2024-11-22
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Hohe Preise und schwache Konjunktur senken Energieverbrauch

Industrie und Verbraucher reagieren mit Einsparungen/CO2-Ausstoß sinkt

Bild: PixabayBild: Pixabay

Der Energieverbrauch in Deutschland lag in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres rund 7 Prozent unter dem Wert des Vorjahreszeitraumes. Nach vorläufigen Berechnungen der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AG Energiebilanzen) erreichte der inländische Primärenergieverbrauch im ersten Halbjahr 2023 eine Höhe von 5.561 Petajoule (PJ) beziehungsweise 189,7 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE). Das waren 7,1 Prozent weniger als im ersten Halbjahr des Vorjahres.

Nach Einschätzung der AG Energiebilanzen sind für den beträchtlichen Verbrauchsrückgang die hohen Energiepreise sowie die schwache konjunkturelle Entwicklung verantwortlich. Von der Witterung gingen im ersten Halbjahr geringe verbrauchssteigernde Effekte aus. Lediglich der im Zuge der aktuellen Flüchtlingsbewegungen zu verzeichnende Bevölkerungsanstieg sorgte für eine Erhöhung des Energieverbrauchs, die aber deutlich geringer ausfiel als die verbrauchssenkenden Effekte.

Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die Preise wesentlich den Verlauf des Energieverbrauchs bestimmen. Obwohl die Notierungen an den Energiemärkten gegenüber dem ersten Halbjahr 2022 spürbar zurückgegangen sind, liegt das Preisniveau immer noch deutlich höher als 2021. Die Energiepreise, so die AG Energiebilanzen, entfalten damit weiterhin Impulse zur Einsparung von Energie, wenn auch in leicht abgeschwächter Intensität. Die AG Energiebilanzen unterscheidet bei ihrer Betrachtung zwischen aktuellen, verhaltensbedingten Energieeinsparungen und Investitionen in die Energieeffizienz mit längerfristigen Wirkungen. Die verbrauchssenkenden Effekte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung werden zudem derzeit stark von der deutlich zurückgegangenen Produktionsleistung der energieintensiven Industrien (Chemie, Metalle, Papier und Glas) geprägt. Während die Produktion des gesamten produzierenden Gewerbes in den ersten fünf Monaten des Jahres stagnierte, verzeichneten die energieintensiven Branchen ein Minus von 13 Prozent.

Der Verbrauch von Heizenergien wurde in den ersten sechs Monaten nur in geringem Maße von den Witterungsbedingungen beeinflusst. Zwar lagen die Temperaturen im Berichtszeitraum etwas niedriger als im Vorjahreszeitraum. In den für den Wärmebedarf besonders wichtigen ersten drei Monaten war es jedoch wärmer als im Vorjahr. Bereinigt um den leicht verbrauchssteigernden Effekt der Witterung, wäre der Energieverbrauch im ersten Halbjahr um 7,6 Prozent gesunken.

Der Verbrauch von Mineralöl verringerte sich in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres um 2,0 Prozent. Während der Verbrauch von Ottokraftstoff um knapp 6 Prozent anstieg, gab es beim Dieselkraftstoff einen leichten Rückgang um gut 1 Prozent. Der Absatz von Flugkraftstoff stieg um 7,5 Prozent. Die Lieferung von Rohbenzin an die chemische Industrie verringerte sich um fast 20 Prozent. Der Absatz von leichtem Heizöl stieg dagegen um 16 Prozent, weil viele Verbraucher ihre Lagerbestände aufstockten.

Der Erdgasverbrauch verringerte sich im ersten Halbjahr 2023 um 10,1 Prozent. Der Rückgang ist einerseits auf den gesunkenen Einsatz von Erdgas in der Industrie zurückzuführen, andererseits lag auch der Verbrauch der Haushaltskunden sowie Kleingewerbe rund 10 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Die Stromerzeugung aus Erdgas ging nach vorläufigen Berechnungen um rund 4 Prozent zurück, die Erzeugung von Fernwärme verringerte sich um gut 2 Prozent.

Der Verbrauch von Steinkohle nahm im ersten Halbjahr um 10,8 Prozent ab. Der Einsatz in Kraftwerken verzeichnete einen Rückgang um fast 19 Prozent. Preisänderungen bei den Brennstoffen und die gesunkene Stromnachfrage führten zu einer Verringerung des Kohleeinsatzes in den Kraftwerken. Der Absatz von Steinkohle an die Eisen- und Stahlindustrie verminderte sich im Berichtszeitraum um 2 Prozent. Dabei zeigte sich, dass die kohlenstoffintensive Oxygenstahlproduktion nur um 1,7 Prozent sank, während die Elektrostahlerzeugung um 13 Prozent zurückging, da hohe inländische Industriestrompreise im internationalen Vergleich nicht wettbewerbsfähig sind.

