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GWEC-Jahresreport zeigt: Viel Licht, aber auch viel Schatten
So gibt es im Rückblick auf das Jahr 2015 viel Positives zu berichten: Die Windenergie ist mittlerweile im Mainstream angekommen und konnte erneut ein Rekordjahr verbuchen. Mehr als 63 Gigawatt wurden im letzten Jahr weltweit installiert, womit man mittlerweile auf eine Gesamtleistung von 433 GW kommt – ein Zuwachs von 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Windenergie ist in mehr als 80 Ländern präsent und der ANteil wächst weiter. So konnten auch in Jordanien und Guatemala die ersten kommerziellen Windparks in Betrieb genommen werden.
In mehr als 28 Ländern ist bereits mehr als 1GW installiert, in 10 Ländern sogar mehr als 10GW. China führt diese Liste mit großem Vorsprung (145,362 GW) vor den USA (74,471 GW) an. Deutschland belegt Rang 3 mit 44,947GW, es folgen Indien, Spanien, Kanada sowie Frankreich. Erstmals in den ‚Klub der 10GW‘ konnte 2015 Brasilien vorstoßen, was erneut die große Zugkraft des südamerikanischen Markts unter Beweis stellt.
Die Experten erwarten auch zukünftig in allen Regionen Wachstum, sagen aber für einige Märkte eine Verlangsamung der Marktentwicklung voraus. Dazu gehört China, wo im kommenden Jahr erneut fehlender Netzzugang für Probleme sorgen dürfte. In der Vergangenheit sind so im Reich der Mitte immer wieder Verzögerungen bei der Inbetriebnahme von Windparks entstanden, was zu einer zwischenzeitlichen Verbesserung des Netzausbaus geführt hatte.
Auch im zweitgrößten Windmarkt der Welt, den USA, wird weiterhin fleißig gebaut. Dabei erleben die Vereinigten Staaten durch den Beschluss zur letztmaligen Verlängerung des PTC auf fünf Jahre gerade die längste Phase an politischer Stabilität für dem Windmarkt. Das läßt für die kommenden Jahre einen Bauboom erwarten.
Sorgenvoller erscheint dagegen der Blick nach Europa, wo sich der Ausbau noch weiter verlangsamen wird. In verschiedenen Ländern haben sich die politischen Rahmenbedingungen verändert – nicht immer zugunsten der Windenergie. Allerdings kommt zu den europäischen Zahlen des Onshore-Ausbaus auch noch die Offshore-Branche hinzu, die im Jahr 2015 ebenfalls einen weiteren Boom erlebte. Ende des Jahres konnte der europäische Markt 91 Prozent Marktanteil, verteilt auf nur 11 europäische Länder, vermelden, darunter Großbritannien mit mehr als 40 Prozent der bisher installierten Leistung, gefolgt von Deutschland mit 27%.
Außerhalb Europas kommt der Offshore-Markt auch endlich in Schwung. In Asien können bisher vor allem die Chinesen mit einem Anteil von 8,4 Prozent am Weltmarkt punkten. Mehrere Länder wie Japan, Thailand oder Indien haben kürzlich den Markt betreten bzw. werden dies in Kürze tun. Auch die USA haben im Sommer die ersten Turbinen im Wasser aufgestellt, allerdings bleibt vielerorts abzuwarten, wie sich die Offshore-Situation entwickeln wird, da auch viel von der Entwicklung schwimmender Turbinen abhängt.
Auf einzelne technologische Entwicklungen geht die Studie derweil nur am Rande ein, zu vielfältig sind hier die Möglichkeiten, zu unvorhersehbar die Entwicklungen. Daher werden für die Zukunft verschiedenen Szenarien ausgerollt, die unter anderem den Einfluss politischer Gegebenheiten versuchen vorher zu sagen.
Viele der Hoffnungen ruhen dabei auf dem Klimaabkommen von Paris, dessen mögliche Auswirkungen erstmalig in die Studie einbezogen werden konnten. „Wo jetzt das Klimaabkommen von Paris in Kraft getreten ist, müssen die Länder zeigen, inwieweit es ihnen bei der Umsetzung der Ziele vom letzten Dezember tatsächlich ernst ist. Um die Klimaziele zu erreichen, ist es nötig, einen vollkommen dekarbonisierten Stromsektor weit vor 2050 zu erschaffen – und Windenergie wird eine große Rolle dabei spielen, diese Ziele zu erreichen“, erklärte der GWEC-Vorsitzende Steve Saywer bei der Vorstellung der Studie. „Windenergie ist die kostengünstigste Möglichkeit, in vielen Märkten neue Leistung ins Stromnetz zu bekommen, aber wenn man die Ziele von Paris wirklich erreichen will, müssen auch fossile Kraftwerke geschlossen und durch regenerative ersetzt werden. Das wird schwierig und die Regierungen müssen beweisen, dass sie sich wirklich an die Dinge halten wollen, denen sie zugestimmt haben.“
Dazu wäre unter anderem auch ein Ende der Subventionen für fossile Energiegewinnung notwendig. Je nach Berechnung fließen jährlich Summen zwischen 5-600 Millionen oder sogar 5 Trilliarden Dollar in die fossile Energiegewinnung, wenn man die Folgekosten für eine Beseitigung der Schäden an Klima, Gesundheit, Biosphäre und Menschheit mit einrechnet.
Das ambitionierteste Szenario in der Studie geht davon aus, dass Windenergie bis 2030 bis zu 20 Prozent der globalen Energieversorgung übernehmen könnte. Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg, der auch Methoden wie die Sektorenkopplung von Elektrizität, Wärmeversorgung und Verkehr beinhalten muss. Grundvoraussetzung hierfür ist ebenfalls eine stabile, langfristig ausgerichtete Politik in den großen Industrienationen, die mit gutem Beispiel vorangehen müssen.
Verschiedene Szenarien aus der Studie (Grafik: GWEC)
Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die nächsten fünf bis 15 Jahre von entscheidender Bedeutung sind, denn dann wird sich bereits zeigen, ob die Klimaziele von Paris für 2050 wirklich zu erreichen sind – oder ob die Menschheit in der zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts damit beschäftigt sein wird, zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- kr@windmesse.de
- Keywords:
- GWEC, Studie, Paris, Kliamabkommen, Entwicklung, Studie, Aussicht, Szenario, Energiewende, onshore, offshore
- Windenergie Wiki:
- Windpark, Turbine