2024-03-29
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Deutschland nur auf Platz 4 bei Energieeffizienz

Die Bundesrepublik liegt damit hinter UK, Irland und Spanien / Hoher Aufholbedarf, vor allem im Industrie- und Verkehrssektor

Bild: PixabayBild: Pixabay

„Wir machen Deutschland zur energieeffizientesten Volkswirtschaft der Welt“ verkündete die Bundesregierung Mitte März in ihrem Koalitionsvertrag. Derzeit belegt Deutschland aber im europäischen Vergleich nur den 4. Platz im Scoreboard des Projekts "ODYSSEE-MURE", das heute in Berlin vorgestellt wurde – am selben Tag, an dem in Luxemburg die EU-Energieminister die Zukunft der Energieeffizienzpolitik beraten.

Europameister wird das Vereinigte Königreich, gefolgt von Irland und Spanien. Trotz des immer noch guten 4. Platzes, zeigt die detaillierte Analyse des EU-Rankings deutlichen Nachholbedarf für Deutschland. Insbesondere die Trends in der Energieeffizienz in Industrie und Transport haben sich deutlich verlangsamt; hier liegt Deutschland auf den hinteren Plätzen. Bei der Bewertung der Energieeffizienzpolitik kann Deutschland zwar punkten, die Maßnahmen müssen aber wie geplant umgesetzt werden und reichen derzeit noch bei Weitem nicht, um die nationalen, aber auch die europäischen Energieeffizienzziele in 2020 und 2030 zu erreichen.

Barbara Schlomann vom Fraunhofer ISI, das am Projekt ODYSSEE-MURE maßgeblich mitwirkt, erläuterte: „Deutschland schafft es nicht aufs Siegertreppchen und steht hinter Ländern wie Irland oder UK vor allem zurück, weil die Energieeffizienzfortschritte, in der Industrie aber auch beim Verkehr und den Haushalten, deutlich nachgelassen haben.“ Das Scoreboard vergleicht Niveaus, Trends und Politiken der Energieeffizienz der EU-Länder und bündelt die Fortschritte in diesen drei Kriterien in einem Gesamtranking. „Vor allem im Industriesektor,“ führt Schlomann aus, „war die Entwicklung in Deutschland in den letzten 15 Jahren stärker durch Strukturverschiebungen zu weniger energieintensiven Industrien gekennzeichnet, denn durch Effizienzfortschritte im eigentlichen Sinne, wie beispielsweise der energetischen Optimierung von Industrieanlagen und Querschnittstechnologien wie Elektromotoren und deren Anwendung. Umso verwunderlicher ist es, dass der Industriesektor im Koalitionsvertrag keine Erwähnung findet, wo von den Einsparpotenzialen der verschiedenen Sektoren die Rede ist. Aber auch der Verkehrssektor braucht deutliche Impulse, neben den Gebäuden und Elektrogeräten.“ Was machen die führenden Länder besser? Schlomann analysiert: "Das Vereinigte Königreich war, neben Italien, besonders erfolgreich beim Personenverkehr mit steuerlichen Maßnahmen und Beschränkungen für den Individualverkehr beim Zugang zu Städten. Irland zeichnete sich durch eine besonders hohe Zahl von thermischen Gebäuderenovierungen aus. Natürlich zielen diese Länder auch auf andere Sektoren wie die Industrie ab. Besonders relevant ist für diesen Sektor ist der im Entstehen begriffene Innovationsfonds, der aus Einkünften aus dem Emissionshandel gespeist werden und besonders CO2-arme und energieeffiziente Industrieprozesse unterstützen soll.“

Mit Blick auf das schlechte Abschneiden Deutschlands betonte Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF), dass die wenigen im Koalitionsvertrag beschlossenen Maßnahmen jetzt schnell umgesetzt werden und durch weitere Maßnahmen im Rahmen der angekündigten Energieeffizienzstrategie ergänzt werden müssen. Die deutschen Unternehmen stünden längst in den Startlöchern: „Die globale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands profitiert enorm von einer konsequenten Umsetzung der beschlossenen Energieeffizienzvorhaben. Damit wir Energieeffizienzweltmeister werden und es langfristig bleiben, muss „Efficiency First“ vom bloßen Slogan zum sektorenübergreifenden Handlungsgrundsatz der Energiepolitik werden.“ Drei Monate seien seit der Regierungsbildung vergangen, moniert Noll. Die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung, die im Koalitionsvertrag angekündigt war, sei im Haushaltsentwurf bereits dem Rotstift zum Opfer gefallen. „Wenn das so weiter geht, droht der einstige Hoffnungsträger Deutschland zum Punktelieferant zu verkommen.“

Shruti Vaidyanathan vom American Council for an Energy Efficient Economy (ACEEE), der mit seiner internationalen “Score Card” alle zwei Jahre den Effizienz-Champion unter den größten Energieverbrauchern der Welt auszeichnet, deutet für die Ergebnisse des diesjährigen ACEEE-Rankings an: „Deutschland schneidet in der Gruppe der besten 5 unter den 25 Ländern der Welt mit dem höchsten Energieverbrauch noch sehr gut ab. Für alle Länder gibt es jedoch immer noch erhebliche Steigerungspotenziale bei der Energieeffizienz.“ Die vollständigen Ergebnisse werden am 26. Juni in Washington vorgestellt.

ODYSSEE-MURE Rangliste (Energieeffizienz-Niveau, -Trend und -Politiken)

1. Vereinigtes Königreich 0,87
2. Irland 0,85
3. Spanien 0,82
4. Deutschland 0,77
5. Dänemark 0,75
6. Rumänien 0,74
7. Italien 0,74
8. Frankreich 0,73
9. Bulgarien 0,72
10. Lettland 0,71
11. Slowakei 0,70
12. Portugal 0,70
13. Estland 0,64
14. Polen 0,63
15. Belgien 0,62
16. Griechenland 0,61
17. Slowenien 0,61
18. Niederlande 0,60
19. Ungarn 0,59
20. Litauen 0,58
21. Kroatien 0,57
22. Tschechien 0,55
23. Österreich 0,52
24. Finnland 0,51
25. Luxemburg 0,50
26. Schweden 0,49
27. Malta 0,45
28. Zypern 0,42
Quelle:
Fraunhofer ISI / DENEFF
Autor:
Pressestelle
Link:
www.deneff.org/...
Keywords:
Energieeffizienz, Fraunhofer, Ranking, Verkehr, Industrie, Nachholbedarf




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