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Rekorde über Rekorde: Erneuerbare Energien sind salonfähig geworden
Investitionen erreichen neue Höhen
329 Milliarden US-Dollar betrugen im letzten Jahr weltweit die Investitionen in erneuerbare Energien. Das ist ein Plus von 4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Diese Zahl, die Bloomberg New Energy Finance soeben bekannt gab, ist umso bemerkenswerter, da verschiedene Faktoren zusätzlich eine Rolle spielen: Die Kosten sind gerade im Bereich der Photovoltaik in den letzten Jahren stark gesunken, sodass heute eine größere Kapazität für den gleichen Preis installiert werden kann. Zusätzlich ist der US-Dollar momentan sehr stark, was den Wechselkurs von Investitionen in anderer Währung im Vergleich zum Dollar schmälert. Zum Dritten ist die europäische Wirtschaft noch nicht wieder so stark wie vor ein paar Jahren, als Europa das Zugpferd von Investitionen in Erneuerbare darstellte.
Diese Rolle wird mittlerweile aber von anderen Regionen wie China, Südamerika oder Afrika übernommen. Gerade in Entwicklungsländern gehören erneuerbare Energien frühzeitig zum Strommix der Länder dazu. Die Vorteile gegenüber fossilen Energieträgern sind die Unabhängigkeit von Rohstoffen und die Möglichkeit des schnellen Aufbaus, um den immer größer werdenden Energiehunger der Länder zu stillen.
Offshore-Projekte am Teuersten
Die teuersten Projekte auf der Liste sind verschiedene Offshore-Windparks, die in Europa und China errichtet werden, darunter die britischen Parks Race Bank (580MW) mit 2,9 Milliarden und Galloper (336MW) mit 2,3 Milliarden Dollar, der deutsche Veja Mate-Park (402MW) für 2,1 Milliarden und zwei Parks in China (jeweils 300MW) für jeweils 850 Millionen Dollar. Onshore macht vor allem das Nafin-Portfolio (1,6GW) in Mexiko mit einem Wert von 2,2 Milliarden Dollar auf sich aufmerksam.
Spitzenreiter und Zugpferd: Chinas Energiehunger hält an
Im vergangenen Jahr wurden weltweit insgesamt Windprojekte mit einer Kapazität von ca. 62 Gigawatt zugebaut, davon 58GW onshore und 4GW offshore. Den Spitzenplatz nimmt erneut China ein: Der Rekordzubau von 32,97GW sorgt für mittlerweile 129 installierte Gigawatt landesweit. Der Anteil von Windenergie am nationalen Strommix ist dadurch auf immerhin 8,6 Prozent gestiegen. Ein großes Problem ist allerdings immer noch die fehlende Netzanbindung für einen Teil der neuen Projekte, auch wenn die chinesische Regierung bemüht ist, dieses Problem in den Griff zu bekommen. Von den knapp 186,3 TWh Windenergie, die in den letzten zwölf Monaten ins chinesische Netz eingespeist wurden, gingen laut SeeNews allerdings 33,9TWh verloren.
Auch am Ende diesen Jahres dürfte China ganz oben stehen: Laut chinesischem Energieministerium sind weitere 216 GW genehmigt, wovon sich 87,07GW bereits im Bau befinden. Der Vier-Jahres-Plan bis 2020 sieht eine Erweiterung der Kapazität auf mindestens 200 Gigawatt Wind vor.
Stabiler Ausbau in den USA gewährleistet
Mit einigem Abstand auf dem zweiten Rang folgen die USA, wo im vergangenen Jahr allerdings auch einige Rekorde gebrochen wurden. In Amerika hat der Ausbau der Windenergie erstmals die 70 Gigawatt-Marke überschritten. Keine andere Form der Energiegewinnung bringt es in den USA auf solch hohen Ausbauzahlen von 47 Prozent. Gas folgt auf Platz 2 mit 35 Prozent, während auf Platz 3 mit 14 Prozent Ausbauraten die Solarenergie – und damit wieder eine Erneuerbare – im Fokus steht.
Außerdem hat die Politik im vergangenen Jahr mit zwei Programmen dafür gesorgt, dass der Ausbau auch in Zukunft auf hohem Niveau fortgesetzt wird: Zum Einen wurde Ende des Jahres der PTC für fünf Jahre verlängert. Zusätzlich hat Präsident Obama seinen Clean-Power-Plan auf den Weg gebracht, der für die nächsten Jahre für ein stabiles Investitionsklima sorgen soll. Im Zuge dessen haben einige Bundesstaaten bereits eigene ambitionierte Ziele zum Ausbau der Erneuerbaren verabschiedet, etwa Kalifornien und New York, die beide 50 Prozent Erneuerbare bis zum Jahr 2030 schaffen wollen.
