2024-12-22
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Meldung von Energy Watch Group (EWG)

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COP 28 Weltklimakonferenz in Dubai: Größte Greenwashing Veranstaltung in der Welt führt zum beschleunigten Aufheizen der Erde

Bisher haben die Weltregierungen bei allen Klimakonferenzen komplett versagt. Seit Bestehen der UN-Klimakonferenzen ist die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre stetig gestiegen.

Je höher die Konzentration von Klimagasen wie CO2, Methan, Lachgas und anderen ist – gemessen in Teilchen pro Million Luftteilchen (ppm) in der Erdatmosphäre –, desto schneller erwärmt sich die Erde.

Was bedeuten die heute erreichten 420 ppm CO2?

Vor etwa 200 Jahren, also vor Beginn der Industriealisierung, betrug der CO2-Gehalt in der Atmosphäre ungefähr 280 ppm. 350 ppm gelten als planetarische Obergrenze (Holozän-Niveau) für ein dauerhaft funktionierendes menschliches zivilisatorisches Leben auf dem Planeten. Die Erdtemperatur reagiert zeitverzögert, Jahrzehnte nach dem Erreichen einer bestimmten Konzentration. Vor ungefähr 15 Millionen Jahren lag der CO2-Gehalt in der Erdatmosphäre letztmalig über 400 ppm, was dazu führte, dass die Arktis mit Grönland fast eisfrei war, der Meeresspiegel etwa 40 Meter höher lag und die Erdtemperatur ungefähr 5 Gad Celcius höher war als heute.

All dies sind Verhältnisse, die für die heutige Zivilisation unvorstellbar sind – unter solchen Bedingungen gäbe es keine Lebensräume für Milliarden von Menschen.

Die Erderwärmung beschleunigt sich mit jeder weiteren Emission von Klimagasen

James Hansen, Klimaforscher bei der NASA, der bereits in den 90er Jahren mit seinen Forschungen die Welt und den US-Kongress aufgerüttelt hat, präsentierte kürzlich eine neue Studie. Diese besagt, dass sich die Atmosphäre nun beschleunigt aufheizen wird. Im Abstract der Studie heißt es: „Unter dem gegenwärtigen geopolitischen Ansatz für Treibhausgas-emissionen wird die globale Erwärmung daher in den 2020er Jahren 1,5 Grad Celcius und vor 2050 2 Grad Celcius überschreiten. Die Auswirkungen auf Mensch und Natur werden sich beschleunigen, da die globale Erwärmung die hydrologischen (Wetter-)Extreme verstärkt. Das Ausmaß der Folgen erfordert eine Rückkehr zur globalen Temperatur auf Holozän-Niveau.“

James Hansen hatte in der Vergangenheit durch seine Studien deutlich andere und pessimistischere, aber gerade deshalb korrektere Erkenntnisse präsentiert als der Weltklimarat IPCC. Der IPCC musste von einem 5-Jahres-Bericht zum nächsten immer feststellen, dass die Erderwärmung und ihre Auswirkungen schneller eingetreten sind als in den vorherigen Berichten dargestellt. Selbst heute gibt der IPCC an, dass die Einhaltung der Grenze von 1,5 Grad Celcius durch eine Halbierung der Treibhausgasemissionen bis 2030 möglich sei. Angesichts der wohl bereits im Jahr 2023 erreichten 1,4 Grad Celcius erscheint diese Prognose jedoch weltfremd.

Obwohl Hansens Klimaforschungen von hoher Qualität und Klarheit sind, sind seine Vorschläge zum Klimaschutz unzureichend, um das Holozän-Niveau von 350 ppm zu erreichen. Er setzt vor allem auf Atomenergie und Eingriffe in die Strahlungsbilanz der Erde durch die Verwendung von Schmutzpartikeln in der Stratosphäre – ein geoengineering-Experiment mit gefährlichem und ungewissem Ausgang.

Um das Holozän-Niveau zurückzuerlangen, braucht es dagegen eine Nullemissionswirtschaft mit 100 Prozent Erneuerbaren Energien als deren Kern und starke Kohlenstoffsenken, insbesondere durch eine Neubegrünung der Erde. Nur so können 350 ppm in womöglich schon einigen Jahrzehnten erreicht werden.

