2024-11-05
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Die Mär vom teuren Klimaschutz

Es sind nur noch wenige Wochen bis zur Bundestagswahl in Deutschland. Der Wahlkampf tobt und die Parteien nutzen jede Gelegenheit, um ihre Thesen unters Volk zu bringen. Ein ständig auftauchendes Narrativ, das vor allem den Grünen und ihrer Kandidatin Annalena Baerbock immer wieder vorgeworfen wird: Ihre Pläne zum Stopp des Klimawandels seien viel zu teuer. Doch stimmt das wirklich?

Die These lautet: Wenn alles so bleibt wie bisher, müsste man den Steuerzahler*innen kein zusätzliches Geld für Umweltschutzmaßnahmen abknöpfen. Dagegen sei das Wahlprogramm der Grünen mit den vielen Umbaumaßnahmen für die Energiewende und gegen den Klimawandel nicht finanzierbar und geprägt von vielen Verboten. Ein Eingriff in die Freiheitsrechte der Bürger*innen und ins Portemonnaie der Verbraucher*innen!

Diese Argumentation hat Tradition: Auch den erneuerbaren Energien warf man einst vor, dass sie viel zu teuer seien, technisch nicht ausgereift, ein Umbau auf diese Form der Stromproduktion für einen Industriestaat wie Deutschland nicht machbar sei. Einige sahen gar einen Rückfall ins Mittelalter voraus, bei dem die Deutschen abends mit Kerzen im Dunkeln säßen, wegen Stromausfall oder -mangel.

Wie man heute sieht, ist nichts davon eingetreten, obwohl der Ökostromanteil in Deutschland im Durchschnitt bei mehr als 45 Prozent liegt, an einigen Tagen sogar sehr viel höher. Im Dunkeln hockt keiner.

Die Extremwetterereignisse nehmen auch in unseren Breitengraden zu (Bild: Pixabay).

Dass der Klimawandel in vollem Gange ist, lässt sich mittlerweile selbst von Skeptiker*innen kaum mehr leugnen. Dies haben die weltweiten Extremwetterereignisse der letzten Monate einmal mehr unter Beweis gestellt. Waldbrände in Australien, Extremkälte in den USA, Wirbelstürme in der Karibik und Extremhitze in Europa. Und mit der Flut in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in diesem Sommer ist auch Deutschland stark betroffen. Von der Idee eines „weiter wie bisher“ kann also eigentlich keine Rede mehr sein. Oder welcher Kanzlerkandidat möchte dies ernsthaft den Wähler*innen vorschlagen, die in der Flut alles verloren haben?

Bleibt die Frage nach der Finanzierung. Wie oft kann sich ein Staat leisten, Milliarden für den Wiederaufbau bereit zu stellen? Kann man die Landwirte jedes Jahr wieder für ihre Ernteausfälle entschädigen? Was ist mit den Waldbesitzern, denen der Borkenkäfer die Existenzgrundlage nimmt? Was mit der Tourismusbranche, die von den weltweiten Katastrophen betroffen ist?

Schon lange versuchen Ökonomen die Kosten des Klimawandels zu bestimmen. Wie die Süddeutsche berichtet, kommen Forscher um Jarmo Kikstra vom Internationalen Institut für angewandte Systemanalyse (IIASA) nun im Fachmagazin Environmental Research Letters zu dem Ergebnis, dass die bisherigen Berechnungen viel zu niedrig angesetzt waren. Bislang ging man von einem global sechs bis sieben Prozent niedrigerem Bruttosozialprodukt bis 2100 aus, wenn man ein Szenario heranzieht, dass von einer mittleren Erwärmung ausgeht.

In der Realität wird der Klimawandel bis 2100 rund sechsmal so teuer: Am Ende des Jahrhunderts läge das globale Bruttosozialprodukt infolge von Klimaschäden rund 37 Prozent niedriger als ohne menschengemachten Klimawandel. Dabei ist die Menschheit momentan selbst vom mittleren Szenerio noch weit entfernt.

Mit Vollgas in die Katastrophe? Noch haben es die Menschen selbst in der Hand, z.B. mit dem Stift am jeweiligen Wahltag.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Klimawandel, Bundestagswahl, Programm, Kosten, Energiewende, Klima, Ökonom, Wetter, Kanzler, Deutschland



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