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Norwegen: Es geht auch anders
Der Staatliche Pensionsfonds Norwegens ist der größte Staatsfonds der Welt und verwaltet ein Vermögen von rund 895 Milliarden Euro. Seine Aufgabe besteht darin, die staatlichen Öleinnahmen des Landes zu investieren, um für die Zeit vorzusorgen, in der die Erdölreserven zur Neige gehen. Zusätzlich darf die Regierung pro Jahr bis zu drei Prozent des Fondsvolumens für gesellschaftliche Zwecke verwenden.
Der Fonds, der seit knapp 20 Jahren auch in Aktien investiert, unterliegt dabei durchaus auch ethischen, sozialen und ökologischen Regeln, sodass Beteiligungen etwa an Teilen der Rüstungsbranche oder der Tabakindustrie ausgeschlossen sind. Und in diese Bereiche fällt zunehmend auch die Kohleindustrie. Bereits 2015 wurde vom norwegischen Parlament beschlossen, alle Beteiligungen an Bergbaugesellschaften und Stromkonzernen zu verkaufen, deren Umsatz zu 30 Prozent oder mehr aus Kohle stammt.
Diese Auflagen werden seitdem sukzessive verschärft. Bereits seit März wird nicht mehr in Aktien von Öl- und Gasfördergesellschaften investiert, um das Geld des Fonds vor den Schwankungen des volatilen Rohstoffmarkts zu schützen. Ausnahmen sind dabei allerdings Unternehmen wie Equinor, ebenfalls in norwegischem Staatsbesitz, die eine eigene Sparte für Erneuerbare haben.
Equinor, bis vor einiger Zeit noch als Statoil bekannt, ist am Floating-Wind-Projekt Hywind beteiligt (Bild: Equinor)
Seit vergangener Woche nun darf das Geld des Fonds auch nicht mehr in Unternehmen angelegt werden, die jährlich mehr als 20 Millionen Tonnen Kohle für Kohlekraftwerke produzieren oder über 10.000 Megawatt Kohlestromkapazität haben. Darunter fallen zum Beispiel auch die deutschen Konzerne RWE und Uniper.
Stattdessen will die Regierung in Oslo die Investitionen in Erneuerbare fördern. Bislang konnten bis zu 60 Mrd. Kronen (6,2 Mrd. Euro) direkt in Erneuerbaren-Projekte investiert werden. Diese Summe wird nun verdoppelt. Zusätzlich darf der Fonds nun auch in Infrastrukturprojekte für erneuerbare Energien und nicht-börsennotierte Unternehmen investieren. Bisher durfte das Geld des Fonds nur in börsennotierte Projekte und Unternehmen direkt im Bereich der erneuerbaren Energien angelegt werden, wie das pv magazine berichtet.
Allerdings betonte die norwegische Regierung, dies nicht allein aus Herzensgüte oder Angst vor Klimawandel zu machen – sondern aus wirtschaftlichen Gründen. Bereits die Maßnahmen im März wurden begleitet von der Aussage, dass man auch weiterhin an die langfristige Bedeutung von Öl glaube – kein Wunder, ist Norwegen doch noch immer einer der größten Erdölexporteure der Welt.
Und auch bei den jetzt beschlossenen Maßnahmen handelt es sich um eine Anlagestrategie für den Fonds. Das bedeutet aber gleichzeitig, dass die Erneuerbaren mittlerweile für die Finanzbranche interessant geworden sind. „Diese Investitionen unterliegen den gleichen Rentabilitäts- und Transparenzanforderungen wie die anderen Investitionen des Fonds“, machte der norwegische Finanzminister Siv Jensen deutlich.
Auch ist der Ölpreis sehr anfällig für Verluste, was durch eine Diversifizierung des Energieportfolios des Fonds verringert werden soll. Für Jubelarien ist es daher noch zu früh, denn die Summen, die in der Fossilbranche angelegt sind und werden, sind immer noch zu hoch. Aber die Entwicklung zeigt in eine eindeutige Richtung.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Norwegen, Staatsfonds, Investition, Öl, Kohle, erneuerbare Energien, Preis, Wirtschaft, fossile, Equinor, Hywind
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