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Durchbruch in den USA: Baubeginn für ersten Offshore-Park
Knapp 15 Jahre dauerte der Kampf um Offshore-Wind in den USA: 2001 legte Jim Gordon von 'Energy Management Inc.' erstmals seinen Plan für einen Offshore-Windpark bei den Behörden zur Genehmigung vor. Geplant war ein Areal vor der Küste von Nantucket Sounds in Massachusetts zu erwerben, um dort einen Park mit 130 Turbinen zu errichten. Aber das geplante „Cape Wind“-Projekt, das lange als der potentiell erste Offshore-Windpark der USA galt, wurde von den Anwohnern der Ferieninseln Cape Cod und Martha's Vineyard immer wieder mit Klagen überzogen. Die Windturbinen, die nur knapp 7 Kilometer vor der Küste errichtet werden sollten, würden die geschützte Natur und vor allem die Aussicht stören. Zudem sei der produzierte Strom viel zu teuer und würde auch langfristig die Strompreise in der Region steigen lassen. Das gaben die gut betuchten Kläger immer wieder als Hinderungsgrund an.
Aufgrund der jahrelangen Gerichtsprozesse, mit denen das Cape Wind-Projekt fortan blockiert wurde, kam der Bau des Parks nicht voran. So wurden von der einen Behörde die nötigen Genehmigungen erteilt, nur um später wieder von einem Gericht abgewiesen zu werden. Lange hielten die Planer des Windparks dagegen und gewannen einen Prozess nach dem anderen. Ende letzten Jahres sah es schließlich so aus, als ob in diesem Sommer endlich mit dem Bau begonnen werden könnte. Alle nötigen Genehmigungen lagen vor, die Bauaufträge waren ebenfalls vergeben. So sollten die 130 3,6MW-Turbinen von Siemens geliefert werden.
Foto: Siemens sollte die Turbinen für Cape Wind liefern.
Dann aber hieß es Anfang 2015 plötzlich, dass die erforderlichen finanziellen Mittel, um mit dem Bau starten zu können, nicht vollständig vorhanden waren. Das wiederum führte dazu, dass die Energieversorger ausstiegen, die den produzierten Offshore-Strom abnehmen und ins Netz einspeisen sollten. Mittlerweile ist völlig unklar, ob das Projekt jemals gebaut wird.
Das wiederum hat den Weg für das Block Island-Projekt frei gemacht. Vor sieben Jahren stellte das Unternehmen Deepwater Wind erstmals seine Pläne vor, vor der Küste von Rhode Island einen Testpark, ähnlich dem deutschen Offshore-Park alpha ventus, zu errichten. Die fünf Turbinen, die über eine Leistung von 30 Megawatt verfügen, sollen genug Strom für alle Anwohner von Block Island liefern. Der überschüssige Strom wird ins Stromnetz eingespeist.
Am Montag war es dann tatsächlich so weit: Unter den Augen von Gouverneur Gina Raimondo und den Vertretern der beteiligten Unternehmen und Investoren wurde der Startschuss für den Bau des ersten Offshore-Windparks der USA gegeben. Im Sommer werden die Turbinen aufgestellt, zunächst wurde mit der Produktion der Fundamente begonnen.
Entsprechend euphorisch zeigten sich die Beteiligten: „Die Bedeutung dieses Tages kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Block Island-Windpark ist so etwas wie unser Apollo-11-Moment“, erklärte Emily Norton, Direktorin der Massachusetts-Ablegers des Sierra Clubs, der größten Naturschutzorganisation der USA, die den Bau unterstützt hat.
Raimondo betonte laut Providence Journal auch die Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft: „Wir schaffen hier nicht nur neue Arbeitsplätze, sondern betonen, dass wir innovativer als andere sind. Hier wird dafür gesorgt, das der Strom in Rhode Island günstiger wird als anderswo, unsere Energieversorgung abwechslungsreicher und grüner gestaltet.“
Rhode Island möchte gern erste Anlaufstelle für Offshore-Windenergie in den USA werden. Dabei hofft man auf das Know How aus Europa – und die Ansiedlung europäischer Unternehmen vor Ort. Deepwater Wind-CEO Jeffrey Grybowski wies auf die Bedeutung für den lokalen Arbeitsmarkt hin: In Europa würden mittlerweile 60.000 Menschen in diesem Industriezweig arbeiten. „Es gibt kaum noch Schwerindustrie in Rhode Island, umso wichtiger ist, dass wir unsere guten Unternehmen vor Ort nehmen und mit den Global Playern zusammenbringen, damit wir hier in den USA lernen, wie man es am besten macht.“
Der Block Island-Windpark soll nach den bisherigen Plänen 2016 ans Netz gehen. Deepwater Wind plant unterdessen bereits das nächste, sehr viel größere Projekt: Dieses Mal mit mindestens 200 Turbinen. Es scheint, Offshore-Wind hat die USA erreicht.