2024-04-18
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„Erneuerbare Energie und Wohlstand passt zusammen“

Die Diskussion um das zukünftige Ausschreibungsmodell für die Windenergie stand auch auf der DEWEK 2015 im Mittelpunkt.

Gestern ging in Bremen die 12. DEWEK-Windenergiekonferenz zu Ende. An zwei Tagen hatten sich ca. 350 Teilnehmer in mehr als 100 Vorträgen rund um das Thema Windenergie informiert. Highlight war dabei die Podiumsdiskussion am Dienstag, zu der sich hochkarätige Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik eingefunden hatten.

Schon in der Eröffnungsrede betonte der Geschäftsführer des Veranstalters DEWI, Jens Peter Molly, dass man noch lange nicht am Ende der Innovationen angekommen sei: „Es liegt noch ein langes Stück Forschung vor uns.“ Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies, der als Gastredner anwesend war, machte auf die Bedeutung des internationalen Austauschs aufmerksam, um die Industrie gemeinsam voran zu bringen: „Der Austausch darf nicht an Ländergrenzen Halt machen – weder an nationalen, noch an internationalen.“ Entsprechend kamen die Vortragenden aus 15 verschiedenen Ländern. Besonderes Augenmerk lag dabei auf Brasilien, vor allem in Hinblick auf das beherrschende Thema: Die kommende Ausschreibungspflicht für den Bau von Windenergieanlagen.

In Brasilien werden bereits seit 2008 Ausschreibungen für Energieprojekte durchgeführt . Mit schwankendem Erfolg, wie Juarez Castrillon Lopes von EPE später auf der Podiumsdiskussion zugab: Zwar konnten bisher ausgeschriebene Projekte über 14.000 Megawatt realisiert werden und die erhoffte Preissenkung setzte zunächst ein. Als die Regularien im Jahr 2011 allerdings dem Markt angepasst werden mussten, kletterten die Energiepreise wieder nach oben. Ein Trend, der bis heute anhält.

Hermann Albers, Präsident des Bundesverbandes WindEnergie, brachte daher mehrfach seine größte Befürchtung zum Ausdruck: Die Ausschreibungen werden dafür sorgen, dass die Akteursvielfalt unter den Projektierern und Betreibern in Deutschland vor dem Aus steht, da sich langfristig nur noch die großen Energieversorger an den Ausschreibungen beteiligen können. Ein Ende der Bürgerwindparks droht. „80 Prozent der BWE-Mitglieder – momentan 20.000 – haben uns zurück gemeldet, dass sie das Ausschreibungssystem nicht mittragen und dementsprechend keine Windparks mehr bauen können. Wir halten die Ausschreibung daher für das falsche Instrument.“

Ähnlich äußerte sich auch Dr. Klaus Meier vom Projektierer wpd. Sein Unternehmen bekomme bereits heute die Unsicherheit auf dem Markt zu spüren: „Das Risiko für Kleinakteure steigt so exorbitant, dass sie nicht mehr investieren werden!“ Er machte deutlich, dass sein Unternehmen mit dieser neuen Situation höchstwahrscheinlich klarkommen werde, viele andere aber nicht. Auch für Stadtwerke werde die Situation in Zukunft schwieriger, insgesamt werden voraussichtlich viel weniger Projekte realisiert, als es noch heute der Fall ist. Die Regierung sei dabei, eine „dramatische Fehlstellung“ zu produzieren.

Die Regierung wurde auf dem Podium durch Thorsten Falk aus dem Bundeswirtschaftsministerium vertreten, der alle Mühe hatte, die Wogen zu glätten. Noch ist nicht entschieden, wie genau das Modell der Ausschreibung in Zukunft überhaupt aussehen wird. Der momentane Zeitplan sieht vor, das Ende Juni der Öffentlichkeit ein Entwurf vorgestellt wird, woraufhin eine zweimonatige Phase folgt, in der öffentliche Eingaben zum Gesetzentwurf gemacht werden können. Allerdings kam auch er nicht umhin zuzugeben, dass sich der Markt durch die Ausschreibungen verändern werde. Das sei ein Dilemma, denn: „Wenn wir heute etwas festlegen, dann ist es morgen schon falsch“. Er musste eingestehen, dass die Politiker in Berlin an ihren Schreibtischen auch nicht alles regeln können und das der Markt sich selbst regulieren müsse.

Das wiederum rief einen weiteren Teilnehmer der Diskussion auf den Plan: Niedersachsens Umweltminister Stefan Wenzel wollte von seinem Berliner Kollegen wissen, wann die Rahmenbedingungen denn tatsächlich feststehen würden. Viele Projekte hätten eine Vorlaufzeit von zwei bis drei Jahren, im Offshore-Bereich benötige man noch länger. Er sehe „heute schon einen extremen Zeitdruck“, unter dem die Bedingungen ausgehandelt werden müssen, schließlich wurde angekündigt, das bereits Ende 2016 die ersten Projekte ausgeschrieben werden sollen.

Der einzige Vertreter von einem der gescholtenen großen Energieversorger, Dr. Jörg Buddenberg von der Oldenburger EWE AG, konnte die Aufregung um die Ausschreibungen dagegen überhaupt nicht nachvollziehen: „Die Welt ist nicht zu Ende, wenn wir auf Ausschreibungen gehen! Natürlich wird sich der Markt verändern, aber ich sehe das nicht so pessimistisch.“ Er sieht das Problem eher in der Frage des Übergangs vom alten auf das neue System. „Man muss aufpassen, dass man hintenraus kein Desaster anrichtet, schließlich befinden wir uns in Deutschland nicht in einem luftleeren Raum.“ Kein Grund zur Panik also – mit dieser Position machte er sich aber auch im anwesenden Publikum keine Freunde.

Insgesamt spiegelt das auch die zweigeteilte Stimmung auf der Veranstaltung wider: Die Branche befindet sich aktuell im Aufwind, überall wird gebaut und geforscht. So hat sich allein das Budget des Bundes für die Energieforschung in den letzten zehn Jahren verdoppelt – wohl kaum ein anderer Bereich konnte so viele zusätzliche Gelder akquirieren. Deutschland wird weltweit noch immer als Vorreiter der Energiewende gesehen. Auf der Eröffnungsveranstaltung freute sich daher Dr. Georg Menzen aus dem Bundeswirtschaftsministerium noch, dass er es als positiv sehe, dass sich der deutsche Begriff „Energiewende“ international durchgesetzt habe und mittlerweile in englischsprachigen Lexika zu finden sei. Im Ausland gebe es zum Thema Energiewende nur zwei Meinungen: „Entweder hört man: 'Die Deutschen sind genial' oder es heißt: 'Die Deutschen sind verrückt, das klappt nie'.“ Daher sei es so wichtig, das es hier funktioniere, denn dann würden andere Länder nachziehen.

Aufbruchstimmung – nur eben in Deutschland nicht. Da beherrscht die Unsicherheit aufgrund der drohenden Ausschreibungen die Industrie. Es liegt nun an der Bundesregierung in Berlin, dafür zu sorgen, dass der Industriezweig der Windenergie wieder positiv in die Zukunft schauen kann, denn auf Länderebene hält man zu den Erneuerbaren. So betonte Olaf Lies: „Energiewende – Erneuerbare Energie – Wohlstand – das passt zusammen!“

Autor:
Katrin Radtke
Email:
kr@windmesse.de
Windenergie Wiki:
Windpark, Offshore, Megawatt, Energiewende, BWE, Ausschreibungen



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