Bisher sind die Klimagaskonzentrationen trotz UN-Klimakonferenzen stetig angestiegen

Der IPCC hat niemals das Ziel der Einhaltung der planetarischen Grenze von 350 ppm als Klimaziel vorgeschlagen, sondern lediglich Emissionsreduktionen. Aufgrund dessen sind die Konzentrationen von Treibhausgasen kontinuierlich gestiegen, was das Versagen sämtlicher bisherigen Weltklimakonferenzen dokumentiert: Bei der ersten UN-Klimakonferenz im Jahr 1979 lagen die Werte bei ca. 335 ppm, beim Kyoto-Protokoll 1997 bei 380 ppm und nach dem Beschluss von Paris 2015, möglichst 1,5 Grad Cecius nicht zu überschreiten, lagen sie bei ca. 410 ppm. Zum Zeitpunkt der aktuellen UN-Klimakonferenz in Dubai überschreiten sie nun 423 ppm. Es wird zunehmend deutlich, dass das Pariser Ziel von 1,5 Grad Celcius in den kommenden Jahren mit Sicherheit überschritten wird und die Welt auf einen Anstieg von 3 Grad Celcius zusteuert, auch wenn dies in Politik und Medien oft nicht wahrgenommen wird.

UN-Generalsekretär António Guterres hat erneut ein rasches Aus für die Nutzung fossiler Energieträger gefordert. "Wir können einen brennenden Planeten nicht retten mit einem Feuerwehrschlauch aus fossilen Brennstoffen", sagte Guterres in Dubai. Stattdessen müsse der Umstieg auf Erneuerbare Energien beschleunigt werden. Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken, lasse sich nur einhalten, wenn "wir das Verbrennen aller fossilen Brennstoffe beenden"

Auch wenn Guterres übersieht, dass 1,5 Grad Celcius nicht mehr zu halten sind, hat er mit seinem Appell zum vollständigen fossilen Ausstieg absolut Recht. Doch was unternehmen insbesondere die großen, wohlhabenden Nationen?

Nahezu keine Nation – mit wenigen Ausnahmen wie Costa Rica – hat einen Ausstieg der fossilen Energieförderung oder -Nutzung bis 2030 als politisches Programm. Im Gegenteil: Sie halten meist mit dem Greenwashingetikett „Klimaneutralität bis 2050 oder 2045 “ noch Jahrzehnte an der Nutzung der fossilen Rohstoffe fest und heizen damit die Erde weiter dramatisch auf – auch Deutschland.

Greenwashing wird besonders deutlich an den verschiedenen angekündigten und geforderten Klimaschutzfonds

Zum Auftakt der COP 28 hat deren Präsident Al Jaber einen Klimaschutzfonds von 30 Milliarden US-Dollar angekündigt, finanziell zu unterstützen, insbesondere beim Ausbau erneuerbarer Energien.

Ein Vergleich dieser scheinbar hohen Förderung mit den weltweiten Gewinnen und Investitionen der fossilen Wirtschaft entlarvt diesen Fonds jedoch sofort als Greenwashing:

Allein im Jahr 2022 erzielte die globale Öl- und Gasindustrie (ohne Kohle) Gewinne in Höhe von rund 4 Billionen US-Dollar. Seit 2020 hat die fossile Industrie 160 Milliarden Dollar in die Erforschung neuer fossiler Reserven investiert.

Was soll da ein 30 Milliarden Fonds für den Klimaschutz bringen?

Wenn die 4 000 Milliarden Dollar jährliche Gewinne der fossilen Wirtschaft in Erneuerbare Energien investiert würden, käme die Umstellung auf Erneuerbare Energien ziemlich sicher bis 2030.

Insbesondere die arabischen Freunde von Al Jaber sind hauptsächlich an den fossilen Gewinnen beteiligt. Der saudi-arabische Ölkonzern Saudi Aramco erzielte allein im Jahr 2022 einen Rekordgewinn von rund 161 Milliarden US-Dollar.

Deshalb könnten allein die Saudis aus den Gewinnen des Ölgeschäfts den von Al Jaber vorgeschlagenen Klimaschutzfonds verfünffachen. Auch der deutlich kleinere, aber dennoch mächtige Ölkonzern ADNOC, dessen Vorsitzender Al Jaber ist, verzeichnete im Jahr 2022 einen Gewinn von über 1 Milliarde US-Dollar.

Als Erklärung für die hohen Gewinne gibt Saudi Aramco die gestiegenen Ölpreise und die erhöhte Nachfrage an. Diese Erklärung führt direkt zur Verantwortung der reichen Öl- und Gaskonsumenten insbesondere auch Europa und Deutschland.

