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18.04.2012
Interview mit Dr. Steffen Bukold, CEO EnergyComment im Windmesse Newsletter
Steffen Bukold: Hinzu kommt, dass die politische Unterstützung in den USA und Europa, insbesondere Spanien, schwindet. Gleichzeitig sinken die CO2-Kosten für die fossilen Wettbewerber. Gas, Kohle und Windprojekte stehen sich damit auf Augenhöhe gegenüber. Marktpreise und Marktrisiken der fossilen Energieerzeugung spielen dadurch eine größere Rolle.
Längerfristig werden die Absatzmärkte der fossilen und regenerativen Energie ohnehin stärker zusammenwachsen. Dazu gehört z.B. auch die Elektromobilität und Windgas. Fragen der längerfristigen Verknappung bei Rohöl oder Erdgas sind damit auch für die Windbranche von Bedeutung.
Aber das ist keine Einbahnstraße. Sollten die Preise für Gas und Kohle stark fallen, gerät auch die Windbranche ins Trudeln.
Windmesse: Inwiefern unterscheiden sich diese Einflüsse in den großen Windmärkten, also Europa, China und USA?
Steffen Bukold: Die Trends sind sehr unterschiedlich. Seit vier Jahren zeigt sich ein immer
größeres regionales Ungleichgewicht in der Windbranche. In Europa verharren die Neuinstallationen bei etwa 10 GW, während in den USA ein Stop-and-Go mit durchschnittlich 8 GW pro Jahr zu beobachten ist, nach 2012 vermutlich deutlich weniger. Das globale Bild wird dadurch immer mehr vom Wachstum der Windenergie in China geprägt. Die restlichen Weltregionen können noch immer nicht in relevantem Umfang zum Ausbau der Windkraft beitragen.
In den USA haben wir als Sonderfaktor die niedrigen Erdgaspreise. Die Spotpreise liegen zur Zeit bei 2 $/MMBtu. In Europa zahlt man um die 9 $/MMBtu, in Ostasien sogar 12-13 $/MMBtu. Die unerwartet rasche Erschließung der Schiefergasvorkommen (Shale Gas) ermöglicht es den Gaskraftwerken, das Erdgas für umgerechnet 0,7-1,0 Cent/kWh einzukaufen. Selbst die Terminpreise für die nächsten zwei Jahre liegen noch unter 2 Cent/kWh.
In Europa ist zu befürchten, dass sich nicht nur in der aktuellen Schuldenkrise, sondern auch im Windmarkt ein Nord-Süd-Gefälle in Europa herausbildet, mit konstantem Wachstum in Deutschland und Großbritannien, aber Stagnation in den Krisenländern am Mittelmeer und in der Peripherie.
Windmesse: Und in China?
Steffen Bukold: Ohne China wäre die Windkraftbranche bereits in einer Wachstumskrise. Auf China entfielen 2011 mit 44 Prozent fast die Hälfte aller globalen Neuinstallationen. Heute steht dort über ein Viertel des globalen Windparks.
Die Branche überhitzte 2010/2011. Die Qualität der Produkte sank, die Preise rauschten unter die Kosten. Peking tritt seit kurzem auf die Bremse, weil die Netzintegration hinterher hinkt und die Zahl kleinerer Windparks aus dem Ruder gelaufen ist.
Der Ausbau soll nun auf „nur“ noch 15-20 GW pro Jahr beschränkt werden. Das entspricht in etwa dem Tempo im letzten Jahr (18 GW). Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auf sieben ausgewählten Windregionen, die vom Zulieferer bis zum Netzanschluss der fertigen Anlage alles lokal anbieten
können.
Überraschend war die Ankündigung Pekings vor wenigen Wochen, dass der Kohleverbrauch Chinas ab 2015 gedeckelt werden soll. 70 Prozent des chinesischen Stroms ist Kohlestrom. Er ist mit Gesamtkosten von 3-4 Cent/kWh noch immer der preislich attraktivste Energieträger, ist aber gleichzeitig für enorme Umweltschäden verantwortlich.
Da Erdgas in den meisten Landesteilen Chinas teuer ist und Atom- und Wasserenergie nur schrittweise ausgebaut werden können, eröffnen sich für die Windbranche bei einer Deckelung des Kohleverbrauchs über mehrere Jahrzehnte hinweg enorme Wachstumschancen.
