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Großbritannien macht es vor: Erneuerbare marschieren an Kohle- und Atomstrom vorbei
Während in Deutschland noch darüber diskutiert wird, haben die Briten längst den Ausstieg aus der Kohle per Gesetz verankert. Und innerhalb von nur fünf Jahren gelingt ihnen nun sogar eine doppelte Trendwende: Wind und Solar haben im Jahr 2017 erstmals mehr Energie geliefert als die Kernkraftwerke des Landes, wie neue Zahlen des Wirtschafts- und Energieministeriums zeigen. Außerdem schaffen sie es in nur fünf Jahren, den Anteil der Erneuerbaren gegenüber der Kohle zu verdoppeln. Im Jahr 2017 stieg der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 29,4 Prozent, der Anteil der Kernenergie liegt bei rund 21 Prozent.
Beide Energiequellen zählen gemeinsam zu den kohlenstoffarmen Energieträgern und knacken 2017 erstmals die Marke von 50 Prozent. Ihnen ist es daher zu verdanken, dass die Briten auch noch 3 Prozent weniger Treibhausgase abgesondert haben.
Besonders die Windenergie hat ihren Teil zu den guten Statistiken beigetragen, wie der Branchenverband RenewableUK betont: 15% des gesamten Strombedarfs von Großbritannien werden mittlerweile von der Windenergie gedeckt. Im Vorjahr lag der Anteil noch bei 11 Prozent, aber aufgrund von Kapazitätssteigerungen und höheren Windgeschwindigkeiten ist eine Steigerung um fast ein Fünftel zu verzeichnen – ein Rekord. Mittlerweile werden 12,7 Millionen Haushalte in Großbritannien darüber versorgt.
"Diese offiziellen Zahlen bestätigen, dass es ein weiteres Rekordjahr für die Windenergie war", erklärt Emma Pinchbeck, Geschäftsführerin von RenewableUK. "Der Übergang zu einem intelligenten, erneuerbaren Energiesystem ist in vollem Gange. Die Kosten für neuen Offshore-Wind haben sich 2017 halbiert und Onshore-Wind ist bereits die billigste aller neuen Stromquellen in Großbritannien."
Stromproduktion in Großbritannien im Vergleich 2016/2017 (Grafik: Britische Regierung)
Also läuft alles rund auf der Insel? Nicht ganz, denn obwohl das Potenzial der Erneuerbaren dank zu erwartenden technologischen Verbesserungen in den kommenden Jahren noch lange nicht ausgeschöpft ist, hält die britische Regierung an ihren Plänen zum Bau eines neuen Atomkraftwerks fest. Hinkley Point C steht seit Langem in der Kritik, denn die Kosten explodieren immer weiter – und aus energiepolitischer Sicht ist der Bau des Meilers ohnehin nicht mehr notwendig. Allerdings stammen die Genehmigungen aus Zeiten, als Offshore-Wind noch in den Kinderschuhen steckte. Mittlerweile ist Großbritannien bei dieser Art der Energieversorgung Weltmeister.
Und auch beim Onshore-Wind gibt es Ärger: Vor einigen Jahren legte Großbritannien ein Subventionsverbot für Anlagen an Land fest. Das ist in den Augen vieler Experten überholt und verhindert den Ausbau der britischen Energieinfrastruktur. „Deshalb ist es wichtig, dass neue Onshore-Windkraftanlagen zum Wohle der Verbraucher auf dem Markt konkurrieren können“, fordert Pinchbeck ein Ende des Verbots.
Wie verschiedene Studien unter anderem der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien gezeigt haben, sind vor allem Onshore-Windparks bereits heute in der Lage, fossile Brennstoffe zu übertreffen. "Die sinkenden Preise für erneuerbare Energien erlauben es, Kohle und Gas durch kohlenstoffarme Energie zu ersetzen", pflichtet Nina Schrank, Energieaktivistin bei Greenpeace UK, ihrer Kollegin im Independent bei.
Es ist also trotz Kohleverbot auch in Großbritannien noch Luft nach oben.
- Autor:
- Katrin Radtke
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- Großbritannien, onshore, offshore, Windenergie, Atomenegie, Kohle, CO2, Förderung
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