Chris Brown, Präsident für Vestas USA, wies allerdings kürzlich in der Huffington Post darauf hin, wo auch in den USA die Probleme liegen: „Um Windenergie effektiv in den gesamten Vereinigten Staaten nutzen zu können, müssen wir bis 2030 mindestens 890 Meilen neue Übertragungstrassen bauen.“
Trotz Rekorde Panikmache: Deutschland hin- und hergerissen
Auch Deutschland konnte für das letzte Jahr sehr gute Zahlen vermelden: 3.535,8MW wurden 2015 onshore zugebaut. Damit erreichte man den zweitbesten Wert nach 2014, wo Vorzieheffekte und neue Flächenausweisungen noch für einen Rekord von 4.385,9MW gesorgt hatten. Zwar ist der Nettozubau letztes Jahr damit um 19 Prozent gesunken, allerdings sorgte dort die deutsche Offshore-Industrie ihrerseits für neue Rekordzahlen. Hier sorgte der Zubau von 2.282,4MW für ein Rekordjahr – allerdings spielen auch hier Nachholeffekte bei der Netzanbindung eine Rolle bei der hohen Zahl. Es wird daher abzuwarten sein, wie sich die Zahlen beider Industrie-Bereiche in den kommenden Jahren entwickeln, zumal die Umstellung auf das Ausschreibungssystem derzeit zu latenter Panikmache führt.
Wirft man einen Blick auf die Gesamtzahlen, stehen für Deutschland momentan 44.946,4 Megawatt Windenergie (41,65GW onshore, 3,30GW offshore) zu Buche. Die Onshore-Anlagen speisten vergangenes Jahr 78 TWh Energie ins Netz ein, dazu kamen noch einmal mehr als 8 TWh an Offshore-Energie. Zusätzlich zum starken Heimatmarkt kann sich die deutsche Industrie wie üblich auch auf den Export verlassen – zwei Drittel der Produkte gingen ins Ausland.
Licht und Schatten
Auch in Großbritannien sorgte die Windenergie für zufriedene Gesichter. „Wir hatten eine Rekordernte dank einer besseren Verteilung uns herausragenden Windgeschwindigkeiten“, kommentierte Dr. Gordon Edge von RenewableUK die Zahlen. 11 Prozent der britischen Energie wurden letztes Jahr durch Windkraftanlagen generiert – diese Energie konnte statistisch gesehen 30 Prozent der Haushalte mit sauberer Energie versorgen.
Allerdings sind auch in Großbritannien die Sorgenfalten nicht weit: Nach dem Beschluss der Regierung, Onshore-Wind künftig nicht mehr zu fördern, wird ein Einbruch des Marktes befürchtet. „Die Zahlen belegen, wieso die Regierung auch weiterhin Windenergie unterstützen sollte, denn wir halten unser Versprechen, Großbritannien auch weiterhin mit Strom zu versorgen. Wir können auch weiterhin dafür sorgen, dass sich der Anteil an erneuerbaren Energien am Strommix erhöht, während das Land von fossilen Neergieträgern zu sauberen wechselt“, betont Edge.
Welchen Schaden fehlgeleitete Politik anrichtet, belegen die Zahlen aus Spanien: Nicht ein einziges Megawatt an Windenergie kam dort im vergangenen Jahr neu dazu. Seitdem die Regierung beschlossen hat, Windenergie nicht mehr zu fördern sind insgesamt nur noch 1.932MW errichtet worden – und das in vier Jahren. Spanische Firmen aus dem Bereich der Windenergie können nur überleben, da sie ihr Heil im Export gesucht haben: 100 Prozent ihrer Produkte gehen ins Ausland, vor allem nach Süd- und Mittelamerika.
Spanien ist bereits jetzt weit hinter die verbindlichen EU-Ziele zum Ausbau der erneuerbaren Energien bis 2020 zurück gefallen. Die können allerdings nur erreicht werden, wenn auch die Windindustrie im eigenen Land wieder angekurbelt wird. Und so dürfte das Klimaabkommen von Paris insbesondere von der spanischen Windindustrie mit großem Wohlwollen zur Kenntnis genommen worden sein. Schließlich hat auch Spanien unterschrieben.