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Ein weißer Fleck auf der Windenergie-Landkarte: Russland im Windmesse Newsletter
Medienwirksam besuchte Präsident Wladimir Putin zusammen mit Angela Merkel die Hallen der verschiedenen Industriezweige. Auch in der Windhalle 27 schaute er mit der Kanzlerin vorbei. Dort zeigte ihm Angela Merkel die Messestände von Vestas und Enercon. Es bleibt zu hoffen, dass Putin dort gut aufgepasst hat, denn er dürfte viel Neues erfahren haben: Sein eigenes Land ist bisher ein weitestgehend weißer Fleck auf der Landkarte der Windenergie-Branche.
Als Putin längst wieder weg war, hielt seine Landsfrau Viktoria Matkovskaia, Vorsitzende des Vorstandes der Russian Association of Wind Power Industry (Rawi), zusammen mit einem Kollegen einen Vortrag über die Zustände im größten Flächenland der Erde. Dort mangelt es bisher an allen Ecken und Enden, was die Windenergie-Branche angeht. Da Russland reich an natürlichen Rohstoffen ist, hat sich das Land bisher nur rudimentär mit der Erschließung von alternativen Energiequellen wie Sonne oder Wind beschäftigt. So fehlt zum Beispiel noch immer eine gesetzliche Grundlage, was die Aufstellung und Förderung von Windkraftanlagen angeht. Matkovskaia hofft darauf, dass noch in diesem Jahr zumindest hier endlich die Basis geschaffen wird, damit Investoren aus dem Ausland ein realistisches Interesse am Bau von Windparks entwickeln können. Eine Industrie ist dementsprechend bisher nicht vorhanden, lediglich einige Projekte befinden sich in einem ersten Status der Planung.
Seit ungefähr zehn Jahren beschäftigt sich der russische Staat überhaupt erst mit dem Thema der Windenergie. Ein Gesetzespaket wurde zwar schon mehrfach angekündigt, dessen Raitifizierung ist bisher aber stets verzögert worden. Hier fehlt es bislang vor allem an der Lobby, die darauf besteht, dass schnell die Grundlagen geschaffen werden, um die Entwicklung voranzutreiben.
Dabei wird die Windenergie in Russland dringend benötigt. Gerade im Osten des riesigen Landes fehlt eine ausreichende Energieversorgung der Bevölkerung. Eine Situation, die sich in Zukunft mit wachsender Einwohnerzahl noch verschärfen wird. Doch von diesem Ausbau ist das Land wortwörtlich noch meilenweit entfernt. Erste Projekte werden derzeit vor allem im ohnehin hoch entwickelten Westen vorangetrieben. Dort soll ein Hightech-Gebiet entstehen, das zunächst grundsätzlich für den Aufbau eines Marktes im Land sorgen soll, bevor die Erschließung des Ostens vorangetrieben wird. Besonders das Gebiet um die Stadt Jeisk in der Krasnodar-Region im Südwesten Russlands liegt dabei im Fokus der Entwickler, aber auch im Nordwesten (Archangelsk) sind einige Gebiete in den Mittelpunkt des Interesses gerückt.
Im Moment werden dort vor allem noch Windmessungen durchgeführt, um die Effizienz möglicher Anlagen im Vorfeld zu testen. Es gibt aber bereits jetzt wachsende Gebiete im Land, die mit Energie unterversorgt sind, sodass besonders dort der rasche Aufbau einer Windenergiebranche vonnöten ist. Dabei handelt es sich neben bevölkerungsarmen, kaum erschlossenen Gebieten vor allem um die Gegenden im Land, die von der Industrie bereits intensiv genutzt werden. Dort können die fossilen Brennstoffe heute schon nicht mehr in ausreichendem Maße gefördert werden. Neuste Studien der Forschungsinstitute vor Ort besagen, dass die Windenergie gerade hier entscheidende Vorteile bringen könnte, da sie wesentlich effizienter als fossile Brennstoffe nutzbar ist.
Auch der Aspekt des Umweltschutzes hat bisher in Russland keine große Rolle gespielt, erst mit dem Voranschreiten der Globalisierung und dem Versuch der Einbindung in internationale Klimaschutzabkommen bewegt sich das Land langsam Richtung Alternative Energien. Gerade die Förderung der fossilen Brennstoffe hat in der Vergangenheit für eine massive Verschmutzung der Umwelt gesorgt, weshalb auch hier die Windenergie entscheidende Neuerungen mit sich bringen wird.
Die einzige Firma, die sich bisher in das 'Entwicklungsland' Russland vorgewagt hat, ist der Anlagenhersteller Vensys. Erst vor Kurzem gab der dänische Hersteller Vestas bekannt, ebenfalls einige Projekte in Planung zu haben. Sobald eine gesetzliche Grundlage geschaffen ist, dürfte sich diese Situation aber schnell verändern. Dabei ist zu beachten, dass auf dem russischen Markt noch wahre Pionierarbeit geleistet werden muss, denn wie auf Nachfrage während des Vortrages erklärt wurde, müssten zum Beispiel selbst die örtlichen Bau- und Montagefirmen auf die Herausforderungen von der Aufstellung einer Windenergieanlage vorbereitet werden – sonst „...würde das Gebilde nicht mehr viel Ähnlichkeit mit den Konstruktionplänen haben...“, so Matkovskaia.
Ein langer Weg also, den es zu beschreiten gilt, wenn die ehrgeizigen Ziele, 2014 mit der Komponentenfertigung in Russland zu starten, wirklich erreicht werden sollen. Back to the roots für eine Industrie, die sich auch im Westen erst in den letzten Jahren von einer Pionier- zu einer Hightech-Branche entwickelt hat.
- Source:
- Windmesse Online Redaktion
- Author:
- Katrin Radtke
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- Windpark, Enercon