Klimawandel und La Niña treiben Schäden: die Naturkatastrophen-Bilanz 2022
Die Naturkatastrophen 2022 in Zahlen
Mit einem Gesamtschaden von etwa 270 Mrd. US$ (Vorjahr 320 Mrd. US$) und versicherten Schäden von etwa 120 Mrd. US$ (120 Mrd. US$) reiht sich 2022 ein in die schadenintensiven vorangegangenen Jahre. Der Gesamtschaden entspricht dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre, die versicherten Schäden liegen deutlich darüber (2017-2021: 97 Mrd. US$). Die erneut hohen Schäden treffen die Versicherer in einer Zeit, in der sie mit der hohen Inflation umgehen müssen, während ihre Kapitalbasis durch die steigenden Zinsen schrumpft. Der positive Effekt höherer Zinsen auf die Kapitalanlagen stellt sich dagegen erst mit der Zeit ein.
„Bei der Betrachtung der Naturkatastrophen-Bilanz sind zwei Faktoren wichtig. Erstens: Im dritten Jahr in Folge herrschten La-Niña-Bedingungen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit für Hurrikane in Nordamerika, für Hochwasser in Australien, Hitze und Trockenheit in China oder stärkere Monsun-Niederschläge in Teilen Südasiens. Gleichzeitig verstärkt der Klimawandel in der Tendenz Wetterextreme, so dass sich Effekte mitunter ergänzen“, sagte Ernst Rauch, Chef-Klimatologe von Munich Re.
Was waren die teuersten Naturkatastrophen 2022?
Mehr als ein Drittel der Gesamtschäden und rund die Hälfte der weltweiten versicherten Schäden gehen auf das Konto von Hurrikan Ian. Der riesige tropische Wirbelsturm war im September mit Windgeschwindigkeiten von fast 250 km/h (150 mph) auf die Westküste Floridas getroffen. Nur vier Stürme waren bisher beim Auftreffen auf US-Festland stärker, einige weitere waren ähnlich stark wie Ian. Er verursachte nach vorläufigen Schätzungen einen Gesamtschaden von rund 100 Mrd. US$, davon waren etwa 60 Mrd. US$ (ohne NFIP2) versichert. Gemessen an den inflationsbereinigten versicherten Schäden war Ian der zweitteuerste Hurrikan der Geschichte nach Katrina im Jahr 2005.
Solch starke Stürme wie Ian passen zu den erwarteten Folgen des Klimawandels: Die Forschung geht mehrheitlich davon aus, dass durch die Erderwärmung zwar nicht die Zahl der tropischen Wirbelstürme insgesamt steigt, wohl aber der Anteil der besonders starken mit besonders heftigen Niederschlägen.
Zweitteuerste und gleichzeitig größte humanitäre Katastrophe des Jahres waren heftige Überschwemmungen als Folge sehr schwerer Monsun-Regenfälle in Pakistan. Im August waren die Niederschläge dort fünf bis sieben Mal so stark wie sonst üblich. Eine beschleunigte Gletscherschmelze als Folge der hohen Temperaturen verstärkte das Hochwasser erheblich. Mindestens 1.700 Menschen starben. Die direkten Schäden werden auf mindestens 15 Mrd. US$ geschätzt – gemessen an der Wirtschaftskraft des Landes eine enorme Summe. Versichert war fast nichts, zahllose Menschen verloren ihr Hab und Gut. Forscher schätzen, dass die Intensität dieses Ereignisses durch den Klimawandel bereits um die Hälfte im Vergleich zu einer Welt ohne Erderwärmung zugenommen hat und künftig weiter steigen wird.
Für Versicherer waren Überschwemmungen im Südosten von Australien als Einzelereignis die zweitteuerste Naturkatastrophe 2022. Extreme Niederschläge im Februar und März führten in den Bundesstaaten Queensland und New South Wales zu zahlreichen Sturzfluten und starken Flusshochwassern. Zahllose Menschen mussten mit Booten und Hubschraubern aus ihren Häusern gerettet werden. Die Überschwemmungen erreichten auch die Metropolen Brisbane und Sydney. Vom Gesamtschaden von etwa 6,6 Mrd. US$ waren knapp 4 Mrd. US$ versichert. Im Oktober führten erneute Starkniederschläge zu einem weiteren katastrophalen Hochwasser im Südosten des Landes. Die Schäden waren allerdings nicht so hoch wie zu Jahresbeginn. Insgesamt verursachten Überschwemmungen in Australien im vergangenen Jahr Schäden von 8,1 Mrd. US$, davon waren 4,7 Mrd. US$ versichert.
Beim Hochwasserrisiko in Australien spielen natürliche Zyklen eine wichtige Rolle, da Starkniederschläge in La-Niña-Jahren deutlich wahrscheinlicher sind. Die Forschung geht inzwischen aber davon aus, dass zudem der Klimawandel die Intensität der Niederschläge beeinflusst. Ähnliches gilt für Waldbrände und Hitzewellen, die eher in El-Niño-Jahren auftreten, dem Gegenstück zu La Niña.
Der regionale Überblick ist auf der Webseite der Munich Re abrufbar.
- Quelle:
- Munich Re
- Autor:
- Pressestelle
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- Munich Re, Naturkatastrophen, Bilanz, Hurrikan, Klimawandel, schadenintensiv, Forschung, Schäden