Solange die wohlhabenden Nationen ihren Energiehunger mit fossilen Rohstoffen stillen, wird die Erde immer schneller aufgeheizt

Solange Kanzler Scholz und seine Regierungsmitglieder, wie in den letzten beiden Jahren vielfach geschehen, nach Saudi-Arabien, Katar, Dubai, Nigeria und sonst wohin fahren, um neue Verträge mit Erdöl und Erdgas, insbesondere LN, abzuschließen, werden die Förderländer verwundert die Augen reiben: Wie? Die Deutschen fordern die Nutzung der fossilen Energie Schritt für Schritt zu beenden, aber gleichzeitig fahren sie zu uns und fragen nach neuem Erdöl und Erdgas. Wie passt das zusammen?

Zudem werden die Subventionen für fossile klimaschädliche Energien in diesen Ölkonsumentenländern, auch in Deutschland laufend erhöht, damit die Energiekunden nur ja nicht schnell auf Erneuerbare Energien umsteigen. Wie passt das denn zusammen?

Während der Energiekrise der letzten Jahre aufgrund gestiegener Preise für Erdöl, Erdgas und Kohle haben nicht nur Deutschland, sondern auch die EU und viele andere Länder ihre ohnehin schon hohen Subventionen für die fossile Wirtschaft massiv erhöht. Dadurch wurde nicht nur die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen gestärkt, sondern auch Unternehmen wie Saudi Aramco profitierten davon. Auch Deutschland hat durch Maßnahmen wie Energiepreisbremsen oder die Bereitstellung von Subventionen für LNG-Terminals die weltweite fossile Wirtschaft erheblich unterstützt.

Solange Nationen wie Deutschland auf den UN-Konferenzen einen schrittweisen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Energien fordern, aber gleichzeitig deren Subventionen erhöhen, können sie sich auf den Klimakonferenzen nicht glaubwürdig für den Klimaschutz einsetzen.

Statt konsequent den Ausbau Erneuerbarer Energien auch in Deutschland bis 2030 voranzutreiben, gewährt die derzeitige Regierungskoalition Subventionen für Erdgas-LNG, Diesel in Autos, Kerosin in Flugzeugen und Kohlestrom. Ca. 70 Milliarden Euro gibt die Bundesregierung jährlich an Steuergelder aus, um die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle zu subventionieren.

Auch Deutschland macht in Dubai Greenwashing

Kanzler Scholz hat in Dubai drei Ziele für den Klimaschutz ausgerufen: Verdreifachung der Erneuerbaren Energien, Verdopplung der Energieeffizienz und schrittweisen Ausstieg aus den Fossilen Energien. Wörtlich sagte der Kanzler: „Wir müssen jetzt alle, die feste Entschlossenheit an den Tag legen, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen."

Viel gelobt wurde auch, dass Deutschland 100 Millionen Dollar Einzahlung in einen neuen Klimafonds zugesagt hat, aus dem die Folgeschäden des Klimawandels in armen Ländern wie Überschwemmungen oder Dürren mit internationalen Mitteln kompensiert werden sollen.

Doch auf der einen Seite mit fossilen Subventionen das Klima weiteraufzuheizen und dann mit Almosen die Schäden korrigieren zu wollen ist nichts anderes als Greenwashing:

Diese 100 Million Dollar sollen in den zum Auftakt der COP 28 beschlossenen Katastrophen-Fonds (Loss and Damage Fund) fließen. Mit ihm sollen Folgeschäden des Klimawandels in armen Ländern wie Überschwemmungen oder Dürren mit internationalen Mitteln kompensiert werden.

Eine winzige Summe, angesichts der Schäden, die die armen Länder bereits heute durch die jahrzehntelangen Klimagasemissionen zu tragen haben. Alleine für Klimaanpassung zur Abwendung der Schäden in den ärmeren Ländern schätzt die UN bis zu 366 Milliarden US-Dollar jährlich als notwendig ein.

Eine neu auf der COP vorgestellte Studie, die sich ausschließlich auf die Regionen Mittelmeer (MENA), Subsahara (SSA), Asien-Pazifik (SASIA), China, Ostasien (EASIA) sowie Lateinamerika und die Karibik (LACA) konzentriert, prognostiziert noch weit höhere Schadenssummen. Allein im Jahr 2020 belaufen sich die geschätzten Schäden für diese Regionen auf einen Betrag zwischen 116 und 435 Milliarden US-Dollar. Diese Summen steigen weiter an auf 290 bis 580 Milliarden US-Dollar im Jahr 2030, 551 bis 1.016 Milliarden US-Dollar im Jahr 2040 und schließlich auf 1.132 bis 1.741 Milliarden US-Dollar im Jahr 2050.

