2024-11-24
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Neuanfang nach der Katastrophe – In Puerto Rico bietet sich eine einmalige Chance

Wie schwierig und kostenintensiv es ist, ein bestehendes Stromnetz umzurüsten, damit es schwankende Mengen erneuerbarer Energie aufnehmen kann, ist hinlänglich bekannt. Nun bietet sich die Chance zu zeigen, wie schnell man ein funktionierendes Netz aufbauen kann, das von Anfang an auf Erneuerbare ausgerichtet ist.

Am 20. September brach die Katastrophe über Puerto Rico herein: Kurz nach Hurrikan Irma verwüstete Hurrikan Maria das Außengebiet der Vereinigten Staaten und ließ die knapp 3,4 Millionen Einwohner ohne funktionierende Strom- und Wasserversorgung zurück. Aber erst nach und nach wird das gesamte Ausmaß der Schäden deutlich. Wie das zuständige amerikanische Energieministerium mittlerweile, sind über 80 Prozent des Stromnetzes der Insel zerstört und bis heute haben die meisten Einwohner keinen Strom.

Doch in dieser Katastrophe liegt auch eine Chance: Erste Politiker fordern die Regierung in Washington bereits dazu auf, die Gelegenheit zu nutzen, um das System komplett zu modernisieren und die Energieversorgung auf Erneuerbare umzustellen. Bislang wurde die Insel fast komplett durch teure Importe von Gas, Öl und Kohle mit Energie versorgt. Die Generatoren laufen Tag und Nacht, was dazu führt, dass die Bewohner die zweithöchsten Energiekosten der USA zu tragen haben. Auf Platz 1 findet man derzeit noch den Inselstaat Hawaii, der allerdings seit einiger Zeit dabei ist, seine Gewässer für Offshore-Windenergie nutzbar zu machen.

Diese Möglichkeit bietet sich nun auch Puerto Rico. Erneuerbare Energien haben bislang nur einen Anteil von 2,4 Prozent am Strommix. Bis 2035 soll sich dieser Anteil auf 20 Prozent erhöhen. Momentan verfügt die Insel über eine installierte Kapazität von 125 Megawatt an Windenergie, aufgeteilt auf drei Windparks. Der Besitzer des größten Parks, der amerikanische Energieversorger Pattern Energy, konnte immerhin mitteilen, dass die Turbinen seines Windparks Santa Isabel (101 MW) keinen Schaden genommen haben. Man konnte sich rechtzeitig auf den Sturm vorbereiten und die Anlagen entsprechend abschalten sowie sämtliche Mitarbeiter in Sicherheit bringen. Ohne funktionierendes Netz nützt es allerdings niemandem, wenn die Anlagen Strom produzieren.

Die Probleme der Insel sind nicht neu. Schon vor dem Hurrikan galt das Stromnetz als heillos veraltet. Der inseleigene Energieversorger PREPA musste im Juli Konkurs anmelden, nachdem er Schulden von neun Milliarden Dollar angehäuft hatte. Kein Wunder, dass die Hilfszusagen von US-Präsident Donald Trump für die gebeutelte Insel zaghaft ausfielen und er zunächst auf den bestehenden immensen Schuldenberg verwies.

Mit Hilfe der staatlichen Fonds, die mittlerweile für Puerto Rico eingerichtet wurden, besteht aber nun auch die Möglichkeit, das Stromnetz entsprechend neu aufzubauen – inklusive Erdverkabelung, die die Stromversorgung weniger anfällig für kommende Stürme macht. „Wir können die Gelegenheit dieses Krisen- und Bundeshilfspakets nicht vergeuden", fordert etwa Ramon Luis Nieves, ein puertoricanischer Politiker der Volkspartei, der den Energieausschuss des Senats der Insel bis zu seinem Amtsende im Januar leitete, gegenüber Reuters. „Wir müssen uns darauf konzentrieren, das Stromnetz nicht nur wieder in Gang zu bringen, sondern es so zu verbessern, dass es mehr erneuerbare Energie vertragen kann."

Der einzige Offshore-Windpark der USA versorgt die Insel Block Island mit sauberem Strom (Bild: Deepwater Wind)

Ein weitere Möglichkeit für die Zukunft besteht zum Beispiel in Mikrogrids, die mit Wind- oder Solarenergie betrieben werden. Im Katastrophenfall könnte dadurch die Energieversorgung in verschiedenen kleineren Regionen schneller wieder  hergestellt werden, als wenn man auf die Reparatur des einen großen Netzes warten muss. „Die Fähigkeit, sich bei einem Ausfall des zentralen Stromnetzes vom großen Netz zu isolieren, gewährleistet eine höchst zuverlässige Stromversorgung", befand erst kürzlich ein Bericht der National Electrical Manufacturers Association. Gepaart mit Speichermöglichkeiten können solche Systeme sogar in Krisenzeiten für schnellere Hilfe sorgen.

Die Systeme haben ihre Leistungsfähigkeit bereits in anderen Regionen der USA unter Beweis gestellt. So versorgt der erste US Offshore-Windpark Block Island etwa die Bewohner der gleichnamigen Insel. Auch hier wurden die zuvor benötigten Generatoren durch saubere Energie aus Wind ersetzt.

Gleiches ist langfristig auch in Puerto Rico möglich, wenn alle an einem Strang ziehen. Denn Hurrikan Maria wird mit Sicherheit nicht der letzte Sturm sein, der über den Inselstaat herein bricht. Bleibt nur zu hoffen, dass sich bis dahin viel geändert hat.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Puerto Rico, USA, Mikrogrid, Batterie, Speicher, offshore, onshore, Windpark, Stromnetz
Windenergie Wiki:
Turbine, Trump, MW, Megawatt



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