2024-12-22
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SKF Solution Factory: Portal zu einer Fülle maßgeschneiderter Möglichkeiten

Vor fünf Jahren hat SKF das Konzept der „Solution Factory“ aus der Taufe gehoben. Im Interview erläutert Jürgen Blum, Manager Services und Solution Factory bei SKF in Schweinfurt, das Erfolgsrezept des cleveren Geburtstagskindes – und was der Kunde davon hat.

Angeblich gibt es heutzutage ja keine Probleme mehr, sondern nur noch „Herausforderungen“. Und was, wenn eine solche Herausforderung die eigenen Kräfte übersteigt? Und auch keine „Lösungen von der Stange“ verfügbar sind? Dann hat man doch ein Problem. In vielen industriellen Problemfällen weiß die deutsche Solution Factory von SKF Abhilfe, wie deren Leiter Jürgen Blum im Gespräch berichtet.

Herr Blum, wie erklären Sie einem interessierten Neukunden, was eine SKF Solution Factory ist?

Jürgen Blum: Im Grunde ist eine Solution Factory die ideale Anlaufstelle zum breit gefächerten Engineering- und Service-Geschäft von SKF. Unser entsprechendes Dienstleistungsangebot umfasst beispielsweise die Instandhaltungsberatung, die Zustandsüberwachung oder auch die Montage, Demontage und Ausrichtung von Kundeninstallationen. Hinzu kommt der Spindelservice für Werkzeugmaschinen. Außerdem bieten wir Schadensanalysen und Trainings an. Wer mag, kann uns auch ein Projektmanagement anvertrauen. Davon abgesehen kümmern wir uns noch um „service-nahe“ Produkte, also etwa um Werkzeuge für die Instandhaltung oder auch Laserausrichtsysteme und dergleichen. Das wichtigste aber ist: Sollte ein Kunde im vorhandenen Portfolio von SKF nicht die perfekte Lösung für seine Problemstellung finden, werden unsere Solution Factory-Experten in Zusammenarbeit mit dem Kunden eine maßgeschneiderte Lösung entwickeln. Dazu greifen meine Kolleginnen und Kollegen auf sämtliche Ressourcen zurück, die wir in der SKF haben. Das sind eine Menge Ingenieurswissen, ein großer Erfahrungsschatz in verschiedensten Industriezweigen und natürlich eine breite Palette an Produkten und Dienstleistungen, die sich mit dem entsprechenden Know-how präzise an die Kundenbedürfnisse anpassen lassen.

Wie gestaltet sich ein solcher Prozess in der Praxis?

Jürgen Blum: Mal angenommen, Sie sind Werksleiter eines Produktionsbetriebes und wollen die Effizienz Ihrer Anlagen steigern. Zu diesem Zweck sollte man beispielsweise ungeplante Stillstände so weit wie irgend möglich vermeiden. Also wäre es eine gute Idee, Ihre Produktionsfachleute mit unseren Instandhaltungsberatern an einen Tisch zu setzen. Im engen Austausch kann diese Expertenrunde ganz sicher noch Optimierungspotenziale in Sachen Instandhaltung ermitteln. Ergibt sich hieraus zum Beispiel der Bedarf an einer zustandsorientierten Instandhaltung, dann kommen unsere Condition Monitoring-Ingenieure ins Spiel: Sie erstellen maßgeschneiderte Überwachungs- oder Maschinenschutzkonzepte, die nach ihrer Installation wertvolle Informationen über den „Gesundheitszustand“ der Anlage liefern. Dadurch wird der Betreiber der Anlage rechtzeitig gewarnt, wenn beispielsweise mal ein Messwert eine kritische Größe überschreitet. Dank dieses „Frühwarnsystems“ lässt sich ein ungeplanter Stillstand in aller Regel vermeiden, und das langsam streikende Bauteil kann im Rahmen einer geplanten Reparatur ersetzt werden. Um die Schadensursache herauszufinden, untersuchen wir die defekte Komponente gerne in unserem Schadensanalyse-Center. Aus den dabei gewonnen Erkenntnissen leiten wir dann eine optimierte Lösungen ab, die unsere Servicetechniker schließlich vor Ort einbauen. Falls erforderlich, können Sie Ihre Mitarbeiter in unserem Trainingszentrum übrigens für die möglicherweise neuen Anforderungen im Job schulen lassen.

Das klingt beinahe danach, als würden Sie im Rahmen der Lösungsfindung auch Forschungs- und Entwicklungsarbeit leisten…

Jürgen Blum: Das ginge dann doch etwas zu weit. Im Gegensatz zu einem klassischen Forschungs- und Entwicklungszentrum betreibt eine Solution Factory beispielsweise keine Grundlagenforschung. Wir arbeiten ausschließlich im Auftrag des Kunden und sorgen gemeinsam mit unseren Kollegen aus der Anwendungstechnik dafür, dass eine optimale Lösung zur vereinbarten Zeit zur Verfügung steht. Je nach Umfang und Komplexität der Aufgabe werden die Projekte durch erfahrene, zertifizierte Projektleiter koordiniert. Die wiederum sorgen dafür, dass die zur Lösungsfindung erforderlichen Kompetenzen auch zielführend eingesetzt werden. Allerdings helfen uns die Ergebnisse und Erfahrungen unserer F&E-Bereiche natürlich dabei, unseren modularen „Technologie-Baukasten“ kontinuierlich zu erweitern. So können wir die neu gewonnenen Erkenntnisse in innovative Kundenlösungen einfließen lassen.

