News Release from AllCon Service & Dienstleistungs GmbH
Wind Industry Profile of
Offshore-Workshop 2016
Thema des Workshops war die Arbeitssicherheit und der Gesundheitsschutz in der Offshore-Windenergie. Hier die Zusammenfassung der für uns als Personal-Dienstleister, dessen Servicetechniker „draußen vor Ort“ im Einsatz sind, für das Tagesgeschäft relevantesten Vorträge. Was natürlich nicht bedeutet, dass die übrigen weniger interessant gewesen wären.
Nach der Begrüßung durch die beiden Geschäftsführer, Herrn Volker Heinrich Seibert von der ISC und Herrn Stephan Kallhoff von nordwindaktiv gab es gleich die ersten praxisnahen Einblicke in verschiedene Rettungsszenarien und –möglichkeiten offshore. Herr Axel Manz, Leiter der ecms Academy und erfahrener Ausbilder für alle Arten seilunterstützter Arbeiten sowie für die Höhen-, Luft- Wasser-/Flutrettung referierte über die "Eskalationsstufen angepasste technische Rettung Offshore". Eindrucksvoll stellte er u.a. die zusätzlichen Schwierigkeiten der Rettung Verunfallter im Gegensatz zum Onshore-Einsatz heraus.
Als nächstes verdeutlichte Frau Saskia Osing von der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände den Betriebsärztemangel in Deutschland. 2014 waren ca. 60% der hier tätigen Arbeits- und Betriebsmediziner 60 Jahre oder älter. Es bestand bereits 2011 ein Mangel an Betriebsärzten mit einer Betreuungslücke von 4,7 Mio. Stunden im Jahr. Sofern die Neuanerkennungen von Betriebsärzten auf dem derzeitigen Stand blieben, bedeute dies einen Anstieg der Betreuungslücke um 45 % auf 6,8 Mio. Stunden pro Jahr in 2021. Um innerhalb von 10 Jahren diese Betreuungslücke schließen zu können, müssten statt der gegenwärtig rund 200 über 600 Neuanerkennungen von Arbeitsmedizinern pro Jahr erfolgen, ansonsten könne nur noch etwa die Hälfte des Betreuungsbedarfs für die nach der DGUV Vorschrift 2 vorgeschriebene betriebsärztliche Basisbetreuung abgedeckt werden. Fatal für die Arbeitgeber, da bei Nichterfüllung der vorgeschriebenen betriebsärztlichen Basisbetreuung ein Bußgeld von bis zu 25.000 Euro möglich ist.
Im Anschluss stellte uns Herr Dr. Dirk Dethleff vom BG Klinikum in Hamburg eine Auswertung der medizinischen Notfälle in deutschen Offshore-Windparks von 2008-2012 vor. Hier ergaben sich Zahlen und Verhältnisse, die man so vielleicht nicht auf Anhieb vermuten würde. So waren von 319 untersuchten Notfällen 60% (190) Unfälle und 38% (123) Erkrankungen. Die setzten sich überwiegend aus je ca. einem Drittel internistischen Erkrankungen und Befindlichkeitsstörungen sowie 23% Infektionen zusammen. Rund 2/3 aller Notfälle finden auf dem Errichterschiff statt, während nur 16% tatsächlich an der Windenergieanlage passieren. Die überwiegenden Unfallarten auf der Offshore-Baustelle sind annähernd identisch mit denen Onshore: 61% sind mechanisch (onshore 63%) und 24% (29%) resultieren aus Stolpern/Rutschen/Stürzen. Was die Verletzungsarten angeht, so sind dies zu 40% Kontusionen (Prellungen/Quetschungen) oder Distorsionen (Verstauchungen) und zu 20% Schnitt- und Platzwunden. Auch bei den verletzten Körperteilen gibt es eine klare Tendenz: 60% der Verletzungen betreffen die Extremitäten (40% obere, 20% untere Extremitäten) und 22% den Kopf!!! Zum Vergleich: von den untersuchten Arbeitsunfällen im Bereich der BG ETEM im Jahr 2014 betrafen 80% die Extremitäten und nur 9% den Kopf. Grund genug also, die Mitarbeiter dahingehend entsprechend zu unterweisen, zu sensibilisieren und mit zweckmäßiger Schutzausrüstung auszustatten.
Weitere Referenten/innen waren:
- Dr. Nils Weinrich, ebenfalls vom BG Klinikum in Hamburg, der uns einen Rückblick und Ausblick zur „DGUV Fachinformation Erste Hilfe in Offshore Windparks“ gab.
- Frau Tanja Tralau und Herr Rüdiger Franz von der Windea Offshore GmbH & Co. KG, die uns „Komponenten einer ganzheitlichen medizinischen Versorgung für Offshore Wind“ vorstellten.
- Herr Karl-Heinz Puch von der VGB Power Tech Service GmbH, der die „Medizinische Untersuchungen für Tätigkeiten auf On- und Offshore-Windenergieanlagen“ erläuterte.
- Herr Michael Engel, Leitender Arzt Offshore Operations der DRF Stiftung Luftrettung gAG, der uns die Erfahrungen- Chancen- Grenzen des Ersthelfer Offshore aufzeigte.
- Herr Dr. Roland Gutbrod, Senior Expert EHS Offshore der Siemens AG, der auf die GWO und das GWO Basic Safety Training einging sowie, last but not least
- Herr Lutz Pankow von der Firma BORNACK GmbH & Co. KG, der uns zahlreiche Muster der neuesten Persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA) zum Ansehen, Anfassen und Ausprobieren mitbrachte.
Der Tag wurde erst recht abenteuerlich und maritim dann kulinarisch am Abend abgerundet: die etwas Wagemutigeren hatten die Möglichkeit, sich in einem Lifeboat, das der ISC Training & Assembly GmbH zu Trainingszwecken dient, aus ca. 7 Meter Höhe in die Niederwarnow fallen zu lassen. Nach dem Umstieg auf offene Boote ging es dann auf dem Wasserweg bis zum Rostocker Stadthafen, bevor man in die AFZ Aus- und Fortbildungszentrum Rostock GmbH etwas durchgefroren, aber beeindruckt zum gemeinsamen Abendessen zurückkehrte.
Wir möchten an dieser Stelle den Organisatoren und allen Referenten für diesen überaus interessanten, informativen und aufregenden Tag sowie den übrigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für die wirklich angenehmen und intensiven Gespräche herzlichen Danke sagen. Die Firma AllCon GmbH wird bestimmt auch beim nächsten Offshore-Workshop wieder anzutreffen sein.
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