nun bräuchte es seitens der Politik klar formulierte Ausbauziele, wirksame Instrumente zur Risikominderung und eine neue Ausbildungspraxis im Handwerk.
Eine Erfolgsgeschichte der Geothermie, die ihresgleichen sucht, schreibt die Erdwärme Grünwald GmbH. Bei der folgenden Podiumsdiskussion zum Thema Wärmewende vor Ort unter der Leitung von BBH-Partner und Rechtsanwalt Andreas Große, machte Geschäftsführer Andreas Lederle aber auch deutlich, dass „wir jedes Jahr 100 -150 neue Anlagen brauchen, um die gesteckten Klimaziele zu erreichen“. Lederle ist dennoch optimistisch: „Geothermie war früher nicht sexy – heute ist sie das! Jetzt ist die Chance da!“ Die große Chance, angetrieben auch durch Ukrainekrieg und Gaskrise, sehen auch die weiteren Diskussionsteilnehmer. Breit aufstellen müsse man sich und sich „vom Energieversorger- zum Energiemanager, Energieberater und Betreiber von komplexen Energiezellen“ weiterentwickeln, so das Resümee des Betriebsleiters der Technischen Werke Ludwigshafen am Rein, Andreas Bach.
Dass es höchste Zeit ist zu handeln, verdeutlichte ZDF-Meteorologe Özden Terli, der eindrückliche Bilder aus der Arktis im Gepäck hatte. Aus dem Hotspot der globalen Erhitzung berichtete er von schmelzendem Eis, steigendem Meeresspiegel und damit einhergehender Erderwärmung, deren Folgen uns alle, besonders auch in Deutschland, betreffen und noch stärker betreffen werden.
So richtete er denn auch einen Appell an das zahlreiche Fachpublikum, mehr zu machen und sich noch mehr zu engagieren.
- Quelle:
- BBH
- Autor:
- Pressestelle
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