2024-11-21
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Arbeitsmarkt der Zukunft

Der Arbeitsmarkt in der Energiewirtschaft verändert sich. Immer mehr Arbeitsplätze in der fossilen Energiegewinnung fallen weg, während bei den Erneuerbaren neue Jobs generiert werden. Wie gehen die betroffenen Arbeiter damit um?

80 Prozent der aktuellen Beschäftigten in der schottischen Öl- und Gasbranche sind der Meinung, dass ihr Arbeitsplatz durch Maßnahmen zum Klimaschutz gefährdet ist, so eine aktuelle Umfrage von Survation für die Branchenorganisation Scottish Renewables. Und die Zahlen geben ihnen Recht: Bis 2022 könnten bis zu 30.000 Jobs in der fossilen Energiewirtschaft wegfallen.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Mehr Elektrofahrzeuge und kohlenstoffarme Heizungen sowie Maßnahmen zur Verringerung des Kunststoffverbrauchs lassen den Bedarf an Öl und Gas weiter sinken. Hinzu kommen neue staatliche Vorschriften zum Umweltschutz und die andauernde Kostensenkung bei den erneuerbaren Energien.

„Wir sind an dem Punkt angelangt, an dem es jetzt billiger ist, einen Windpark oder eine Solaranlage zu bauen und zu betreiben als ein Kohlekraftwerk“, sagt Joe Daniel, leitender Energieanalyst bei der Union of Concerned Scientists in Washington, gegenüber dem Christian Science Monitor. „Und dieser Trend wird sich fortsetzen.“

Dabei ist die Ausgangslage sehr unterschiedlich: In Schottland wird bereits heute rein rechnerisch 90 Prozent des Strombedarfs aus Erneuerbaren gedeckt. Daher ist es absehbar, dass die Öl- und Gasarbeiter keine große Zukunft haben werden. Im US-Bundesstaat Wyoming dagegen werden 40 Prozent der Kohle in den USA gefördert, zudem verfügt man über große Mengen an Erdöl und Erdgas. Aber eben auch sehr gute Windverhältnisse für den Bau von Windparks. Daher bezeichnet sich der Staat auch als „Energiestaat“.

Licht aus für die Mine (Bild: Pixabay)

Wohin der Trend zeigt, ist seit ein paar Jahren absehbar: Allein seit 2016 wurden mehr als ein halbes Dutzend Minen geschlossen, fast 2000 Arbeiter entlassen. Und die Uhr tickt weiter: Die Kohlenachfrage ist im vergangenen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 45 Jahren gesunken, zusätzlich hat die Corona-Pandemie in diesem Jahr die Wirtschaft verlangsamt beziehungsweise zwischenzeitlich zu einem Stillstand gebracht. „Wir sind in knapp einem Jahrzehnt von 50 Prozent der Elektrizität des Landes (durch Kohleverstromung) auf unter 20 Prozent gesunken“, sagt Robert Godby, ein Energieexperte an der Universität von Wyoming in Laramie. „Es ist einfach unglaublich.“ Laut einer aktuellen Prognose vom Juni wird Kohle in diesem Jahr 17% des Stroms liefern, erneuerbare Energien 21% und Erdgas 41%. Es wird erwartet, dass der Gasanteil im kommenden Jahr sinken wird, wenn die Preise nach der Pandemie steigen.

Was wird also aus den Arbeitern in der fossilen Branche? Sie machen sich ihre Gedanken – und zumindest mehr als drei Viertel (77 Prozent) der schottischen Arbeiter können sich eine Umschulung für den Einstieg in die Branche der erneuerbaren Energien vorstellen.

Claire Mack, die Geschäftsführerin von Scottish Renewables, macht Hoffnung: „Unsere Industrie bietet enorme Möglichkeiten für die Beschäftigten in der Öl- und Gasindustrie, die möglicherweise von Entlassungen und Arbeitslosigkeit bedroht sind. Diese Fachkräfte verfügen über ein hohes Maß an Fähigkeiten und Fachwissen, das mit der richtigen Unterstützung der Regierung zur Schaffung einer klaren Pipeline von Projekten zur Erreichung unserer Klimaschutzziele genutzt werden kann, um zur Entwicklung und zum Wachstum der Arbeitskräfte im Bereich der erneuerbaren Energien beizutragen, die wir brauchen werden.“

Dazu ist allerdings Unterstützung der Regierung notwendig. Es liegen Pläne vor, einen Ausbildungsfonds für den Übergang zu erneuerbaren Energien einzurichten, um sicherzustellen, dass die Ausbildung speziell auf Karrieren im Bereich der erneuerbaren Energien ausgerichtet ist, während das Land auf seine Netto-Null-Ambitionen hinarbeitet. „Dieser Ausbildungsfonds würde Öl- und Gasfachleute, Lieferkettenunternehmen, Handwerker und Beamte dabei unterstützen, nachhaltige, exportfähige Fertigkeiten zu erwerben und sich unserer Industrie anzuschließen“, so Mack.

Umschulungen sind möglich - wenn der Staat mithilft (Bild: Pixabay)

Darauf können die Arbeiter in Wyoming zumindest aktuell nicht hoffen. Donald Trump hatte zwar in seinem letzten Wahlkampf vollmundig angekündigt, die Kohle wieder groß zu machen, allerdings konnte selbst er gegen die Marktmacht nichts ausrichten. Im November stehen in den USA wieder Wahlen an, der demokratische Herausforderer Joe Biden hat ein großes Klimaschutzprogramm mit der Schaffung von Millionen neuer Jobs angekündigt. "Es ist nicht nur eine Krise, es ist eine enorme Chance", sagte er laut der Governors' Wind and Solar Energy Coalition letzte Woche auf dem demokratischen Parteitag über die Klimakrise. "Eine Chance für Amerika, die Welt im Bereich der sauberen Energie anzuführen und Millionen neuer, gut bezahlter Arbeitsplätze zu schaffen."

Nun müssten ihn die Kohlearbeiter nur noch wählen.

Author:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Arbeitsmarkt, fossil, erneuerbare Energie, Wind, Branche, Job, Arbeitsplatz, USA, Schottland, Wyoming, Bundesstaat, Kohle, Umfrage, Arbeiter, Windpark



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