2024-12-22
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Kostentreiber Energiewende?

Der Weltklimagipfel COP26 konnte die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen. Zwar wurden einige wichtige Initiativen angestoßen, aber die entscheidende Abschlusserklärung blieb schwammig und weit hinter den Erwartungen zurück. Ein Argument, das immer wieder ins Feld geführt wird: Die hohen Kosten der Energiewende. Doch stimmt das wirklich?

Klimaaktivistin Greta Thunberg fand klare Worte für den Weltklimagipfel: Mehr als ein „Blah blah blah“ sei dort nicht rausgekommen. Ganz so negativ wollte es die deutsche Umweltministerin Svenja Schulze zwar nicht sehen, aber auch sie kam nicht umhin, die lahmen Beschlüsse des Gipfels zu kritisieren: „Was wir in der Schlussphase in Glasgow erlebt haben, war ein letztes Aufbäumen der alten, fossilen Energiewelt. Ich hätte mir zusammen mit den Inselstaaten und vielen anderen natürlich auch klarere Aussagen zum Kohleausstieg gewünscht. Aber ich verstehe auch, dass Indien in Glasgow über eine Schwelle gegangen ist, die dieses Land noch nie zuvor überschritten hat.“

Der deutsche Entwicklungsminister Gerd Müller wurde noch deutlicher: „Die COP26 hat zwar viele Initiativen angekündigt wie das Ende der Förderung fossiler Energien, oder den globalen Waldschutz. Aber aus Sicht der Entwicklungsländer, die vom Klimawandel hart getroffen sind, sind die Zusagen und Maßnahmen unzureichend. Die Schäden und Folgen des Klimawandels und dringend notwendige Anpassungsmaßnahmen, der Aufbau erneuerbarer Energiestrukturen werden nur unzureichend unterstützt. Unterm Strich bleibt Ernüchterung: Die Vereinbarungen sind insgesamt zu wenig verbindlich. Die vielen Ankündigungen von Glasgow müssen sich auch in ambitionierteren nationalen Klimabeiträgen (NDCs) niederschlagen. Hier muss in den nächsten Jahren deutlich nachgebessert werden.“

Vor allem China und Indien haben dafür gesorgt, dass die Abschlusserklärung weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. Beide Länder sind immer noch stark abhängig von der umweltverschmutzenden Kohleverstromung und pumpen jedes Jahr riesige Mengen an CO2 in die Umwelt. Bei der Frage nach einem ambitionierten Zeitplan für die Energiewende führen beide Länder gern die hohen Kosten ins Feld.

Die bestehenden Technologien reichen aus, müssen nur viel intensiver genutzt werden, so das Ergebnis einer neuen Studie (Bild: Pixabay)

Aber ist das Argument überhaupt noch valide? Nein, sagt eine aktuelle Studie der Universität Mannheim. Das Forschungsteam des Mannheim Institute for Sustainable Energy Studies (MISES) kommt zu dem Schluss, dass kontinuierliche Verbesserungen von derzeit verfügbaren Technologien ausreichen sollten, um angestrebte Kostensenkungen in den kommenden – entscheidenden – Jahren zu erzielen. „Im Gegensatz dazu erscheinen Technologie-Durchbrüche nicht notwendig. Der Grund für diese positive Prognose ist, dass die Kosten für Wind- und Solaranlagen sowie die Produktion von grünem Wasserstoff im vergangenen Jahrzehnt teilweise schneller gefallen sind als bisher angenommen“, so die Forscher*innen.

„Die Energiewende ist eine Mammutaufgabe. Aber wir können mit den existierenden Technologien viele unserer Ziele erreichen – vorausgesetzt wir bauen diese Technologien schnell und weitreichend aus“, konstatiert die Ko-Autorin der Studie Rebecca Meier.

Als Methode setzten die Forscher*innen auf das bekannte Lernkurven-Konzept von Theodore Paul Wright aus dem Jahr 1936: Die Stückkosten eines Produktes fallen häufig mit jeder Verdopplung der kumuliert produzierten Stückzahl um einen konstanten Faktor. Das bedeutet: „Jede installierte Einheit einer sauberen Energiequelle liefert Lernerfahrungen, die zu Kostenreduktionen für die Technologie führen, welche wiederum zu weiterem Ausbau führen. Solche Kreisläufe treiben die Geschwindigkeit der Energiewende entscheidend voran. Sie müssen jedoch durch Anfangsinvestitionen angestoßen werden und dürfen anschließend nicht durch konträre politische Maßnahmen ausgebremst werden“, fasst Prof. Dr. Gunther Glenk zusammen.

Der globale Welthandel macht es Ländern wie Indien und China also eigentlich einfacher, da er für einen schnelleren Preisverfall sorgt. Bestes Beispiel für die Funktion dieses Mechanismus ist die Offshore-Windindustrie: Zunächst als viel zu teuer und daher nicht umsetzbar verschrieen, sind in den vergangenen zehn Jahren die Kosten um ein Vielfaches gefallen, da weltweit immer mehr Offshore-Windparks entstanden sind. Den gleichen Weg geht zur Zeit die Technologie der schwimmenden Anlagen, der Floater, die in den kommenden Jahren einen weltweiten Siegeszug antreten dürfte und Offshore-Wind auch in ganz neue Länder bringt, die bisher aufgrund ungünstiger Bodenverhältnisse noch keine Windparks bauen konnten.

Es gibt also keine wirtschaftlichen Ausreden mehr für eine schnelle Umsetzung der Energiewende.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
COP26, Weltklimagipfel, Energiewende, kosten, Investition, Lernkurve, Wirtschaft, Indien, China, Kohle, erneuerbare Energie, Ausbau, Politik, Maßnahmen, offshore, Windpark
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