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Vierter WindEnergy trend:index veröffentlicht: Schlechte Bewertung für Standort Deutschland
Der Ausbau der Windenergie in Deutschland stagniert, das Erreichen der Klimaziele wird von vielen Experten in Frage gestellt. Die Windbranche fordert die Entscheider zum Handeln auf und die Politik nimmt sich des Themas auf höchster Ebene an: Angela Merkel kündigt für Januar eine Sonderkonferenz mit den Ministerpräsidenten zur Energiewende an.
Wie brisant die Lage in Deutschland bewertet wird, belegt der neue WindEnergy trend:index (WEtix) der Weltleitmesse WindEnergy Hamburg und des Marktforschungsinstituts wind:research. An der seit 2018 halbjährlich durchgeführten Umfrage haben mittlerweise insgesamt mehr als 5.000 Experten aus der Windbranche teilgenommen. Der Standort Deutschland erhält die schlechteste Bewertung seit Beginn des WEtix und verliert im Vergleich mit allen anderen Weltregionen. Denn die Stimmung auf dem internationalen Markt ist weiterhin positiv. Grundsätzlich optimistisch betrachten die Umfrageteilnehmer die Zukunftschancen der Windbranche durch Digitalisierung und neue Technologien.
„Sorgenkind“ Deutschland: in allen Umfragen neutrale bis negative Werte
Für Deutschland setzt sich die negative Entwicklung der letzten zwei Jahre fort. Die hiesige Marktsituation erhält die schlechtesten Ergebnisse seit Beginn des WEtix und auch im Vergleich zu den Weltregionen schneidet Deutschland mit Abstand am schlechtesten ab. So wird die aktuelle Marktsituation für die deutsche Onshore-Windindustrie negativ bewertet, wobei sich die Stimmung gegenüber April 2019 um mehr als das Dreifache verschlechtert hat. Ebenso sinkt die Bewertung der aktuellen Marktsituation für die Offshore-Windindustrie deutlich und fällt erstmals in den negativen Bereich. Auch die Zukunft des deutschen Windmarktes wird von den Umfrageteilnehmern nicht optimistisch gesehen: die Entwicklung der Marktsituation für die Onshore-Windindustrie in den kommenden zwei Jahren wird erstmals negativ eingeschätzt, während die Werte für die Offshore-Windindustrie nur noch knapp im positiven Bereich liegen.
Abbildung 1: Wie schätzen Sie den globalen Markt für die Onshore Windindustrie in diesem Jahr ein?
Ein Grund für die schlechte Stimmung in der deutschen Windindustrie scheint in den veränderten Rahmenbedingungen zu liegen. Im globalen Stimmungsbarometer werden die aktuellen Rahmenbedingungen für Onshore-Windenergie für alle Weltregionen leicht kritischer gesehen als noch im Frühjahr dieses Jahres. Insbesondere in Deutschland spiegeln sich politische Debatten, z.B. um den Mindestabstand von Windkraftanlagen, in den Umfrageergebnissen wieder: die negative Bewertung der Rahmenbedingungen sinkt auf das Doppelte. Auch die Einschätzung der aktuellen Rahmenbedingungen für Offshore-Windenergie sinkt in Deutschland und liegt mittlerweile im negativen Bereich. Die Rahmenbedingungen für Offshore-Windenergie in Nordamerika und Asien hingegen werden weiter zunehmend positiv gesehen.
Stimmung im internationalen Windmarkt
In den letzten zwei Jahren wurde die Stimmung im internationalen Windmarkt für fast alle abgefragten Weltregionen – Europa, Nordamerika, Asien und den Rest der Welt – mit jeder Umfrage positiver bewertet. Diese Entwicklung ist im aktuellen Stimmungsbarometer nun sowohl für die internationale Onshore als auch die Offshore Windindustrie teilweise zum Erliegen gekommen, auch wenn die Stimmung insgesamt weiterhin positiv eingeschätzt wird: so stagnieren die Werte zur aktuellen Marktsituation der Onshore-Windindustrie für Nordamerika und sinken für Europa, Asien und den Rest der Welt. Ein gemischteres Bild zeigt sich beim Offshore Windmarkt: Die Marktsituation in Nordamerika und Asien wird weiterhin zunehmend positiv bewertet, was dem Trend der letzten Jahre entspricht. Die Einschätzungen für Europa und den Rest der Welt sinken.
