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Der leise Ausstieg aus den erneuerbaren Energien
Noch vor einigen Jahren galt Südafrika als Vorbild für einen ganzen Kontinent. Südafrika gehört als einziges afrikanisches Land zu den G20-Wirtschaftsmächten und machte große wirtschaftliche Fortschritte, auch mit einem Förderprogramm für erneuerbare Energie, das 2011 aufgelegt wurde. Seitdem floss reichlich Geld ausländischer Investoren ins Land: Fast 15 Milliarden Dollar sind seither in die Entwicklung von erneuerbaren Energien geflossen und vor allem Wind- und Solarenergie galten als der große Hoffnungsbringer für das Land.
Doch obwohl der südafrikanische Markt für Erneuerbare zu den am schnellsten wachsenden weltweit gehörte, ist es in den vergangenen drei Jahren ruhig geworden. Das liegt nicht zuletzt an Brian Molefe, der 2015 zum Chief Executive Officer des staatlichen Energieversorgers Eskom ernannt wurde. Plötzlich gab es keine Verträge über Projekte aus dem Bereich der Erneuerbaren mehr, angeblich weil sie zu teuer waren. Stattdessen erhielt Eskom von Präsident Jacob Zuma die Leitung eines teuren Atomprogramms.
Laut Bloomberg sind die Investitionen in Erneuerbare im vergangenen Jahr auf vier Millionen Dollar gesunken. Viele der ausländischen Investoren haben sich inzwischen anderweitig umgesehen. Andere Länder in Afrika haben ihre Förderprogramme angepasst und Südafrika droht den Anschluss zu verlieren.
„Eskom und die südafrikanische Regierung haben einem der effektivsten Auktionsprogramme für erneuerbare Energien weltweit potenziell irreparablen Schaden zugefügt", erklärt Victoria Cuming, Leiterin der Politikanalyse für Europa, dem Nahen Osten und Afrika bei Bloomberg New Energy Finance. „Selbst wenn die Regierung mit dem Auktionsprogramm fortfahren sollte, wird das politische Risiko viel höher sein, was die Projektkosten erhöht und die Finanzierung erschwert.“
Der dem Präsidenten nahestehende Molefe wurde zwar im vergangenen Jahr entlassen, aber dieser Schritt könnte schon zu spät gekommen sein. Bislang gibt es vom Energieministerium zwar die Ankündigung, die Programme zum Ausbau der erneuerbaren Energien wiederanzukurbeln, aber der Zeitpunkt steht in den Sternen. Keine gute Basis, um Investoren zu locken, zumal in der Zwischenzeit bereits viele Arbeitsplätze im Land verloren gegangen sind. „Wenn wir eine Stop-Start-Strategie haben, vernichtet das die lokale Zuliefererkette", macht Jasandra Nyker, CEO von Entwickler BioTherm Energy, deutlich.
Ähnlich sieht es in Pakistan aus. Auch dort gab es vor einigen Jahren Anstrengungen, den Anteil von erneuerbaren Energien zu fördern. Quer durch das Land zieht sich unter anderem der Gharo-Jhimpir-Windkorridor, der allein ein geschätztes Potenzial von 43.000 MW hat. Trotzdem herrscht im Energiemix des Landes weiterhin ein Ungleichgewicht: Weniger als 1 Prozent des Stroms stammt aus erneuerbaren Quellen. Bislang hat Pakistan einen Anteil von 640 bzw. 400 MW an Wind- und Solarenergie aufzuweisen. Ein Großteil der Energie wird weiterhin importiert, wie Raashid Wali Janjua in der Daily Times ausführt. Dadurch ist man von schwankenden Rohstoffpreisen am Weltmarkt abhängig.
Hinzu kommt ein Hin und Her in der Politik. In Zeiten, in denen die Regierung Investoren, die sich für Solar- und Windprojekte interessieren, attraktive Konditionen anbieten sollte, tut sie genau das Gegenteil. Statt das Stromnetz endlich auszubauen und so Übertragungsverluste und Stromdiebstähle zu minimieren, wird das bestehende Netz belastet, indem ineffiziente, veraltete Kraftwerke die Leitungen verstopfen.
Ein Beispiel dafür ist auch die ungenutzte Kapazität des 50-MW-Windparks in Jhimpir und Gharo. Aufgrund technologischer Zwänge können von der installierten Leistung von 50 MW nur 30 MW tatsächlich erzeugt werden. Die restlichen 20 MW bleiben ungenutzt.
Darunter leidet nicht nur die örtliche Bevölkerung, bei denen Stromausfälle an der Tagesordnung sind, sondern letztlich auch der Rest der Welt. So haben Wissenschaftler des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) erst kürzlich eine Studie veröffentlicht, in der auf die Missstände der Kohlenutzung hingewiesen wird. Während Länder wie Indien und China ihre Kohlenutzung aus Klimaschutzgründen massiv herunterfahren, verpufft der Effekt dadurch, dass in anderen Ländern die Kohlenutzung erhöht wird. Dazu gehören die Türkei, Indonesien – und Pakistan, das seine Zubaupläne um 100 Prozent erhöht hat.
„Das Kohleproblem erledigt sich trotz aller Fortschritte bei den erneuerbaren Energien keinesfalls von selbst. Wenn die internationale Gemeinschaft ihre Ziele zur Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen erreichen will, um die größten Klimarisiken noch zu vermeiden, dann muss sie entschlossen handeln“, warnt MCC-Direktor Ottmar Edenhofer. „Nötig wäre ein Kohleausstieg, und zwar weltweit. Das beste Mittel hierfür ist aus ökonomischer Sicht eine substanzielle Bepreisung von CO2. Diese kann von einem Land zum anderen unterschiedlich aussehen, aber eine Koalition von Pionieren müsste den Anfang machen – noch in diesem Jahrzehnt.“
Nur wenn alle Staaten der Welt diesem Trend aktiv entgegen wirken, können die im Pariser Abkommen vereinbarten Klimaziele noch erreicht werden. Klimaschutzziele, die auch Südafrika und Pakistan unterschrieben haben.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Südafrika, Pakistan, erneuerbare Energien, Pariser Klimaschutzabkommen, Förderung
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