Haben Sie dadurch womöglich schon eine Problemlösung in der Tasche, bevor sich ein Kunde überhaupt danach sehnt?

Jürgen Blum (lacht): Kann durchaus sein! Aber mal im Ernst: Natürlich gehen wir regelmäßig auf unsere Kunden zu, um sie über den Mehrwert neuer Lösungsangebote zu informieren. Ebenso selbstverständlich ist es jedoch, dass nicht jeder alles wissen kann. Und das gilt angesichts des raschen Fortschritts in Sachen Produkt- und Dienstleistungsinnovation umso mehr. Manches davon stand bis vor Kurzem einfach noch nicht zur Verfügung; kann jetzt aber plötzlich dazu beitragen, bestehende Designs oder Prozesse zu verbessern. Um unseren Kunden möglichst flott eine topaktuelle Lösung zu präsentieren, nutzen wir selbst eine Art „internen Know-how-Transfer“. Dieser Erfahrungsaustausch findet zwischen insgesamt 1.500 Mitarbeitern unserer derzeit 28 Solution Factories in 22 Ländern statt. Denn das, was irgendwo auf der Welt schon mal hervorragend funktioniert hat, kann ja auch an anderer Stelle oder sogar in einem ganz anderen Industriezweig zum Erfolg führen, wenn sich die jeweiligen Aufgaben auch nur annähernd ähneln. Jedenfalls steht dieser Erfahrungsschatz jeder „ortsansässigen“ Solution Factory zur Verfügung. So versetzt er die dortigen Experten, die natürlich die lokalen Gegebenheiten kennen und die Landessprache sprechen, in die Lage, den Kunden zeitnah und kompetent mit einer für ihn passenden Lösung zu beliefern.

Lernen Sie bei Ihren Einsätzen „vor Ort“ eigentlich immer noch dazu?

Jürgen Blum: Absolut! Schließlich gibt es in jedem Produktionsablauf verschiedene, spezifische Herausforderungen, die womöglich den Erfolg bzw. die gesetzten Ziele oder KPIs (Key Performance Indicators) des Kunden gefährden. Deshalb nehmen wir die Gegebenheiten bei jedem Kunden ganz genau unter die Lupe. Gelegentlich stellt sich dabei heraus, dass wir in Teilbereichen auf bereits bestehende Lösungen zurückgreifen können, aber in der Regel entspringt einem solchen Projekt immer eine neuartige, wirklich maßgeschneiderte Lösung – also ein Ansatz, den es zuvor in dieser Konstellation noch gar nicht gab. Das fordert natürlich auch jedes Mal von Neuem die Kompetenz und Kreativität unserer Ingenieure und Techniker. Dabei geht der entsprechende „Erfindergeist“ durchaus Hand in Hand mit unserer Routine – etwa in Sachen Montage, geometrische Vermessungen und Ausrichtungen, Schwingungsdiagnosen, Schadensanalysen, Spindelreparaturen, usw.. Unsere diesbezügliche Erfahrung sorgt nämlich dafür, dass sich der Kunde so schnell wie möglich wieder auf seine eigentliche Aufgabe konzentrieren kann – allen Neuerungen zum Trotz.

Wie tief können Sie in die Systeme Ihrer Kunden überhaupt eintauchen?

Jürgen Blum: Je nach Aufgabenstellung kann das durchaus bis hinunter zu den „Fundamenten“ seiner Systeme und Prozesse reichen. Ein Beispiel: Wenn wir dem Kunden eine wirklich optimale Instandhaltungsstrategie empfehlen wollen, bedarf das zunächst mal einer ausführlichen Analyse des Ist-Zustandes. Dabei wird unter anderem – in gewissenhafter, strukturierter Art und Weise – die Kritikalität der zu bewertenden Baugruppen ermittelt. Ein anderer Ansatz ist die Potenzialanalyse, bei der im Rahmen von 40 Fragen – ebenfalls strukturiert, versteht sich – verschiedene Verbesserungsmöglichkeiten ausgearbeitet werden. Die gefundenen Optionen können dann im Zuge einzelner Projekte weiterbearbeitet werden. Unter dem Strich bleibt festzuhalten: Der Erfolg der gesamten Maßnahmen hängt entscheidend davon ab, wie viel Offenheit und Vertrauen sich die beteiligten Partner entgegenbringen.

Ihre Solution Factory feiert inzwischen fünften Geburtstag. Waren in dieser Zeit auch Projekte dabei, die SKF ohne ihre Existenz nicht gewonnen hätte?

Jürgen Blum: Da ließen sich durchaus einige Beispiele finden. Allerdings kann man die entsprechenden Erfolge nicht einfach der Solution Factory allein zuschreiben. Denn im Kern unserer Tätigkeit liegt die Teamarbeit: Um die Wettbewerbsfähigkeit unserer Kunden so gut wie irgend möglich zu fördern, bündeln wir die Kenntnisse und Fähigkeiten von Kollegen aus der Anwendungsberatung, dem Verkaufsaußen- und -innendienst und vielen anderen. Indem wir sämtliche SKF Kompetenzen zielgerichtet kanalisieren, profitiert jeder einzelne Kunde am Ende von einer perfekt angepassten Lösung. Insofern können die Kunden die Solution Factory quasi als SKF Portal zu einer Fülle maßgeschneiderter Möglichkeiten betrachten.

 

Quelle:
SKF
Link:
www.skf.com/...



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