Der Verbrauch von Braunkohle nahm um rund 18 Prozent ab. Dieser Rückgang entspricht weitgehend der Entwicklung der Lieferungen an die Kraftwerke der öffentlichen Versorgung und ist hauptsächlich auf den deutlich gesunkenen Stromverbrauch im Inland sowie günstige Erzeugungsbedingungen im benachbarten Ausland zurückzuführen. Trotz des hohen Rückgangs blieb die Braunkohle mit einem Anteil von knapp 18 Prozent, nach den Erneuerbaren, die zweitwichtigste Verstromungsenergie in Deutschland.

Die Stromerzeugung aus Kernenergie ging im ersten Halbjahr 2023 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 57 Prozent zurück. Der Produktionsrückgang ist auf den Streckbetrieb der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland (Neckarwestheim 2, Emsland und Isar 2) sowie deren endgültige Stilllegung zum 15. April 2023 zurückzuführen.

Der Verbrauch an Primärenergie verzeichnete im 1. Halbjahr 2023 einen Rück- gang um 7,1 Prozent auf 5.561 Petajoule (PJ) beziehungsweise 189,7 Millionen Tonnen Steinkohleneinheiten (Mio. t SKE) gegenüber dem 1. Halbjahr des Vorjahres. Der Rückgang betraf mit Ausnahme der Erneuerbaren alle Energieträger. Das anhaltend hohe Preisniveau sorgte für verstärkte Verbrauchseinsparungen und Investitionen in die Energieeffizienz. In der Industrie kam es zu Produktionskürzungen. Der Beitrag der Kernenergie sank, da die drei verbliebenen Kraftwerksblöcke nach dem Streckbetrieb nunmehr endgültig vom Netz gegangen sind (Bild: Quelle: Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen)

Die Stromlieferungen ins Ausland lagen im ersten Halbjahr 3,1 Milliarden Kilowattstunden (Mrd. kWh) über den Strommengen, die aus dem Ausland nach Deutschland flossen. Im Vorjahreshalbjahr betrug der Stromaustauschsaldo noch 17,3 Mrd. kWh. Im zweiten Quartal des laufenden Jahres hat sich Deutschland zum Netto-Importeur mit einem Importüberschuss von 6,4 Mrd. kWh entwickelt. Der höhere Importsaldo Deutschlands gilt als Zeichen für einen funktionierenden europäischen Strombinnenmarkt. Deutschland konnte teilweise von günstigeren Erzeugungsoptionen im benachbarten Ausland profitieren. Hinzu kamen Witterungsbedingungen, die zeitweise für eine höhere Stromerzeugung aus Wasserkraft in der Alpenregion und Skandinavien sorgten. Zudem schreitet der Ausbau der Erneuerbaren Energien im europäischen Ausland voran und erhöhte das Angebot. Letztlich sind auch die Stilllegung der letzten drei Kernkraftwerke in Deutschland und die im Vergleich zum Vorjahr höhere Verfügbarkeit der Kernenergie in Frankreich Gründe für den Importüberschuss im zweiten Quartal 2023.

Der Beitrag der erneuerbaren Energien erhöhte sich im ersten Halbjahr 2023 geringfügig um 0,6 Prozent. Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energiequellen sank leicht um 1 Prozent. Die Bereitstellung von Wärme erhöhte sich um 5 Prozent und im Sektor Verkehr gab es einen Zuwachs um 3 Prozent.

Die gegenüber dem Vorjahr etwas ungünstigere Witterung sorgte für leichte Rückgänge sowohl bei der Photovoltaik (-1 Prozent) wie auch bei der Windstromerzeugung (-3 Prozent). Die Stromerzeugung aus Biomasse nahm um 4 Prozent ab. Bei der Wasserkraft kam es dagegen zu einem Zuwachs um 9 Prozent. Die AG Energiebilanzen geht davon aus, dass die durch Wärmepumpen nutzbar gemachte Umweltwärme um etwa 13 Prozent zulegte und die Nutzung von Holz durch private Haushalte sowie im Gewerbe- und Dienstleistungsbereich im ersten Halbjahr 2023 um etwa 7 Prozent wuchs.

Die energiebedingten CO2-Emissionen gingen nach einer vorläufigen Abschätzung der AG Energiebilanzen im ersten Halbjahr 2023 um mehr als acht Prozent gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum zurück. Dies entspricht einer Reduktion in der Größenordnung von 28 Millionen Tonnen (Mio. t).

Quelle:
AG Energiebilanzen (AGEB)
Autor:
Pressestelle
Link:
ag-energiebilanzen.de/...
Keywords:
AG Energiebilanzen, Energieverbrauch, Deutschland, Halbjahr, Inflation, Kosten, Stromverbrauch, Verbrauchsrückgang, Witterung




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