2024-10-09
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Einst verbannt, nun gefragt: Native Americans als Partner der Energieunternehmen

Die zugewanderten, weißen Amerikaner*innen haben es sich über Jahrhunderte einfach gemacht: Die Native Americans wurden ihres Landes beraubt, verfolgt, getötet und in Reservaten weggesperrt. Meist befinden sich diese Areale in Gebieten, die sonst wenig an Möglichkeiten hergeben: Keine Rohstoffe, weit außerhalb der Zivilisation und oft nicht mal zur Landwirtschaft zu gebrauchen. Doch nun weckt das Land neue Begehrlichkeiten.

Obwohl fast 8 % des Windenergiepotenzials in den USA auf indigenem Land liegt, gibt es dort bislang nur wenige Windenergieprojekte im industriellen Maßstab, denn diese Projekte werden häufig durch komplexe rechtliche Rahmenbedingungen und Probleme im Zusammenhang mit der Konsultation und Beteiligung von Interessengruppen, der Autonomie der Stämme und der Selbstbestimmung behindert.

Umso aufsehenerregender ist daher eine Meldung aus dieser Woche: So haben Avangrid, ein Energieunternehmen der spanischen Iberdrola-Gruppe, und die Navajo Tribal Utility Authority (NTUA), das größte Versorgungsunternehmen, das sich im Besitz eines Native American-Stammes befindet und von diesem betrieben wird, die Unterzeichnung einer Absichtserklärung bekannt gegeben, um Möglichkeiten zur Entwicklung von bis zu 1 Gigawatt an grünen Energieprojekten innerhalb der Navajo Nation in den Bundesstaaten New Mexico und Arizona zu prüfen.

Die Navajo Nation ist mit 67.339 km² das größte Reservat für Native Americans in den Vereinigten Staaten und erreicht die Größenordnung des Bundeslandes Bayern. Das Reservat liegt in der Sandsteinwüste im Grenzgebiet der Bundesstaaten Utah, Arizona und New Mexico südlich und westlich des Punktes ‚Four Corners‘ und ist Teil des Colorado-Plateaus auf einer Höhe von 1500 bis 2000 m ü.d. Meeresspiegel. Ideale Voraussetzungen für den Bau von Windkraftanlagen und Solarpanels also.

Beide Seiten wollen nun zusammenarbeiten, um die Machbarkeit der Entwicklung von Wind- und Solarprojekten sowie Batteriespeicherlösungen zu untersuchen. So sollen neue Arbeitsplätze entstehen und die wirtschaftliche Entwicklung der Navajo Nation gefördert werden, die dadurch gezielt erschwingliche grüne Energie für die Versorgung ihrer Unternehmen und Einwohner*innen erhalten soll.

Navajo Nation-Präsident Buu Nygren zeigt sich von der Zusammenarbeit überzeugt: „Die Navajo Nation schätzt die Bemühungen der Navajo Tribal Utility Authority im Bereich der sauberen Energieerzeugung. Als hundertprozentiges Unternehmen der Navajo Nation zeigt die Hartnäckigkeit des Versorgungsunternehmens und die Entwicklung von Partnerschaften, was erreicht werden kann.“

Auch der indigene Energieversorger sieht Vorteile. NTUA-General Manager Walter Haase: „Wir glauben, dass die Partnerschaft mit AVANGRID die Entwicklung von sauberer, grüner Energie in der Navajo Nation vorantreiben und den von NTUA versorgten Gemeinden Vorteile bringen wird. Wir freuen uns auf die Fortschritte, die diese Partnerschaft bringen wird.“

Möglich wird diese Zusammenarbeit auch durch den Inflation Reduction Act (IRA), den die aktuelle US-Regierung im vergangenen Jahr verabschiedet hat. Seitdem haben die Behörden immer wieder Förderungsprogramme speziell für Native Americans aufgelegt. Der IRA eröffnet den indigenen Stämmen einen Weg zu sinnvollen Emissionsreduzierungen durch die Entwicklung von Projekten, die ihnen beim Übergang zu einer saubereren Energiewirtschaft helfen können.

Die Stämme der Native Americans hoffen auf eine Verbesserung ihrer Lebenssituation durch die Nutzung von erneuerbaren Energien auf ihrem Land. (Bild: Pixabay)

So hat das Office of Indian Energy des US-Energieministeriums erst vergangene Woche eine Förderbekanntmachung über 15 Millionen Dollar für die Umstellung von Stammes-Colleges und -Universitäten (Tribal Colleges and Universities, TCUs) auf saubere Energie veröffentlicht. So will die US-Regierung auch dem Fachkräftemangel entgegenwirken, dem die Branche gegenübersteht.

„Stammes-Colleges und -Universitäten spielen eine wesentliche Rolle bei der Ausbildung indianischer Führungskräfte mit der Erfahrung, dem Wissen und der Leidenschaft, innovative Wege in eine nachhaltige Zukunft zu beschreiten“, erklärt Wahleah Johns, Direktor des Office of Indian Energy. „Indem wir in die Jugend unserer Ureinwohner und in die Infrastruktur für saubere Energie an diesen Hochschulen investieren, tragen wir dazu bei, ein Fundament für die nächste Generation von Führungskräften zu legen, die die Zukunft der Energie im Indianerland gestalten werden.“

Schon im Februar gab das US-Energieministerium (DOE) die Bereitstellung von 50 Millionen Dollar zur Unterstützung der Einführung sauberer Energietechnologien auf Stammesland bekannt. Die US-Energieministerin Jennifer M. Granholm sieht in den Investitionen auch die Hilfe, sich selbst zu helfen: „Stammesvölker sind ein wichtiger Partner im Kampf gegen die Klimakrise und ihre visionäre Führung ist entscheidend für den Übergang der Nation zu einer gerechten, sauberen Energiezukunft. Diese neue Investition wird indigenen Gemeinschaften überall dabei helfen, fundierte Entscheidungen über ihren eigenen Energiebedarf zu treffen und eine stärkere Wirtschaft und einen besseren Zugang zu zuverlässigen und erschwinglichen sauberen Energieressourcen zu ermöglichen.“

Zwischen 2010 und 2022 investierte das Office of Indian Energy des Energieministeriums über 120 Millionen Dollar in mehr als 210 Energieprojekte für Stämme in den USA, deren Erfolge sich auf der Homepage der Tribal Energy Projects Database des Energieminsiteriums nachverfolgen lassen.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
USA, IRA, Inflation Reduction Act, Native Americans, Stamm, Reservat. Avengrid, Navajo Nation, Windparek, Solar, Energie, grün, Energieministerium



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