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Kommentar: Green Recovery? Nix da!
Von ganz neuen Wirtschaftsformen war die Rede, von der Einbeziehung von Nachhaltigkeit und Energieeffizienz, der Umstellung auf alternative Energien. Jetzt fährt die globale Wirtschaft nach und nach wieder hoch – angeschoben von Milliarden an Geldern durch Hilfsprogramme der Regierungen – und von der Idee der 'Green Recovery' ist nicht viel übrig geblieben.
Stattdessen geht das Geld an die, die schon vor der Pandemie dafür gesorgt haben, dass unser Planet in einem erbarmungswürdigen Zustand ist. So hat das Internationale Institut für Nachhaltige Entwicklung erst kürzlich analysiert, dass die G20-Länder zwischen dem Beginn der COVID-19-Pandemie Anfang 2020 und dem 3. Juli 2020 in ihren Konjunkturpaketen mindestens 135 Milliarden Dollar für fossile Brennstoffe, aber nur 68 Milliarden Dollar für saubere Energie bereitgestellt haben.
Es ist zwar eine bekannte Tatsache, dass Investitionen in erneuerbare Energien dreimal mehr Arbeitsplätze schaffen als Investitionen in umweltschädliche fossile Brennstoffe. Allein in den USA ist der Industriezweig Energieeffizienz, Solar- und Windenergie und saubere Fahrzeuge zwischen 2015 und 2019 um 70 Prozent schneller gewachsen als die gesamte übrige Wirtschaft und hat dreimal so viele Arbeitnehmer beschäftigt wie der Immobiliensektor, das Bankwesen oder die Landwirtschaft. Doch weiterhin greift die Kohlelobby weltweit ab.
Durch Corona sind schon mehr als 500.000 Menschen aus der Erneuerbarenbranche arbeitslos geworden – und kaum jemand ist bislang in seinen Job zurückgekehrt. Gerade einmal 3.200 Menschen konnten nach Angaben des Arbeitsministeriums im Juli ihren Job wieder aufnehmen. Bei dieser Geschwindigkeit wird es 15 Jahre dauern, um alle Arbeitsplätze in diesem Sektor wieder herzustellen.
Doch das ist auch kein Wunder, wenn man sich anschaut, wo die Hilfsgelder der US-Regierung hingehen: Laut der Datenbank, die die Finanzierungszusagen der G20-Nationen im Energiebereich verfolgt, haben die USA mehr als 72 Milliarden Dollar für Industriebereiche der fossilen Brennstoffe bereitgestellt. Das meiste davon ist die finanzielle Unterstützung für US-Fluggesellschaften, die eine Hauptquelle für die Erwärmung des Planeten durch Kohlenstoffemissionen darstellen. In der Zwischenzeit sind dagegen weniger als 30 Milliarden Dollar in die Unterstützung sauberer Energie geflossen, hauptsächlich in Form von Zuschüssen für öffentliche Verkehrsbetriebe.
Auch die selbst ernannten "Hüter des Klimaschutzes" in Europa sind vom Kurs abgekommen (Bild: Pixabay)
Auch in Europa ist von der 'Green Recovery' nicht mehr viel zu merken. So hat sich der Europäische Rat im Rahmen der Haushaltsdebatte dafür entschieden, das Budget der Forschungsmittel für 'Horizon Europe' zu kürzen, um das Geld stattdessen zur Abfederung der Pandemiefolgen zu verwenden. Die Kürzung der Ausgaben in diesem Bereich ist allerdings kurzsichtig, da die Wettbewerbsfähigkeit Europas auf lange Sicht von der Beherrschung neuer Technologien abhängt. In Zeiten wirtschaftlichen Abschwungs ist die öffentliche Unterstützung für Forschung daher besonders wichtig, wie die Association of European Renewable Energy Research Centers (EUREC) kritisiert.
Stattdessen wird das Geld in die Lebenserhaltung von fossilen Brennstoffen gesteckt wie in Deutschland, wo die Betreiber von Kohlekraftwerken mit fetten Entschädigungen von über 4 Milliarden Euro ihre Kraftwerke über Jahrzehnte hinweg weiter am Netz halten dürfen – obwohl gerade in der Coronakrise die Erneuerbaren gezeigt haben, dass sie in der Lage sind, die benötigte Energie zu liefern. Die betroffenen Bundesländer und Regionen erhalten bis 2038 ebenfalls Unterstützung in Höhe von 40 Milliarden Euro für den Umbau ihrer Wirtschaft - allerdings ohne die Verbindlichkeit, dieses Geld auch in nachhaltige Maßnahmen investieren zu müssen.
Und so gibt es statt Green Recovery ein 'Weiter wie bisher' mitten hinein in die nächste globale Krise.
- Author:
- Katrin Radtke
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- Keywords:
- Kommentar, Corona, COVID-19, Pandemie, Krise, global, Wirtschaft, erneuerbare Energie, Hilfe, fossil, USA, G20, Deutschland, Kohle