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Offshore-Windenergie im Einklang mit Naturschutz
Windstrom, das ist grüner Strom, der gut für das Klima und die Umwelt ist. Darin sind sich mittlerweile die meisten Menschen einig. Abgesehen von den Gegnern der Windkraftanlagen, die immer wieder auf die potentiellen Gefahren der Turbinen hinweisen: Angeblich sterben Vögel und Fledermäuse zu Hauf in den Rotoren und das Rammen zur Installation von Offshore-Anlagen vertreibt die Fauna der betroffenen Meeresregion, darunter die empfindlichen Wale.
Keine Erfahrungswerte vorhanden
Die Offshore-Windparks bieten darüber hinaus noch weitere, neue Unwägbarkeiten: Das vielfältige Leben unter der Meeresoberfläche gibt selbst heute den Forschern noch viele Rätsel auf. Beim Bau der ersten Offshore-Windparks konnte man zusätzlich auf keinerlei Erfahrungswerte zurückgreifen. Erst nach und nach erkannte man die Einflüsse, die der Bau von Windturbinen im offenen Meer haben kann.
Die einzelnen Länder sind auf diesem Gebiet noch dabei, ihre Umweltgesetze dem Forschungsstand entsprechend zu verschärfen. So gelten gerade in Deutschland und Dänemark sehr strenge Vorschriften, was den Lärm unter Wasser angeht. Beim Einrammen der Pfähle in den Meeresboden zur Installation der Fundamente entstehen laute Geräusche, die lärmempfindliche Meeresbewohner wie Wale verschrecken.
Allerdings hat die Forschung hier in den letzten Jahren enorme Fortschritte erzielt: Nicht nur, dass die Methoden zur Lärmvermeidung beim Bau immer besser werden, auch hat sich mittlerweile gezeigt, dass der Einfluss dieses Lärms, der sich nicht komplett vermeiden lässt, weitaus weniger schädlich ist, als zunächst angenommen.
Studie des BSH
So veröffentlichte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erst Ende letzten Jahres die Ergebnisse einer Langzeitstudie am deutschen Testpark Alpha Ventus. (LINK – ja!?) Die Forscher kamen darin zu dem überraschenden Ergebnis, dass Offshore-Windparks vor allem positive Einflüsse auf die Natur haben. Zwar vertreibt der Baulärm wie erwartet Fische und Meeressäuger zunächst aus der Region. Aber gerade die Schweinswale kehren recht schnell wieder an die Orte zurück, sobald Stille eingekehrt ist. Dies wird auch durch Studien andere Länder gestützt.
Es gibt jedoch nach wie vor offene Fragen, die zeigen, dass die Forschung hier noch nicht an ihrem Ende angelangt ist.
So gab Bob Rumes von MUMM (The Management Unit of the North Sea Mathematical Models) aus Belgien auf der EWEA Offshore Einblick in die Arbeit der Meeresforscher: „Zwar wissen wir, dass die Wale nach Beendigung der Bauarbeiten zurückkommen, was aber geschieht mit den Tierarten, die gar nicht so weit schwimmen können, um dem Lärm zu entgehen?“ Die Auswirkungen auf solche Populationen müssen noch untersucht werden.
Artenvielfalt steigt
Trotzdem geben einige Ergebnisse Grund zur Hoffnung: Da die Fischerei innerhalb der Parks verboten ist, bieten diese Nischen Gelegenheit für die strapazierten Fischbestände, sich zu erholen. Sogar ganz neue Fischarten wie Makrelen und Seebull siedeln sich rund um die Turbinen an. Dies wiederum lockt einige Vogelarten an, die beim Durchzug auf den Turbinen Rast machen und die Gelegenheit zur Jagd nutzen. Insgesamt erhöht sich dadurch in der Meeresregion rund um einen Windpark die Artenvielfalt deutlich. Zusätzlich bieten die Gründungsstrukturen der Windkraftanlagen ein künstliches Riff, an dem sich Muscheln, Anemonen und Seesterne ansiedeln.