Was angesichts von 1 Billion jährlicher Schadenssumme in 2030 ein einmaliger Beitrag von Deutschland mit 100 Millionen bewirken soll, bleibt das Greenwashing-Rätsel der Bundesregierung.

Das Greenwashing hat in Dubai Hochkonjunktur:

Durch eine Initiative von Al Jaber haben 50 Öl- und Gaskonzerne eine Vereinbarung unterzeichnet, in der sie sich verpflichten, die fossile Energienutzung bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Dabei wird jedoch nicht explizit über ein Ende der Nutzung fossiler Energien selbst nach 2050 gesprochen, da der Begriff 'klimaneutral' bedeutet, dass weiterhin fossile Energien genutzt, jedoch die Emissionen durch Kohlenstoffsenken ausgeglichen werden sollen.

Des Weiteren bekunden 20 Nationen ihr Interesse an der Förderung der Atomenergie als vermeintlichen Beitrag zum Klimaschutz und unterzeichneten eine entsprechende Erklärung. Es fällt auf, dass diese Erklärung insbesondere von Atomwaffenmächten wie den USA, Großbritannien, Frankreich und und solchen die es werden wollen, unterzeichnet wurde: Klimaschutz als Greenwashing für atomare Aufrüstung.

Verdreifachung der Erneuerbaren Energien bis 2030 ist viel zu wenig angesichts der realen aktuellen Wachstumsgeschwindigkeiten der Erneuerbaren Energien

Auch die von Kanzler Scholz eingebrachte Forderung nach einer Verdreifachung des Ausbaus der Erneuerbare Energien bis 2030 ist angesichts der realen Wachstumsdynamik der Erneuerbaren Energien viel zu schwach.

Bezeichnend ist, dass insbesondere Ölstaaten nicht einmal diese schwache Ausbaugeschwindigkeit anstreben wollen, bisher haben sich nur 120 Staaten dieser Initiative angeschlossen.

Der jährliche Ausbau der Photovoltaik, die in den kommenden Jahren die wichtigste Energiequelle sein wird, hat seit Jahrzehnten eine konstante Verdopplung alle zwei Jahre gezeigt. Von 2024 bis 2030 gibt es noch drei solcher Verdopplungszeiträume, was bedeutet, dass eine Verachtfachung der heutigen jährlichen Investitionen bis 2030 möglich ist, sofern die Widerstände, insbesondere seitens der fossilen und atomaren Interessengruppen, endlich abgebaut werden.

Auch China zeigt mit einer Verdopplung der Ausbaugeschwindigkeiten alle zwei Jahre bei Solartechnik, aber auch E-Mobile und Speicher, dass sehr wohl ein wesentlich schnellerer Ausbau als eine Verdreifachung bis 2030 möglich ist.

Solange also auf der COP 28 weiterhin bis 2050 und darüber hinaus an der Nutzung fossiler Energien festgehalten wird und sowohl die Bekundungen hinsichtlich der Notwendigkeit des Klimaschutzes als auch die industriellen Möglichkeiten zur Herstellung erneuerbarer Energien so schwach bleiben wie aktuell, wird auch die COP 28 voraussichtlich das Gleiche hervorbringen wie alle vorangegangenen Klimakonferenzen: Keinen wirklichen Beitrag zum Klimaschutz, sondern lediglich Greenwashing-Statements und -Ankündigungen. Auf diese Weise wird der Weg der Menschheit in die 'Klimahölle', wie es Antonio Guterres ausdrückte, durch die COP 28 weiter massiv beschleunigt.

Es sei denn, Milliarden Menschen und Unternehmen ergreifen selbstständig Maßnahmen und stellen schnell ihre eigene Energieversorgung auf 100% erneuerbare Energien um. In diesem Fall würde das fossile Wirtschaftssystem mit seinen exorbitanten Billionengewinnen zusammenbrechen und der Klimaschutz könnte trotz der Misserfolge der bisherigen Weltklimakonferenzen voranschreiten.

In Kalifornien wird bereits ein solcher Wandel sichtbar: 14 Millionen Menschen in 200 Kommunen und Regionen haben sich bereits vom fossilen Zeitalter verabschiedet und nutzen zu 100 Prozent Erneuerbare Energien.

 

Quelle:
Energy Watch Group
Autor:
Hans-Josef Fell
Email:
info@hans-josef-fell.de
Keywords:
klima, klimakonferenz, cop, treibhausgas



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