Neue Studie: Birkhahn-Balz unter Windrädern
Verblüffende Ergebnisse bringt ein kürzlich abgeschlossenes Birkwild-Monitoring der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) im Windpark Pretul (Steiermark), der von den Bundesforsten betrieben wird. Auch nach der Inbetriebnahme des Windparks Pretul im Jahr 2016 zeigt sich die Population an Birkwild (Tetrao tetrix) in gutem Zustand und verzeichnete 2020 sogar einen neuen Höchststand. „Bei der letzten Zählung war die Population an Birkwild, Hahnen und Hennen eingeschlossen, so hoch wie schon seit Jahren nicht mehr“, bestätigt Georg Schöppl, Vorstand der Bundesforste, die jüngsten Ergebnisse. Nach einem sehr milden Winter konnte 2020 eine der drei höchsten Hahnenzahlen seit 2006 beobachtet werden. Auch junge Hahnen wurden gesehen, die sich bereits am Balzgeschehen beteiligten. Über das gesamte Windparkgebiet verteilt befinden sich zahlreiche Balzplätze der selten gewordenen Hühnervögel, die zur Gattung der Raufußhühner gehören. Gezählt wurde vier Jahre lang, seit der Errichtung des Windparks 2016, und die Ergebnisse mit Daten vor der Errichtung des Windparks verglichen. „Wir beobachten sehr viel Birkwild rund um den Windpark, die Wildvögel halten sich in unmittelbarer Nähe der Windräder auf“, berichtet Schöppl. „Bei der Errichtung des Windparks haben wir besonderes Augenmerk auf ökologische Begleitmaßnahmen insbesondere zur Verbesserung der Lebensräume des Birkwildes gelegt. Umso erfreulicher ist es, dass die Population aktuell gewachsen ist und das Birkwild den Lebensraum weiterhin gut annimmt.“ Langfristiges Ziel ist der Erhalt einer intakten Population auf der Pretul, auf der das Birkwild schon seit jeher seinen angestammten Lebensraum vorfindet.
Birkwild-Zählung bei Wind und Wetter
Vier Jahre lang wurden an 13 Zählpunkten über den ganzen Windpark Pretul verteilt Birkhahnen gezählt und das bei Wind und Wetter. Nicht nur einmal mussten die Beobachtungen aufgrund der harschen Wetterverhältnisse und des starken Windgangs auf dem exponierten Bergrücken abgesagt werden. Gezählt wird jedes Jahr zur Balzzeit im Mai, wenn sich alle Tiere auf ihren Balzplätzen einfanden, vom Morgengrauen bis zum Sonnenaufgang. Jede volle Viertelstunde werden an mehreren Standorten gleichzeitig (sog. Synchronzählung) alle balzenden Hähne und beobachtbaren Hennen detailliert protokolliert und Doppelzählungen durch Vergleich der Protokolle ausgeschlossen. Die Zusammenarbeit erfolgt mit der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft, das die Erhebung und Auswertung jedes Jahr begleitete. Als Vergleichswerte für das aktuelle Ergebnis dienten Erhebungen aus den Jahren 2016 und 2008.
Birkhenne (li.) mit Birkhahn (re.) (Bild: ÖBf-Archiv/T. Kranabitl)
Lebensraum der edlen Hühnervögel
Durch immer stärkere Nutzung der Naturräume, aber auch durch den Wintertourismus werden die Lebensräume des Birkwildes immer kleiner. Die Hühnervögel bevorzugen Offenland mit guter Sicht, dazu auch Moor- und Feuchtgebiete, in Kombination mit Buschwerk und Sträuchern, die ihnen Deckung bieten. Der kahle Bergrücken der Pretul mit dem darunterliegenden Krummholzgürtel, einzelnen Baumgruppen und dem angrenzenden Schwarzriegelmoos bietet ideale Bedingungen für das Birkwild. „Wir haben die Waldflächen gezielt aufgelichtet und Flugschneisen eingerichtet, in denen die etwas schwerfällig fliegenden Hühnervögel, die sich bevorzugt am Boden aufhalten, gut fliegen können“, unterstreicht Georg Schöppl Maßnahmen zur Verbesserung des Lebensraums für die edlen Hühnervögel. Als Nahrung dient Birkhühnern die alpine Vegetation wie Preiselbeeren, Gräser, Knospen oder Zwergsträucher.
Beunruhigungen durch zunehmenden Wintertourismus
Eine immer stärkere Beunruhigung für das Birkwild stellt der Wintertourismus dar. Im Winter fahren die Birkhühner ihren Energiehaushalt zurück und versuchen möglichst energiesparend durch die karge Jahreszeit zu kommen. Bei schlechtem Wetter ziehen sie sich in Schneehöhlen zurück. „Wir stellen jedoch fest, dass auch in den Wintermonaten immer mehr Erholungssuchende in die Lebensräume der Birkhühner vordringen und sie in ihren Wintereinständen aufschrecken“, so der ÖBf-Vorstand zur aktuellen Entwicklung. „Erholungssuchende gehen und fahren zu jeder Tag- und Nachtzeit über den Bergrücken bis hin zum Vollmondwandern mit Stirnlampen.“ An neuralgischen Punkten informieren bereits heute Schilder über die Lebensräume der Wildtiere und Ruhezonen. Insbesondere das Skitourengehen und Variantenfahren abseits der ausgeschilderten Wege beunruhigt das Birkwild. In der heurigen Wintersaison ist der Zustrom an WintersportlerInnen in stadtnahen Erholungsgebieten wie Semmering, Stuhleck oder Pretulalpe pandemiebedingt nochmals deutlich angestiegen. „Wir appellieren daher einmal mehr an alle Erholungssuchenden, die Lebensräume der Wildtiere zu respektieren, auf den markierten Wegen zu bleiben, Hunde anzuleinen, nicht über Jungkulturen zu fahren und sich von Wintereinständen fern zu halten“, so Georg Schöppl. „Für die nächste Wintersaison 2021/22 planen wir ein neues Besucherlenkungskonzept auf der Pretul. Wir wollen neue Angebote für SkitourengeherInnen schaffen und gleichzeitig das Besucheraufkommen kanalisieren und in ökologisch verträgliche Bahnen lenken.“
- Quelle:
- ÖfB
- Autor:
- Pressestelle
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- www.bundesforste.at/...
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