2024-04-19
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Feuer-frei: Erster Windpark in Deutschland wird nachts abgeschaltet

Es ist ein Dauerthema, wenn es um die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung geht: Das ständige Blinken von Windkraftanlagen bei Nacht, das vielerorts die Anwohner stört. Eine Gesetzesänderung in Deutschland hat nun dafür gesorgt, dass der erste Windpark nachts abgeschaltet werden kann.

Bild: ENERTRAGBild: ENERTRAG

Dass die Umstellung der Stromerzeugung auf erneuerbare Energien erfolgen muss, findet mittlerweile breiten Rückhalt in der Bevölkerung. Wenn es allerdings darum geht, die immer größer werdenden Windkraftanlagen in der eigenen Nachbarschaft zu haben, sinkt die Akzeptanz oft schnell. Ein von Gegnern immer wieder vorgebrachtes Argument ist das Dauerblinken der Anlagen im Dunkeln. Nach einer Gesetzesänderung soll das aber in Zukunft kein Problem mehr sein.

Generell müssen weltweit alle Hindernisse, die die Flugsicherheit gefährden könnten, laut des Abkommens über die internationale Zivilluftfahrt (Chicagoer Abkommen) besonders gekennzeichnet werden. Allerdings hat jedes Land, das dem Abkommen beigetreten ist, einen gewissen Spielraum, die genauen Regelungen hierzu selbst festzulegen. In Deutschland müssen alle Bauwerke, die auf mehr als 100 Meter Gesamthöhe kommen, mit einer Nachtkennzeichnung ausgestattet sein. Darunter fallen auch Windenergieanlagen, die wahlweise mit einem Gefahrenfeuer, einem Feuer W, rot oder Blattspitzenhindernisfeuern (in Verbindung mit einem Hindernisfeuer) bestückt werden müssen.

In anderen Ländern gelten teilweise sehr viel strengere Richtlinien: So müssen in den USA alle Windkraftanlagen entlang der Peripherie eines Windparks bereits ab einer Höhe von 200 Fuß (61 Meter) gekennzeichnet werden. In Großbritannien ist eine Nachtkennzeichnung ab einer Höhe von 300 Fuß (91.4m) notwendig.

Die hohe Bevölkerungsdichte von 226 Einwohnern pro Quadratkilometer in Deutschland sorgt dafür, dass sich im internationalen Vergleich besonders viele Menschen vom nächtlichen Blinken gestört fühlen. Selbst im eher dünn besiedelten Nordfriesland (Schleswig-Holstein) beklagen sich die Anwohner darüber. Kein Wunder: In Schleswig-Holstein  sind mehr als 1000 Windkraftanlagen höher als 100 Meter und daher speziell gekennzeichnet.

Doch eine Gesetzesänderung Ende 2015 hat die Möglichkeiten für eine alternative Kennzeichnung in Deutschland geöffnet: Seitdem besteht die Möglichkeit, eine bedarfsgerechte Kennzeichnung an den Anlagen zu installieren. Das bedeutet, dass die Nachtfeuer so lange ausgeschaltet sind, bis sich ein Flugzeug auf mehr als vier Kilometer nähert. Erst dann wird das Flugobjekt mit Hilfes eines Sensors erfasst und das System schaltet die Hinderniskennzeichnung ein. Wenn der Himmel wieder frei ist, schaltet sich die Anlage automatisch aus.

Zu Beginn dieser Woche wurde nun der erste mit dieser Technik ausgestattete Windpark in Langenhorn-Bordelum komplett ausgeschaltet. Die Technik dazu lieferte die ENERTRAG Systemtechnik, die im Windpark zunächst bei sechs, nun bei weiteren 17 Anlagen das Airspex-System installiert hat. Dieses System überwacht den Luftraum in einem Umkreis von jeweils vier Kilometern um die Anlage herum bis zu einer Höhe von 600 Metern.

Windpark Neudorf bei Nacht (Bild: Windradfreak, CC BY-SA 3.0 de)

Um symbolisch den Aus-Knopf zu bestätigen, war Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck angereist. „Es stört viele Menschen, wenn Windanlagen nachts durchgehend blinken und es nie ganz dunkel wird. Die Technik, um das zu beenden, ist inzwischen verfügbar. Im Land haben wir deshalb Anreize zur Installation geschaffen und treiben das Thema auch im Bund voran. Wenn es wieder dunkel ist am Nachthimmel, ist das ein wichtiger Beitrag zur Akzeptanz der Energiewende.“

Um eine schnellere Einführung der bedarfsgerechten Befeuerungssysteme voranzutreiben, hat das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume in Schleswig-Holstein 2016 dieses Anreizsystem etabliert: Für neue Windkraftanlagen wurde die Möglichkeit geschaffen, bei der Verwendung von bedarfsgerechter Befeuerung einen Abschlag auf die Ersatzzahlungen für die Eingriffe in das Landschaftsbild zu erhalten. Dabei werden auch Altanlagen berücksichtigt. „Unser Ziel ist, dass nachts möglichst keine Windkraftanlagen dauerhaft blinken“, so Habeck.

Die Nachrüstung des Systems in Langenhorn hat pro Anlage laut NDR rund 28.000 Euro gekostet. Neben den Windparkbetreibern müssen sich auch die Piloten erst mit dem neuen System vertraut machen, denn beim Anschalten leuchtet die Anlage zunächst drei Mal kurz auf, bevor sie im bekannten Rhythmus blinkt. Stellt das System einen Ausfall in der Technik oder bei den Sensoren fest, wird die komplette Anlage hochgefahren und verhält sich wie üblich.

Laut Habeck ist das Interesse an der bedarfsgerechten Befeuerung groß, doch: „... Das wird wie immer noch ein bisschen dauern. Das sind alles Genehmigungsverfahren, das geht nicht von heute auf morgen. Aber ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten zwei bis drei Jahren erhebliche Dunkelheitsfortschritte sehen werden in Schleswig-Holstein."

Auch andernorts wird bereits umgerüstet: Zur Zeit wird ein weiterer Windpark in der Uckermark (Brandenburg) mit dem neuen Airspex-System ausgestattet. Das Potential ist dabei riesig: Allein in Deutschland stehen mehr als 27.000 Windkraftanlagen, vom Ausland ganz zu schweigen.

Autor:
Katrin Radtke
Email:
presse@windmesse.de
Keywords:
bedarfsgerechte Kennzeichnung, Nachtfeuer, ENERTRAG, Energiewende, Akzeptanz, Airspex
Windenergie Wiki:
Windpark



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