Längerfristig werden die Absatzmärkte der fossilen und regenerativen Energie ohnehin stärker zusammenwachsen. Dazu gehört z.B. auch die Elektromobilität und Windgas. Fragen der längerfristigen Verknappung bei Rohöl oder Erdgas sind damit auch für die Windbranche von Bedeutung.
Aber das ist keine Einbahnstraße. Sollten die Preise für Gas und Kohle stark fallen, gerät auch die Windbranche ins Trudeln.
Windmesse: Inwiefern unterscheiden sich diese Einflüsse in den großen Windmärkten, also Europa, China und USA?
Steffen Bukold: Die Trends sind sehr unterschiedlich. Seit vier Jahren zeigt sich ein immer
größeres regionales Ungleichgewicht in der Windbranche. In Europa verharren die Neuinstallationen bei etwa 10 GW, während in den USA ein Stop-and-Go mit durchschnittlich 8 GW pro Jahr zu beobachten ist, nach 2012 vermutlich deutlich weniger. Das globale Bild wird dadurch immer mehr vom Wachstum der Windenergie in China geprägt. Die restlichen Weltregionen können noch immer nicht in relevantem Umfang zum Ausbau der Windkraft beitragen.
In den USA haben wir als Sonderfaktor die niedrigen Erdgaspreise. Die Spotpreise liegen zur Zeit bei 2 $/MMBtu. In Europa zahlt man um die 9 $/MMBtu, in Ostasien sogar 12-13 $/MMBtu. Die unerwartet rasche Erschließung der Schiefergasvorkommen (Shale Gas) ermöglicht es den Gaskraftwerken, das Erdgas für umgerechnet 0,7-1,0 Cent/kWh einzukaufen. Selbst die Terminpreise für die nächsten zwei Jahre liegen noch unter 2 Cent/kWh.
In Europa ist zu befürchten, dass sich nicht nur in der aktuellen Schuldenkrise, sondern auch im Windmarkt ein Nord-Süd-Gefälle in Europa herausbildet, mit konstantem Wachstum in Deutschland und Großbritannien, aber Stagnation in den Krisenländern am Mittelmeer und in der Peripherie.
Windmesse: Und in China?
Steffen Bukold: Ohne China wäre die Windkraftbranche bereits in einer Wachstumskrise. Auf China entfielen 2011 mit 44 Prozent fast die Hälfte aller globalen Neuinstallationen. Heute steht dort über ein Viertel des globalen Windparks.
Die Branche überhitzte 2010/2011. Die Qualität der Produkte sank, die Preise rauschten unter die Kosten. Peking tritt seit kurzem auf die Bremse, weil die Netzintegration hinterher hinkt und die Zahl kleinerer Windparks aus dem Ruder gelaufen ist.
Der Ausbau soll nun auf „nur“ noch 15-20 GW pro Jahr beschränkt werden. Das entspricht in etwa dem Tempo im letzten Jahr (18 GW). Der Schwerpunkt der Investitionen liegt auf sieben ausgewählten Windregionen, die vom Zulieferer bis zum Netzanschluss der fertigen Anlage alles lokal anbieten
können.
Überraschend war die Ankündigung Pekings vor wenigen Wochen, dass der Kohleverbrauch Chinas ab 2015 gedeckelt werden soll. 70 Prozent des chinesischen Stroms ist Kohlestrom. Er ist mit Gesamtkosten von 3-4 Cent/kWh noch immer der preislich attraktivste Energieträger, ist aber gleichzeitig für enorme Umweltschäden verantwortlich.
Da Erdgas in den meisten Landesteilen Chinas teuer ist und Atom- und Wasserenergie nur schrittweise ausgebaut werden können, eröffnen sich für die Windbranche bei einer Deckelung des Kohleverbrauchs über mehrere Jahrzehnte hinweg enorme Wachstumschancen.
- Quelle:
- Dr. Steffen Bukold, EnergyComment
- Autor:
- Windmesse Online Team
- Email:
- presse@windmesse.de
- Link:
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- Windenergie Wiki:
- Windpark, Hamburg