DIW Berlin schlägt Modell für bessere Integration von erneuerbaren Energien in das Stromsystem und langfristiges Gelingen der Energiewende vor
Eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) stellt ein Marktwertmodell vor, das dafür sorgt, dass heute die Windkraft- und Solaranlagen gebaut werden, die Deutschland braucht. Für das kostengünstige Gelingen der Energiewende muss immer mehr in Anlagen investiert werden, die dann produzieren, wenn der Strom auch benötigt wird. Diese Anlagen, als systemfreundlich bezeichnet, werden sich langfristig nämlich am besten in das Stromsystem integrieren. Systemfreundlich können zum Beispiel Solarpanele sein, die gen Osten oder Westen ausgerichtet sind: Sie produzieren zwar insgesamt geringere Strommengen als diejenigen, die nach Süden ausgestellt sind, dafür aber mehr in den Morgen- oder Abendstunden – wenn die herkömmlichen, nach Süden ausgerichteten Anlagen also wenig produzieren.
„Je größer der Anteil von erneuerbaren Energien an der gesamten Stromproduktion, desto bedeutender wird diese Komponente der Systemfreundlichkeit: Es wird immer wichtiger, dass der Strom dann produziert wird, wenn er benötigt wird, also zum Beispiel dann, wenn herkömmliche Anlagen nicht so viel produzieren“, so Jörn Richstein, gemeinsam mit Nils May und Karsten Neuhoff Autor der Studie.
Einführung eines Marktwertmodells, um Investitionen in langfristig ausgelegte Anlagen zu ermöglichen
Bisher ist es aber für ProjektentwicklerInnen im Bereich erneuerbare Energien ungewiss, ob sich der höhere zukünftige Marktwert von Strom aus systemfreundlichen Anlagen auch in höheren Erlösen widerspiegelt. Sie haben deswegen vor allem Anreize, die Gesamtproduktion von Anlagen zu maximieren und orientieren sich nicht sehr daran, wann der Strom produziert wird. Der Anreiz, in systemfreundliche Windparks oder Solaranlagen zu investieren, ist somit schwach.
Die Studienautoren schlagen daher ein Marktwertmodell vor, um den Bau systemfreundlicher Anlagen attraktiv zu machen, und gleichzeitig die Finanzierungskosten der erneuerbaren Energien niedrig zu halten.
Im Marktwertmodell simuliert die Bundesnetzagentur die langfristige Entwicklung des Stromsystems mit großen Anteilen erneuerbarer Energien. Daraus lässt sich ableiten, wieviel höher der Marktwert systemfreundlicher Anlagen in der Zukunft sein wird. Darauf aufbauend kann für jeden Standort, für jede Technologie und für jede Ausgestaltung einer Anlage einfach berechnet werden, wie hoch der Marktwert des Stroms sein wird, was in einem Marktwertfaktor abgebildet wird. Wenn ProjektentwicklerInnen ihre Angebote bei Ausschreibungen für Windkraft- oder Solaranlagen abgeben, wird ihr Angebot um diesen Marktwertfaktor korrigiert. Das bewirkt, dass nicht nur die kostengünstigsten, sondern auch die systemfreundlichsten Angebote akzeptiert werden. In einigen Ländern, zum Beispiel Mexiko, werden ähnliche Modelle bereits angewendet.
„Der Vorteil des Marktwertmodells ist, dass die systemfreundlichen Eigenschaften einer Anlage bereits bei der Investitionsentscheidung berücksichtigt werden können“, so Nils May, „so kann bereits jetzt in die Windparks und Solaranlagen investiert werden, die für den Erfolg der Energiewende langfristig nötig sind“ (siehe Grafik).
Ein Marktwertmodell würde den Ansprüchen der voraussichtlichen Regierungsparteien in Deutschland gerecht. Alle aktuell verhandelnden vier Parteien haben sich zu den Klimaschutzzielen und zum Ausbau der erneuerbaren Energien bekannt. „Eine Jamaikakoalition wird wohl großen Wert sowohl auf ein marktgerechtes System als auch auf robuste Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau und für kostengünstige Finanzierung, und damit für geringe Strompreise, legen“, so Karsten Neuhoff. „Diese Ziele werden mit dem Marktwertmodell allesamt unterstützt.“
- Quelle:
- DIW
- Autor:
- Pressestelle
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- DIW, Energiewende, Integration, erneuerbare Energien, Stromnetz
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