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Australien kommt nicht zur Ruhe
Seit Freitag hat Australien mit Scott Morrison einen neuen Premierminister – bereits den siebten seit 2007. Und erneut wechselt mit dem Minister auch das Kabinett und damit die Politik, die von der Regierung zu erwarten ist.
Gute Voraussetzungen für eine stabile, auf Langfristigkeit ausgelegte Energiepolitik? Fehlanzeige. Australien bezieht noch immer 80 Prozent seiner Energie aus Kohlekraftwerken, auch wenn die erneuerbaren Energien in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufstieg hingelegt haben. Dafür ist allerdings nicht die Regierung in Canberra verantwortlich, sondern die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten und Territorien, die eigene Ziele für den Klimaschutz festgelegt haben.
Auch künftig dürfen sie dabei mit wenig Unterstützung aus der Hauptstadt rechnen, denn der neue Premierminister sorgte bei der Ernennung seiner Minister gleich für zwei Paukenschläge: Zum einen beendete er das Experiment der Zusammenlegung des Energie- und Umweltministeriums. Zum anderen ernannte er mit Angus Taylor einen prominenten Windenergiekritiker zum neuen Energieminister, während Melissa Price, eine ehemalige Anwältin von Bergbauunternehmen, das Amt der Umweltministerin übernimmt. Damit dürften alle Versuche der Emissionsreduktion im Energiesektor auf Eis gelegt sein.
Vor allem Taylor fiel in der Vergangenheit als harter Windenergiekritiker auf, wie RenewEconomy berichtet. Er kämpft seit Jahren gegen Windparks in der Nähe seines Familiensitzes bei Nimmitabel und sprach 2013 auf einer Veranstaltung namens "Wind Power Fraud Rallye", die von der Anti-Wind-Seite "Stop These Things" organisiert wurde. Von Windkraftgegnern wird er als der „schlimmste Albtraum der Windindustrie“ gefeiert.
Auch die neue Umweltministerin Price ist in der Vergangenheit eher als Gegnerin der erneuerbaren Energien aufgetreten. Sie stammt aus einer Kohlestadt und begann ihre Arbeit als Anwältin bei diversen Kohleunternehmen.
Wider allen politischen Querschlägen haben die Bundesstaaten in Australien in den letzten Jahren allerdings in Eigenregie begonnen, ihre Energieversorgung umzustellen und den Sektor der Erneuerbaren stark auszubauen. So haben unter anderem die Bundesstaaten Queensland und Northern Territory das Ziel einer Energieversorgung von 50 Prozent durch Erneuerbare für 2030 festgeschrieben.
Diese Entwicklung wird auch von der neuen Regierung nicht aufzuhalten sein. So veröffentlichte Spark Infrastructure, ein Investmentunternehmen, das in Energieinfrastruktuprojekte investiert, am Montag seinen Ausblick auf Australiens Energielandschaft von morgen: „Australiens Energiezukunft wird durch eine neue Welt der Möglichkeiten in den Bereichen erneuerbare Energien, dezentrale Erzeugung und Energiespeicherung bestimmt. Unsere Netzwerke werden eine wichtige Rolle bei der effizienten Bereitstellung dieser Technologien zum Nutzen der Verbraucher spielen.“
Batteriespeicher von Tesla in Australien (Bild: Tesla)
Und bekanntlich wird dort die Musik gespielt, wo das größte Geld sitzt. Das ist momentan vor allem im Bereich der Erneuerbaren. So steht der größte Energiespeicher der Welt in South Australia. Gebaut wurde er im vergangenen Jahr von Tesla - in der Rekordzeit von nur 100 Tagen. Aktuell wird im Nachbarstaat Victoria, eigentlich eine der klassischen Kohlegegenden, ein zweiter Superspeicher gebaut. Auch dieser soll an einen Windpark gekoppelt werden und künftig Stromausfälle verhindern, die traditionell ein großes Problem in Australien sind.
Den Menschen wird es letztlich egal sein, wer in Canberra in der Regierung sitzt – so lange Strom aus ihren Steckdosen kommt.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Keywords:
- Australien, Politik, Energieminister, Umweltminister, Windkraftgegner, Kohle, Speicher, Tesla, Windpark, Bundesstaat