Kanada macht Ernst: Erste Provinz kohlefrei

Die Kanadier treiben den Klimaschutz voran: Die Provinz Ontario im Südosten des Landes hat in diesen Tagen das letzte Kohlekraftwerk stillgelegt. Damit ist die Region, in der neben der Hauptstadt Ottawa auch die größte kanadische Stadt Toronto liegt, das erste kohlefreie Gebiet in Nordamerika. Das letzte Kohlekraftwerk wird nun zu einem Biomasse-Kraftwerk umgerüstet.

Damit liegt die Provinz, in der rund 12 Millionen Menschen leben, noch vor dem angedachten Zeitplan, der die Abschaltung erst für Ende 2014 vorgesehen hatte. Im letzten Jahr wurde von der Provinzregierung im 'Ending Coal for Cleaner Air Act' festgelegt, dass in der Provinz nie wieder Kohlestrom verwendet werden soll. Eine Studie hatte zuvor festgestellt, dass sich die Kosten für den Kohlestrom jährlich auf 4,4 Milliarden Dollar summieren, wenn man Ausgaben für Gesundheit, Umwelt und generelle Kosten zusammenrechnet.

Energieminister Bob Chiarelli begründete gegenüber 'North American Windpower' die Stilllegung des Kraftwerks: „Das ist das gleiche, als wir auf einen Schlag 7 Millionen Autos aus dem Verkehr ziehen würden. Dabei handelt es sich um die bisher größte Einzelklimainitiative in Nordamerika.“

Damit der Umstieg gelingt, wird in Ontario gleichzeitig kräftig in erneuerbare Energien investiert. Einer der größten Windparks Kanadas wurde soeben in der Provinz eröffnet: Der South Kent-Windpark hat eine Leistung von 270 MW und verfügt über 124 Siemens-Turbinen. Projektierer Samsung Renewable Energy und Partner Pattern Energy freuen sich über die weitere Zusammenarbeit mit der Regierung vor Ort. Mike Garland, CEO von Pattern Energy gegenüber North American Windpower: „South Kent Wind ist der erste in einer ganzen Reihe an Windparks in Ontario und wir sind stolz darauf, dass wir das Projekt innerhalb des Zeitplans fertig stellen konnten – trotz des harten Winters. Dieses Projekt ist eine Gemeinschaftsarbeit, alleine 15 Banken haben Geld investiert, 500 Arbeiter haben 70 Kilometer Straße gebaut, 124 Windturbinen aufgestellt und 283 Kilometer Kabel verlegt.“

Weitere Windparks sind bereits in Planung, sodass in den nächsten Monaten Projekte mit einer Leistung von 870 MW in Ontario errichtet werden. „Wir freuen uns heute darüber, eine sauberere Zukunft für unsere Kinder und Enkelkinder geschaffen zu haben, während wir gleichzeitig die Vorzüge der umweltverträglichen Energiegewinnung feiern“, sagte Chiarelli.

Neben der Windenergie beginnt Kanada auch, andere erneuerbare Energiequellen auszuschöpfen. Ende März gab die kanadische Regierung bekannt, dass 4 Millionen Dollar in den Bau von Wellen- und Gezeitenkraftwerken investiert werden. Wie die 'Exportinitiative Erneuerbare Energien' berichtet, ist das Potenzial in Kanada dafür ausgesprochen groß: Allein 42 GW für Gezeitenkraftwerke und 37 GW für Wellenkraftwerke warten darauf, erschlossen zu werden. Es wird damit gerechnet, dass die ersten Kraftwerke dieser Art schon 2015 ans Netz gehen können.