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Prognose gekappt: Welche Auswirkungen hat das Virus auf die Windbranche?
Die Marktanalysten von Wood Mackenzie korrigieren ihre Prognose für 2020 nach unten: Im Vergleich zu früheren Vorhersagen werden wohl Windprojekte mit einer Leistung von 4,9 Gigawatt weniger fertiggestellt, als ursprünglich angenommen. Damit wird der Gesamtausbau in der Windenergie für 2020 nun voraussichtlich noch 73 GW betragen.
Die Auswirkungen des Coronavirus sind für die global agierende Windindustrie von höchster Bedeutung und verkörpern eine Krise, wie sie der Markt noch nie gesehen hat, so die Experten. Stündlich ändern sich die Gegebenheiten, während die Regierungen in aller Welt Einfluss auf Wirtschaft und Politik nehmen, um dem Virus Einhalt zu gebieten. Die Interessenvertreter der Branche müssen daher ihre Geschäftsabläufe kontinuierlich anpassen, um die Sicherheit der Arbeitnehmer mit den Bedürfnissen ihrer Kunden in Einklang zu bringen, wobei sie sich gleichzeitig an die dynamischen Maßnahmen der Regierungen zur Eindämmung der Pandemie halten müssen.
Dabei dürften die Länder in unterschiedlichem Ausmaß betroffen sein. Der größte Einfluss des Virus wird in den USA und China erwartet – die beiden Länder mit den weltweit größten Windmärkten. Aber auch Südeuropa mit Spanien und Italien ist momentan fest im Würgegriff der Maßnahmen wie Shutdowns, die zur Unterbrechung der Lieferketten führen. Auch Fabrikschließungen in den Ländern hat es bereits gegeben, obwohl Vestas sein Werk in Spanien nach einigen Tagen wieder geöffnet hat. Für wie lange vermag allerdings niemand vorher zu sagen.
Im Würgegriff des Virus (Bild: Pixabay)
Aber nicht nur die Windbranche ist von Corona betroffen: Auch die Ölindustrie leidet. Einige Händler sprechen bereits von einem Einbruch um ein Fünftel im Vergleich zu den herkömmlichen Zahlen. Und das in einer Branche, die es ohnehin seit einige Zeit schwer hat. Selbst wenn sich die Nachfrage bis Mitte des Jahres wieder auf ein normales Niveau erholt, ist das Jahr 2020 noch immer auf dem Weg, den größten Rückgang des Ölverbrauchs seit Beginn zuverlässiger Aufzeichnungen Mitte der 1960er Jahre zu erleiden, so das Fachblatt WorldOil. "Die Ölindustrie sieht sich mit einem beispiellosen Nachfragerückgang infolge der weltweiten Maßnahmen gegen COVID-19 konfrontiert. Es ist zwar noch zu früh, um die Auswirkungen richtig einzuschätzen, aber erste Hinweise von Händlern deuten auf einen Nachfragerückgang um 20% hin. In gewisser Weise ist der aktuelle Nachfragerückgang eine Vorschau auf die Nachfrageprognosen für 2030 und darüber hinaus. So prognostiziert Barclays beispielsweise einen weltweiten Höhepunkt der Ölnachfrage zwischen 2030 und 2035, gefolgt von einem stetigen Nachfragerückgang. Wir sollten beobachten, wie die Ölgesellschaften darauf reagieren, da dies die Anfälligkeit für eine sinkende Nachfrage und anhaltend niedrige Preise offenbaren wird", erklärte Arij van Berkel, Direktor des Analyse-Instituts Lux Research.
Wenn es nach Vertretern der erneuerbaren Energien geht, wird sich das auch künftig nicht mehr ändern. Viele sehen in der aktuellen Krise eine einmalige Chance, die Welt endlich auf die Klimakrise einzuschwören und den Energieverbrauch endgültig und allumfassend auf erneuerbare Quellen umzustellen.
In Deutschland etwa werden nun Stimmen laut, die fordern, dass die 40 Milliarden Euro zur Kompensation des kürzlich beschlossenen Kohleausstiegs an Investitionen in erneuerbare Energien gekoppelt werden. „Jetzt wäre zudem der richtige Zeitpunkt, noch einmal neu über die 40 Milliarden Euro, die für den Ausstieg aus der Kohleverstromung geplant waren, zu sprechen. Mindestens die 4,35 Milliarden Euro umfassenden Stilllegungsprämien wären nun in Investitionsprämien umzuwidmen. Die Gelder dürfen auf keinen Fall über die Unternehmen an Aktionäre und Gesellschafter fließen, sondern müssen angesichts der aktuellen Lage unmittelbar für neue Investitionen nutzbar werden. Statt eines vergoldeten Ausstiegs aus alten Technologien erwarten wir einen starken Einstieg in dezentrale Energienetzwerke“, so die Präsidentin des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), Dr. Simone Peter.
Auch über Steuererleichterungen könnten Investitionen in Wind und Solar nach Überstehen der Pandemie gezielt in die richtigen Bereiche gelenkt werden.
Weiter geht die Umweltorganisation Greenpeace: „Klug gewählt, können die weiteren Konjunkturprogramme das Land entscheidend voranbringen beim Aufbau einer zukunftsfähigen Wirtschaft. Deutschland braucht einen neuen, grünen Marshallplan.“ Neben kurzfristigen Maßnahmen, die mit Steuerstundungen, Kurzarbeitergeld oder Übergangskrediten vor allem die Liquidität von Unternehmen und Bevölkerung sichert, sollen in einer zweiten Phase ökologisch lenkende, grüne Konjunkturpakete zum Einsatz kommen. So lassen sich soziale und wirtschaftliche Schäden durch die Corona-Krise abfedern und nötige Schritte hin zu einer klimaverträglichen Wirtschaft finanzieren.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- presse@windmesse.de
- Keywords:
- Corona, COVID-19, Krise, Auswirkung, Energiewende, Investition, WInd, Solar, BEE; Greenpeace, Marshallplan, Deutschland, Konjunktur, USA, China, Einbruch, Ausbau, erneuerbare Energie, Öl, Kohleausstieg