Welchen Einfluss haben Windturbinen auf den Tourismus?

Ohne die ansässige Bevölkerung geht heutzutage in der Windenergiebranche gar nichts mehr. Und die wenigsten Gemeinden lässt die Aussicht auf Turbinen vor der eigenen Haustür noch in Verzückung geraten. Ganz im Gegenteil: Gerade in Regionen, die stark vom Tourismus abhängig sind, werden die Anlagen immer wieder mit der Begründung abgelehnt, dass ein Windpark angeblich Touristen abschreckt. Aber ist das wirklich so? Bisher gab es kaum Studien, die sich intensiver mit diesem Thema beschäftigt haben.

Abhilfe schafft nun eine Studie von Biggar Economics aus Schottland. Dort hat es in den vergangenen Jahren einen regelrechten Windkraftboom gegeben: Die installierte Leistung ist von 2 Gigawatt im Jahr 2009 um 121 Prozent auf 4,9 Gigawatt im Jahr 2014 gestiegen. Aber auch die Anzahl der Beschäftigten im Segment des nachhaltigen Tourismus ist im gleichen Zeitraum um mehr als 10 Prozent gewachsen.

In den meisten Bereichen ist die Zahl der Angestellten im Tourismus-Sektor angestiegen (Quelle: Biggar Economics)

Betrachtet man die schottische Wirtschaft als Ganzes, würde dies darauf hindeuten, dass sowohl der nachhaltige Tourismus als auch Onshore-Wind nebeneinander bestehen und wachsen können. Die Urheber der Studie sind allerdings noch weiter gegangen und haben sich Gemeinden näher angeschaut, in deren unmittelbarer Umgebung ein Windpark errichtet wurde. Haben die Turbinen Auswirkungen auf den lokalen Tourismus in den kleinen Gemeinden, vor allem auf dem Land, wo viele Einwohner auch direkt im Tourismus-Bereich tätig sind?

In den meisten Gebieten Schottlands ist die Anzahl der Beschäftigten im Bereich des nachhaltigen Tourismus im untersuchten Zeitraum von 2009 bis 2013 angestiegen. Allerdings ist die Onshore-Windenergie in einigen windreichen Regionen stärker angewachsen als in anderen. Deshalb wurden für die Studie nur die Regionen herangezogen, in deren Umgebung der Anstieg an installierter Windenergiekapazität am größten war.

In fünf dieser acht Regionen ist parallel zur Windkraft auch der Bereich des nachhaltigen Tourismus stärker angestiegen als im Rest Schottlands, in drei Gebieten dagegen unterdurchschnittlich im Vergleich. Schaut man sich aber wiederum die Ergebnisse in der unmittelbaren Nachbarschaft der einzelnen Windparks an, gibt es signifikante Unterschiede, die sich nicht allein mit dem Bau von Turbinen erklären lassen.

Aus diesem Grund kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass es überhaupt keinen Zusammenhang zwischen dem Bau von Windparks in einzelnen Regionen und der Anzahl der Beschäftigten in der Tourismus-Branche gibt. Die Faktoren sind jeweils vielfältiger und lassen sich nicht an der Windenergie allein festmachen. Wenn also die Anzahl der Touristen in einer Region an der schottischen Ostküste sinkt, liegt das nicht allein an den Turbinen, die man zwischen Hügeln heraus ragen sieht. Es könnte auch damit zu tun haben, dass Donald Trump in der Nachbarschaft einen Golfplatz betreibt...

Die Studie ist hier einsehbar.