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Neue Serie: Offshore-Windparks in Europa
Auf dem Meer wird gebaut. Deutschland ist trotz der anhaltenden Diskussion um die Reform des EEG damit beschäftigt, Offshore-Windparks zu errichten. Zur Zeit befinden sich mehrere im Bau, fast täglich gibt es Erfolgsmeldungen durch das Erreichen eines neuen Bauabschnitts oder die Errichtung einer fertigen Anlage. Um den Überblick nicht zu verlieren, möchte Windmesse in den kommenden Offshore Lettern die Entwicklung auf dem Wasser im Auge behalten und den Lesern Updates zu den einzelnen Parks bieten.
Trianel Windpark Borkum
Der Trianel Windpark Borkum, früher bekannt unter dem Namen Borkum West II, wird derzeit 45 km nördlich der Insel Borkum errichtet. Auf einer Fläche von 56 km² werden seit Sommer 2013 in einem ersten von zwei Bauabschnitten 40 Turbinen aufgestellt, die über insgesamt 200 MW Leistung verfügen. Der zweite Bauabschnitt wird den Park in seiner Größe noch einmal verdoppeln. Dann sollen 400.000 Haushalte mit Ökostrom beliefert werden.
Der Wind auf der Nordsee weht beständig, weshalb der Park 3500-4000 Vollnutzungsstunden bringen und insgesamt 750 GWh Strom pro Jahr liefern wird. Das Projekt, das insgesamt 1,6 Milliarden Euro kostet, wird von der EU im Rahmen des Europäischen Programms zur Konjunkturbelebung mit 40 Millionen Euro unterstützt.
Im Sommer diesen Jahres wird mit Fertigstellung des ersten Bauabschnitts geplant. Allerdings zeigt sich auch am Trianel Windpark deutlich, warum gerade die Offshore-Windenergiebranche langfristige und stabile gesetzliche Vorgaben braucht: Die Idee für den Bau dieses Parks stammt aus dem Jahr 2006. Das inzwischen insolvente Unternehmen Prokon stellte damals beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie einen Antrag auf Nutzung der Fläche, der 2008 genehmigt wurde.
Im Jahr 2009 wird eine Projektgesellschaft gegründet, die Besitzverhältnisse ändern sich: Trianel übernimmt alle Rechte an der Fläche und beginnt nach Investoren zu suchen. Heute stehen hinter dem Windpark 33 Stadtwerke und regionale Versorger unter der Schirmherrschaft von Trianel. Die Idee dahinter ist eindeutig: „Mit Ökostrom aus dem eigenen Kraftwerk werden wir unabhängiger von den vier großen Energiekonzernen und können unseren Kunden klimafreundlichen Strom zu fairen Preisen anbieten“, wie die beteiligten Versorger betonen.
Dabei leisteten die Errichter des Parks auch Pionierarbeit. Vor dem angepeilten Baubeginn der Fundamente und Gründungsstrukturen im Sommer 2011 musste zunächst eine Handhabung gefunden werden, wie man die Meeressäuger der Region am besten schützen kann. Die Methode des Blasenschleiers wurde ausgewählt und „...gemeinsam mit der Hydrotechnik Lübeck GmbH, der BioConsult GmbH & Co.KG in Husum und der ITAB GmbH in Oldenburg wird diese Schallschutztechnik nun beim Bau des Trianel Windparks im Großeinsatz erprobt und getestet”, wie auf der Park-Homepage nachzulesen ist.
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Einrammens der Pfähle wurde im Sommer letzten Jahres mit der eigentlichen Errichtung der Windkraftanlagen begonnen. Der Park wird mit Areva Multibrid 5000 bestückt, 5 MW-Anlagen, die bereits im deutschen Testpark alpha ventus im Einsatz sind. Die Anlagen werden auf den Tripod-Sockeln aufgestellt und mit einer Turbinenhöhe (inklusive Rotorblatt) von 148 Meter über das Wasser ragen. Zum Vergleich: Der Kölner Dom ist 157 Meter hoch, die Cheopspyramide in Ägypten mit 147 Metern sogar einen Meter kleiner als diese Offshore-Windkraftanlage. Das Gewicht eines solchen 'Mini-Kraftwerks' beträgt mehr als 1000 Tonnen.
Damit der Strom der Anlagen an Land transportiert werden kann, wurde parallel dazu von Alstom mit dem Bau der Umspannplattform 'BW 0' begonnen. Dort kommt der Strom aus den 80 Anlagen zusammen, wird auf 155 kV umgespannt und weiter geleitet zur HGÜ-Konverter-Plattform „Dol Wind alpha“, von wo aus Netzbetreiber TenneT den Strom an Land schickt.
Hier machten sich aber auch die ersten Probleme bemerkbar: Es kam zu Verzögerungen beim Bau der Konverter-Plattform, die das gesamte Projekt hinter den Zeitplan zurückfallen ließen. Trianel blieb schließlich nichts anderes übrig, als TenneT auf Schadenersatz zu verklagen. Aber auch beim Bau der Anlagen selbst tauchten Probleme auf: Im Herbst letzten Jahres sorgten die beiden Orkane Christian und Xaver dafür, dass die Arbeiten auf See mehrere Tage ruhen mussten. Der Wellengang und die hohen Windgeschwindigkeiten machten es unmöglich, mit der Installation fortzufahren.
Nach Abschluss der Winterkampagne sieht die Lage allerdings mittlerweile wieder positiv aus: Zwei Drittel des Windparks sind errichtet, 75 Prozent der Innerparkverkabelung fertiggestellt, wie die Betreiber vor rund einer Woche mitteilten. 25 Areva-Anlagen der ersten 40 sind installiert. Die Inbetriebnahme des Parks ist für diesen Sommer geplant.
Nach Komplett-Fertigstellung wird der Trianel Windpark dafür sorgen, dass im Jahr rund 1,6 Millionen Tonnen CO2 eingespart werden können – ein wichtiger Beitrag für das Erreichen der deutschen Klimaschutzziele, wo der hohe Kohleverbrauch der letzten Monate für eine schlechte Bilanz gesorgt hatte.
- Quelle:
- Katrin Radtke
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- Windpark, Umspannplattform, Turbine, Tripod, Offshore, MW