2024-03-29
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USA: Offshore-Markt kommt nicht in Schwung

Block Island konnte kein Momentum erzielen: Die Offshore-Windenergie kommt in den USA auch weiterhin nicht in Schwung. Mehrere Projekte in verschiedenen Entwicklungsphasen haben immer wieder mit Hindernissen zu kämpfen.

Gouverneur Gina Raimondo zerschneidet das Band für den Block Island-Windpark. (Foto: Clint Plummer)Gouverneur Gina Raimondo zerschneidet das Band für den Block Island-Windpark. (Foto: Clint Plummer)

Vor ein paar Wochen konnten die Amerikaner unter den interessierten Augen der Weltöffentlichkeit endlich Vollzug vermelden: Das erste Fundament für einen Offshore-Windpark in US-Gewässern wurde vor der Küste von Rhode Island installiert. Groß waren im Vorfeld die Hoffnungen, dass dies ein Momentum kreieren würde, um der gesamten Offshore-Windindustrie in den USA endlich den dringend benötigten Schwung zu verleihen, damit der Industriezweig wachsen kann.

Ein paar Wochen später ist nun allerdings Ernüchterung in der Branche eingekehrt. Während beim Block Island-Projekt die Installationsarbeiten auf Hochtouren laufen, läuft es bei den anderen Projekten nicht rund.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Lange Jahre galt der Cape Wind-Offshorepark als das Vorzeigeprojekt in den USA. Da es dem Entwickler-Konsortium wiederholt gelang, die unendlichen Gerichtsprozesse gegen die Gegner für sich zu entscheiden, hat die gesamte US-Windindustrie erwartet, dass vor der Küste von Massachusetts der erste Offshore-Park des Landes entstehen wird. Selbst als andere Projekte wie Block Island oder auch das Fishermen's Energy-Projekt aus New Jersey erste Erfolge in Form von Lizenzen und fertiger Finanzierung vorweisen konnten, glaubten noch alle, dass Cape Wind am Ende das Rennen um den ersten Offshore-Windpark gewinnen wird. Umso größer dann der Schock für die Branche, als es zu Beginn dieses Jahres plötzlich hieß, dass die beiden vorgesehenen Energieversorger aus ihren Verträgen mit Cape Wind wieder aussteigen, da die Finanzierung nicht gesichert war. Bis heute hat sich das Ansehen der amerikanischen Offshore-Pioniere nicht von diesem Schlag erholt.

Lizensierungsunterlagen für das Cape Wind-Projekt (Quelle: Cape Wind)

Das Block Island-Projekt ist allerdings von Anfang an in ganz anderen Dimensionen erdacht worden. Während es sich dabei nur um einen kleinen Testpark mit fünf Turbinen handelt, wurde Cape Wind von Beginn an auf eine kommerzielle Nutzung ausgerichtet: 130 Turbinen sollten insgesamt 430MW Leistung erbringen. Dieses Projekt hätte nicht nur dazu gedient, die Funktionsfähigkeit der Turbinen zu untermauern, sondern bereits weiter greifende Mechanismen wie die Vermarktung des Stroms für mehrere Zehntausend Menschen beinhaltet.

Nach dem vorläufigen Scheitern des Projekts schrecken allerdings aktuell auch weiterhin viele Unternehmen davor zurück, in die Offshore-Windbranche zu investieren. Professor James Manwell, Direktor des Wind Energy Centre an der Universität von Massachusetts Amherst, versucht sich gegenüber der australischen Newsseite news.com.au in einer Erklärung: „Es sah so aus, als wenn Cape Wind die Speerspitze sein würde. Nun, da sich Cape Wind verlangsamt hat, haben sich quasi alle verlangsamt.“ Auch Jim Gordon, Präsident des Cape-Wind-Konsortiums, sieht es ähnlich: „Es gab keinen vorgegebenen Weg, den das Projekt hätte gehen können. Wir wussten, dass es mehrere Jahre dauern würde, aber wir haben selbst nicht erwartet, dass es so lange dauert.“

Auch Jeff Grybowski hat bei Block Island ähnliche Erfahrungen gemacht. Neben dem Einholen der nötigen Genehmigungen hat es auch sehr lange gedauert, die richtigen Zulieferer in den USA zu finden, denn die Skepsis war groß.

Ausnahmen bilden die beiden Unternehmen Keystone Engineering und Gulf Island Fabrication. „Es war eine großartige Erfahrungen für unsere beiden Unternehmen aus Louisiana, die schon seit mehr als 30 Jahren in der Öl- und Gasindustrie Offshore-Erfahrung haben, zusammen zu kommen und gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten“, erzählt Kirk Meche, Präsident von Gulf Island The Advocate. Die beiden Unternehmen haben schließlich zusammen an der Konstruktion der Jacket-Foundations für den Block Island-Windpark gearbeitet und die fünf Jackets produziert.

Meche weiß aber auch, warum sich andere Unternehmen bislang so schwer mit dem Schritt in den neuen Industriezweig tun: „Wir haben da draußen fünf Plattformen, die versuchen, 30MW Strom zu produzieren. Wenn wir aber versuchen, 250 bis 300 zu produzieren, dann werden viele Menschen hellhörig.“ Noch ist der Industriezweig aus seiner Sicht also schlicht zu klein, um ernst genommen zu werden.

Das erste Jacket-Fundament für Block Island wird ins Wasser gelassen (Quelle: Jeff Grybowski)

Ein weiteres Problem, dass die amerikanische Offshore-Branche lähmt, sind Unregelmäßigkeiten in der Politik. Zwar hat Präsident Barack Obama vor Kurzem in seinem Klimaplan ausdrücklich neben Onshore- auch den Offshore-Wind erwähnt, allerdings sind die regulatorischen Hindernisse groß – und von Bundesstaat zu Bundesstaat unterschiedlich. Zu schaffen macht den Entwicklern das Fehlen von sogenannten ORECs, Offshore Renewable Energy Certificates, die von den Bundesstaaten ausgegeben werden und eine Art Garantie für die Abnahme des Stroms beinhalten. Ohne ein solches Zertifikat wollen sich die lokalen Energieversorger bisher aber nicht darauf einlassen, Verträge mit dem Offshore-Entwicklern zu unterschreiben. Vor diesen Problemen steht aktuell auch das Fishermen's Energy-Projekt, sodass sich der Bau des Atlantic City-Offshoreparks immer weiter verzögert.

Und so mutet es zwiespältig an, dass New Jersey zwar noch in diesem Jahr in weiteren Auktionen Flächen zum Bau von Offshore-Windparks abhalten will, die Voraussetzungen aber für den tatsächlichen Bau nicht erleichtert. „Der Gewinn einer Auktion ist aber wertlos, solange es keine Politik des Staates gibt, die den Offshore-Wind unterstützt“, kritisiert Grybowski bei North American Windpower das bestehende System.

Dabei ist das Potenzial für Offshore-Windenergie in den USA immens, allein auf den Flächen vor New Jersey wird eine Kapazität von 3,4GW vermutet. Wann diese ungenutzte Energie aber endlich in großem Maßstab geerntet werden kann, steht weiterhin völlig in den Sternen.

 

Autor:
Katrin Radtke
Email:
kr@windmesse.de
Windenergie Wiki:
Windpark, Turbine, Offshore, Jacket



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