Die Zugvögel lassen sich offenbar auch weit weniger von den Windparks stören als zunächst angenommen. So zeigt die Studie des BSH, dass es bei gutem Wetter kaum Zusammenstöße von Vögeln mit den Anlagen gibt, da die Tiere höher in der Luft fliegen. Georg Nehls von Bio Consult SH sagte dazu ebenfalls auf der EWEA Offshore in Frankfurt: „Problematisch wird es erst, wenn das Wetter schlecht ist, denn dann fliegen die Vögel insgesamt niedriger, was einen Zusammenstoß mit den Turbinen wahrscheinlicher macht.“
Radaranlagen sollen Abhilfe schaffen
Eine schwierige Situation für die Windparkbetreiber. Allerdings gibt es mittlerweile kompetente Unterstützung durch Unternehmen, die sich beispielsweise auf Radaranlagen zur Überwachung des Vogelflugs spezialisiert haben. Eine solche Firma ist DeTect aus Florida. Die Amerikaner stellen unter anderem Radaranlagen und visuelle Warnsysteme her, die Schwärme von Vögeln und Fledermäusen erkennen, bevor sie in die Nähe der Rotorblätter geraten. So können bei Bedarf die Anlagen zeitweilig abgeschaltet werden.
Auch vor dem Bau eines Parks bietet das Unternehmen Hilfestellung und führt im Vorfeld Untersuchungen zum Vogelflug in der Region durch. Die dabei verwendete Technik wurde ursprünglich für die NASA und die amerikanische Air Force entwickelt. Nun arbeiten Biologen, Ornithologen und Statistiker eng zusammen, um nicht nur dafür zu sorgen, dass die Anlagen möglichst wirtschaftlich arbeiten und selten abgeschaltet werden müssen. Sie werten auch die gesammelten Daten aus, um sie der Wissenschaft zugänglich zu machen. DeTect hat mittlerweile nach eigenen Angaben die weltweit größte Datenbank für Vögel und Fledermäuse aufgebaut, darunter Angaben zur Dichte der Schwärme und Wanderbewegungen der Tiere in den USA.
Gesetze werden verschärft
In Europa stehen im Moment vor allem die Offshore-Anlagen im Fokus, da hier in den nächsten Jahren mit der größten technischen Entwicklung zu rechnen ist. Entsprechend reagieren auch Behörden und Industrie auf die Ergebnisse der Umweltforschung. In den letzten Jahren wurden die Bestimmungen für Windkraftanlagen deutlich verschärft. Bevor heute ein Windpark gebaut wird, müssen diverse Umweltgutachten eingeholt werden, darunter eine Prüfung des Vogelflugs in der Region. Einziges Problem: Die Vielfalt der Bestimmungen. In Europa hat jedes Land eigene Vorschriften für Lärmschutz und Vogelflug, in Deutschland variieren die Bestimmungen gar von Bundesland zu Bundesland. Ein Phänomen, das auch die USA mit ihren verschiedenen Bundesstaaten kennen.
Strafzahlung für tote Vögel
Dort sorgte vor Kurzem ein Fall für Aufmerksamkeit: Der amerikanische Energieversorger Duke Energy Renewables akzeptierte nach einem Gerichtsurteil eine Strafe für den Tod von 14 Goldadlern, die in Turbinen seiner zwei Onshore-Windparks in Casper, Wyoming, zu Tode gekommen waren. Die Zahlung in Höhe von 1 Million Dollar soll auf verschiedene Umwelt- und Forschungsorganisationen aufgeteilt werden. Duke Energy betonte im Anschluss, dass die beiden Parks in den Jahren 2007 bis 2009 errichtet wurden – in einer Zeit, in der mögliche Umweltschäden noch nicht so stark im Fokus standen.
Zwar vergibt die US-Regierung seit 2009 besondere Genehmigungen beispielsweise an Windparkbesitzer, die für 30 Jahre Straffreiheit garantieren, wenn es zu Vogelschlag durch die Turbinen kommt. Bis zum heutigen Tag hat allerdings kein einziges Unternehmen diese Genehmigung erworben. Auch aus diesem Grund akzeptierte Duke Energy die Strafe – man will so auf das Problem in der Öffentlichkeit aufmerksam machen und seine Mitstreiter in der Wirtschaft sensibilisieren.
Windenergie statt Klimawandel
Dass Naturschutz und Windenergie kein Gegensatz sein müssen, betonen mittlerweile auch Umwelt- und Naturschutzgruppen. So heißt es etwa in einem Flyer des europäischen Windenergie-Verbandes EWEA (European Wind Energy Association): „Birdlife, WWF, Greenpeace, Friends of the Earth sowie weitere Gruppen unterstützen die Windenergie. Birdlife hat vor Kurzem betont, dass der Klimawandel die größte Bedrohung für Vögel darstellt und Windenergie und andere Erneuerbare eine klare Lösung gegen den Klimawandel sind.“