2024-11-23
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Entwicklungsländer übernehmen mehr und mehr die Führung beim Ausbau von erneuerbarer Energie

Während sich die Industrienationen noch immer schwer tun bei der Energiewende, fällt es Entwicklungs- und Schwellenländern mittlerweile leichter, ihre Energieversorgung auf erneuerbare Quellen umzustellen. Dies belegen verschiedene aktuelle Studien.

Die G20 als führende Industrienationen der Welt tun sich schwer beim Umstieg auf erneuerbare Energie (Windmesse berichtete). Nach dem zunächst stark ansteigenden Zubau für Solar- und Windprojekte hakt es nun oftmals beim Netzausbau und der notwendigen Sektorkopplung, um die im Pariser Abkommen festgelegten Klimaschutzziele auch tatsächlich zu erreichen.

Aktuell steht Deutschland bei dieser Entwicklung im unrühmlichen Mittelpunkt, weil die eingesetzte Kohlekommission noch immer keine Ergebnisse zum Kohleausstieg vorlegen kann. Dass sich die Stimmung in der Wirtschaft aber bereits seit einiger Zeit verschlechtert, zeigen die Zahlen des neuen Allianz Klima- und Energiemonitors. Auf Basis der Investitionen im Jahr 2017 verliert Deutschland seinen Spitzenplatz als attraktivster G20-Markt für erneuerbare Energie an Frankreich. Mit Großbritannien auf Rang drei und Italien auf Rang vier führen dennoch die europäischen Märkte die G20-Staaten an.

„Die erneuerbaren Energien in Frankreich, Deutschland und Großbritannien profitieren von stabilen Markt- und Investitionsbedingungen sowie von einem größtenteils positiven Politikumfeld“, erklärt Co-Autor Professor Niklas Höhne vom NewClimate Institute die Ergebnisse. "Allerdings gibt es auch bei den Bestplatzierten noch ungenutztes Potenzial: Frankreichs Ausschreibungen für neue Anlagen sind zum Beispiel oft zu niedrig dotiert und der Solarenergiemarkt in Großbritannien ist nach politischen Reformen rückläufig."

Frankreich schubst Deutschland vom Thron. Trotzdem reichen die Zahlen nicht aus, um den Klimawandel aufzuhalten (Grafik: Allianz)

Nichtsdestotrotz haben sich in den meisten anderen G20-Staaten die Investitionsbedingungen für erneuerbare Energien im vergangenen Jahr grundsätzlich verbessert. Auch Schwellenländer wie China und Indien bieten mittlerweile stabilere Rahmenbedingungen für Kapitalgeber als im Vorjahr. "Der Infrastrukturausbau für Solar- und Windenergie gilt als wichtigster Erfolgsfaktor für die Einhaltung der Pariser Klimaziele", erläutert Katharina Latif, Leiterin Corporate Responsibility der Allianz Gruppe. "Die Risiken des Klimawandels können nur gemeinsam von engagierten Regierungen, Unternehmen und der Zivilgesellschaft abgefedert werden."

Dabei bekommen die G20-Staaten unterdessen Unterstützung von unerwarteter Seite. Eine gestern von Bloomberg New Energy Finance (BNEF) veröffentlichte Untersuchung zeigt, dass gerade die Schwellen- und Entwicklungsländer immer stärker dazu beitragen, dass der Ausbau der Erneuerbaren weltweit stark wächst. Die steigende Stromnachfrage bei sinkenden Technologiekosten und teilweise eine innovative Politikgestaltung haben es den Entwicklungsländern ermöglicht, ihren Anteil am Ausbau zu vergrößern. Die von BNEF im Rahmen des jährlichen Climatescope-Projekts befragten Schwellenländer trugen gemeinsam dazu bei, dass 2017 weltweit die meisten neuen Kapazitäten für saubere Energien hinzugefügt und neue Mittel bereitgestellt wurden. Diese Länder spielen auch eine führende Rolle bei der Senkung der Kosten für saubere Energie, sodass der Zugang zu Energie ohne Erhöhung der CO2-Emissionen erweitert werden kann.

Der Anteil der Erneuerbaren steigt in Entwicklungs- und Schwellenländern weiter rasant an (Grafik: BNEF)

„Es ist eine ziemliche Wende. Noch vor wenigen Jahren argumentierten einige, dass weniger entwickelte Länder die Stromerzeugung mit kohlenstofffreien Quellen nicht ausbauen könnten oder sollten, weil diese zu teuer seien", betont Dario Traum, BNEF Senior Associate und Climatescope-Projektmanager. "Heute sind diese Länder führend, wenn es um Einsatz, Investitionen, politische Innovationen und Kostensenkungen geht."

Die Untersuchung zeigt auch, dass das Geld für saubere Energie an immer mehr verschiedene Nationen fließt als je zuvor. Bis Ende 2017 hatten rund 54 Entwicklungsländer Investitionen in mindestens einen Windpark im Versorgungsbereich registriert, und 76 Länder hatten Finanzierungen für Solarprojekte von 1,5 MW oder mehr erhalten. Das sind 20 bzw. 3 mehr als vor einem Jahrzehnt. Auch das kann den Rückgang der Investitionen in die G20-Staaten erklären.

Trotz dieser insgesamt positiven Entwicklung bleiben aber noch einige Baustellen bestehen: Während 2017 die Investitionen in neue Kohlekraftwerke auf den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren fielen, stieg die tatsächliche Energieerzeugung aus eben diesen Kraftwerken im Vergleich zum Vorjahr um 4% auf 6,4 TWh an. Und trotz mittlerweile zahlreicher Belege dafür, dass neu errichtete Projekte aus den erneuerbare Energien die Preise für neu gebaute Kohlekraftwerke unterbieten können, werden aktuell nach Angaben von Coalswarm in Entwicklungsländern Kohlekraftwerke mit einer Kapazität von 193 GW gebaut. Rund 86% dieser Kapazität entfallen auf die Länder China, Indien, Indonesien und Südafrika – eben genau die Schwellen- und Entwicklungsländer, die zeitgleich auch kräftig an erneuerbarer Energie zubauen.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
Schwellenland, Entwicklungsland, fossile Energie, Kohle, CO2, Klimaschutz, G20, China, Indien, Indonesien, Südafrika, Deutschland, Frankreich
Windenergie Wiki:
Windpark, Sektorkopplung, MW, Energiewende, Ausschreibungen



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