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Das Ende für Kohlestrom naht - Schneller als gedacht?
In den vergangenen Tagen sorgte diesbezüglich vor allem die Studie der Carbon Tracker Initiative für Aufsehen, einer von Finanzanalysten gegründete Londoner Nichtregierungsorganisation. In der Studie „End of the Load? Challenging Power Technology Assumptions“ wird anhand der Stromgestehungskosten (= Levelized Costs of Electricty (LCOE)) untersucht, welche Art der Energiegewinnung die günstigste ist. Dabei wurden bekannte Annahmen über den Auslastungsgrad und die Lebensdauer der Kraftwerke neu berechnet und die für das Jahr 2016 bisher angenommenen Zahlen mit den neuen Zahlen für dieses Jahr sowie für 2020 gegenüber gestellt. Wie sich dabei zeigt, sind neue Wind- und Solarenergieanlagen damit bereits heute günstiger als neue Kohle- und Gaskraftwerke – und die Lücke wird in den kommenden Jahren noch größer werden.
Vergleich der Stromgestehungskosten für die verschiedenen Arten der Energiegewinnung (Grafik: Carbon Tracker)
„Die politischen Entscheidungsträger und Investoren müssen wirklich die bisherigen Annahmen bezüglich der Technologiekosten in Frage stellen, die die in Paris eingeschlagene Fahrtrichtung nicht mit einbeziehen. Planungen mit business-as-usual Auslastungsgraden und Lebensdauern für neue Kohle- und Gasanlagen sind ein Rezept für verlorene Vermögenswerte“, betont James Leaton, Leiter der Forschungen bei Carbon Tracker.
Und die Schere wird in den kommenden Jahren weiter auseinander gehen, denn bei den erneuerbaren Energien werden auch weiterhin technologische Fortschritte erwartet, die die Stromgestehungskosten weiter nach unten drücken. Eine aktuelle Umfrage des Lawrence Berkeley National Laboratory aus den USA unter Windenergieexperten geht von Kostensenkungen von 24 bis 30 Prozent für Windenergie bis zum Jahr 2030 aus, für das Jahr 2050 sehen Experten sogar Kostenreduzierungen zwischen 35 und 41 Prozent im Bereich des Machbaren. Größere, effizientere Turbinen, sowie niedrigere Investitions- und Betriebskosten sind der Schlüssel zu immer günstigerem Strom.
Was die Investitionen angeht, liegen die Erneuerbaren schon heute weit vorne: So wurden im Jahr 2015 256 Milliarden Euro in 154 Gigawatt erneuerbare Energien investiert, darunter machen Wind und Solar mit 76 Prozent den größten Anteil unter sich aus. Im Vergleich dazu wurden letztes Jahr nur 97 Gigawatt neue fossile Kraftwerke errichtet, wie der World Energy Council kürzlich in der Studie „Variable Renewables Integration in Electricity Systems 2016 – How to get it right“ veröffentlichte.
Trotzdem gibt es auch warnende Stimmen, denn trotz des dynamischen Ausbaus Erneuerbarer Energien sinken aufgrund des hohen Kohleanteils an der Stromerzeugung zum Beispiel in Deutschland die Treibhausgasemissionen nur sehr langsam. „Wenn man die Entwicklung der letzten zehn Jahre zugrunde legt, erreichen wir erst in 150 Jahren eine klimaneutrale Stromerzeugung – von Wärme und Verkehr ganz zu schweigen. Damit der bisher erfolgreiche Ausbau der Erneuerbaren Energien seine Klimaschutzwirkung entfalten kann, muss also noch mehr passieren“, kommentiert Philipp Vohrer, Geschäftsführer der Agentur für Erneuerbare Energien, die Situation anlässlich des Zero Emissions Day gestern.
Stromerzeugung und Kohlenstoffdioxidausstoß des Stromsektors in Deutschland (Grafik: AEE)
„Es ist keine Lösung, die besonders klimaschädliche Braunkohle einfach in etwas effizienteren Kraftwerken zu verstromen. Erneuerbare Energien können und müssen nicht nur Atomkraft, sondern auch Kohle ersetzen. Wer es ernst meint mit dem Klimaschutz, darf nicht zulassen, dass Deutschland Weltmeister beim Export von überschüssigem und dreckigem Kohlestrom bleibt“, so Vohrer.
Die Zahlen sprechen also eine eindeutige Sprache. Das Ende für Kohlestrom wird kommen - bleibt zu hoffen, dass es bald so weit ist.
- Autor:
- Katrin Radtke
- Email:
- kr@windmesse.de
- Keywords:
- Studie, Kohlestrom, Erneuerbaren Energien, Atomstrom, Windenergie, Solar, Klimagipfel
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