Auch die Erwartungen an die Entwicklung der internationalen Windindustrie in den kommenden zwei Jahren sind nicht mehr ganz so optimistisch wie in den letzten Umfragen. Die Einschätzungen für den Onshore Windmarkt zeigen für Nordamerika, Asien und den Rest der Welt eine leicht, für Europa eine stark sinkende Tendenz, wobei die Bewertungen noch immer deutlich im positiven Bereich liegen. Im Offshore Windmarkt hingegen hält der Aufwärtstrend für Nordamerika und Asien weiterhin an, während lediglich für Europa und den Rest der Welt die Einschätzungen zur zukünftigen Marktsituation leicht sinken.
Zukunftschancen durch Digitalisierung und neue Technologien?
Weiterhin optimistisch betrachten die Umfrageteilnehmer die Zukunftschancen durch Digitalisierung und neue Technologien für die internationale Windbranche. Die Erwartungen an Optimierungspotenziale durch die Digitalisierung sind sowohl für die Onshore- als auch die Offshore-Windenergie weiterhin fast gleichbleibend hoch. Und auch das Stimmungsbild bezüglich möglicher Einsparpotenziale durch neue Technologien liegt erneut im mittleren bis hohen Bereich, wobei die Potenziale für die Offshore-Windenergie höher eingeschätzt werden als für die Onshore-Windenergie.
Abbildung 2: Wie schätzen Sie weitere Einsparpotenziale durch neue Technologien (z.B. größere Turbinen, schwimmende Fundamente) ein?
Zudem erwarten die Umfrageteilnehmer auch im kommenden Jahr eine weiterhin hohe Intensität von Konsolidierungsprozessen sowohl im Onshore- als auch im Offshore-Sektor.
Verbände betrachten Entwicklung mit Sorge
Bundesverband WindEnergie (BWE) und VDMA Power Systems betrachten die Entwicklung mit großer Sorge: „Deutschland darf den Anschluss nicht verlieren - aktuell sehen wir einen Substanzverlust ausgerechnet in der Zukunftsbranche Windenergie. Wir fordern die Bundesregierung auf, zu einer industrie- und klimapolitisch sinnvollen Agenda zurückzukehren, bei Windenergie an Land schnellere Genehmigungen und mehr Flächen zu ermöglichen und der Windenergie auf See eine kurz- und langfristige Perspektive zu geben. Windenergie wird global stark nachgefragt. Es besteht aktuell die Gefahr, dass die Unternehmen in prosperierende Märkte abwandern, die einen positiveren Rahmen bieten. Hinzu kommt, dass erneuerbare Energien immer mehr zum Standortvorteil werden. Investitionsentscheidungen - wie jene von Tesla – bestätigen: Windenergie schafft gesamtwirtschaftlich positive Impulse!“, sind sich Wolfram Axthelm (BWE) und Matthias Zelinger (VDMA Power Systems) einig.
WindEnergy Hamburg vom 22. - 25. September 2020
Alle zwei Jahre trifft sich eine der spannendsten Branchen auf dem weltweit führenden Networking-Hub der Windenergie: Auf der WindEnergy Hamburg 2020 im Herzen der pulsierenden Hansestadt präsentieren 1400 Aussteller ihre Innovationen und Lösungen. Hohe Internationalität: Jedes zweite Unternehmen kommt aus dem Ausland. Führende Anbieter von Anlagenkomponenten und Zulieferer entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Windenergie onshore und offshore geben einen umfassenden Marktüberblick. Rund 600 Service-Anbieter, von der Planung und Projektierung, über Installation, Betrieb und Wartung, Vermarktung, Zertifizierung bis hin zur Finanzierung runden das Angebot ab.
Das Who is Who aus der Industrie, Verbände, Wissenschaft und Politik: Begleitet wird die Expo von einem hochkarätigem Fachprogramm gestaltet von WindEurope zu den Schwerpunktthemen, die die Branche bewegen: Hydrogen & Electrification, Global Business und Safety (Human & Cyber). GWEC ist Global Partner und bietet Global Business Insights. Auf der nächsten WindEnergy Hamburg, vom 22. bis 25. September 2020, werden mehr als 35.000 Fachbesucher aus aller Welt erwartet.
- Quelle:
- wind research / Hamburg Messe
- Autor:
- Pressestelle
- Link:
- windenergy.com/...
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- Windenergie Wiki:
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